Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.darauf gerichtet, die Frage als eine brennende, immer dringender einer Zie¬ Als daher auch die badische Denkschrift (Juli 1861) und die dritte In- darauf gerichtet, die Frage als eine brennende, immer dringender einer Zie¬ Als daher auch die badische Denkschrift (Juli 1861) und die dritte In- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0178" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192981"/> <p xml:id="ID_548" prev="#ID_547"> darauf gerichtet, die Frage als eine brennende, immer dringender einer Zie¬<lb/> hung der letzten Folgerungen durch Preußens Beistand bedürftige erscheinen<lb/> und zu diesem Zwecke in Hessen die Anlässe der Rivalität mit Oesterreich nicht<lb/> ausgehen zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_549" next="#ID_550"> Als daher auch die badische Denkschrift (Juli 1861) und die dritte In-<lb/> eompetenzerklärung der hessischen 2, Kammer (Jan. 1862) das schon 1860 in<lb/> dieser Frage am Bunde majorisirte und dann wegen seiner Jncorrectheit von<lb/> Oesterreich gebohnte Preußen noch nicht entschiedener stimmte, rieth Oetker,<lb/> besonders durch ein „Winke aus der Ferne" betiteltes Flugblatt, im März<lb/> 1862 immer eindringlicher zur Versagung der Steuern, indem er ausführte,<lb/> daß deren Nichtzahlen, da für ihre Erhebung nunmehr die Einwilligung von<lb/> keinerlei Volksvertretung mehr vorliege, keine strafbare Handlung sei. Die<lb/> berliner Negierung, so führte er aus, sei freilich zur rechten Stunde nicht in<lb/> rechter Weise aufgetreten, aber die Kurhessen seien mit ihren Mitteln noch<lb/> lange nicht am Ende und — „selbst ist der Mann! Preußen wird jetzt nicht<lb/> unmittelbar in Hessen eingreifen, um die Herstellung der alten Verfassung zu<lb/> erzwingen; Preußen wird aber auch der hessischen Regierung keinen Vorschub<lb/> leisten; es wird ebenso wenig zugeben können, daß andere Staaten in der<lb/> Verfassungsangelegenheit wieder Zwang üben, wenn es sich nicht selber zu<lb/> Grunde richten will. Also — selbst ist der Mann! Halten wir nur Stand!<lb/> Siegen wir nicht gleich, so siegen wir später. Und nichts stählt mehr als<lb/> ein rechtschaffener Kampf!" Wirkung hatten jedoch diese die Situation sehr<lb/> bezeichnenden Worte und jener Rath eigentlich nur in Hanau, wo derselbe<lb/> dem stets dort vorhanden gewesenen radikaleren Elemente, jedoch ohne jene<lb/> höhere Rücksicht, sehr zusagte, während in Kassel sogar in der Führung be¬<lb/> findliche Personen aus zu großer Aengstlichkeit sich hindernd in den Weg<lb/> stellten und diese Sache bei einem späteren Bekehrungsversuche durch Unge¬<lb/> schicklichkeit gründlich verdarben. Zwar suchten sie das Versäumte<lb/> alsdann durch Veranstaltung einer großen Adresse an den Bundes¬<lb/> tag zu Gunsten des Wahlgesetzes von 1849 nachzuholen, allein diese<lb/> Demonstration blieb, zumal die Adresse sehr wässerig auffiel, weit hin¬<lb/> ter dem Mittel Oetker's zurück. Dieser suchte das hellere Feuer der Bewe¬<lb/> gung wirkungsvoller im Gange zu erhalten, er setzte Alles hierzu Dienliche,<lb/> was er erreichen konnte, in Thätigkeit und wußte zum offenen Auftreten für<lb/> jenes Wahlgesetz auch Personen zu bewegen, auf welche man, wie anzuneh¬<lb/> men stand, ihrer Richtung oder früheren Stellung wegen in Berlin einiges<lb/> Gewicht zu legen geneigt war. In der That wurde Preußen in Athem ge¬<lb/> halten, und die Fälle von Steuerversagung in Hanau, von deren Nachricht<lb/> namentlich Virchow im preußischen Abgeordnetenhause, als es sich im Februar<lb/> 1862 der hessischen Sache gründlich annahm, geeigneten Gebrauch machte,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0178]
darauf gerichtet, die Frage als eine brennende, immer dringender einer Zie¬
hung der letzten Folgerungen durch Preußens Beistand bedürftige erscheinen
und zu diesem Zwecke in Hessen die Anlässe der Rivalität mit Oesterreich nicht
ausgehen zu lassen.
Als daher auch die badische Denkschrift (Juli 1861) und die dritte In-
eompetenzerklärung der hessischen 2, Kammer (Jan. 1862) das schon 1860 in
dieser Frage am Bunde majorisirte und dann wegen seiner Jncorrectheit von
Oesterreich gebohnte Preußen noch nicht entschiedener stimmte, rieth Oetker,
besonders durch ein „Winke aus der Ferne" betiteltes Flugblatt, im März
1862 immer eindringlicher zur Versagung der Steuern, indem er ausführte,
daß deren Nichtzahlen, da für ihre Erhebung nunmehr die Einwilligung von
keinerlei Volksvertretung mehr vorliege, keine strafbare Handlung sei. Die
berliner Negierung, so führte er aus, sei freilich zur rechten Stunde nicht in
rechter Weise aufgetreten, aber die Kurhessen seien mit ihren Mitteln noch
lange nicht am Ende und — „selbst ist der Mann! Preußen wird jetzt nicht
unmittelbar in Hessen eingreifen, um die Herstellung der alten Verfassung zu
erzwingen; Preußen wird aber auch der hessischen Regierung keinen Vorschub
leisten; es wird ebenso wenig zugeben können, daß andere Staaten in der
Verfassungsangelegenheit wieder Zwang üben, wenn es sich nicht selber zu
Grunde richten will. Also — selbst ist der Mann! Halten wir nur Stand!
Siegen wir nicht gleich, so siegen wir später. Und nichts stählt mehr als
ein rechtschaffener Kampf!" Wirkung hatten jedoch diese die Situation sehr
bezeichnenden Worte und jener Rath eigentlich nur in Hanau, wo derselbe
dem stets dort vorhanden gewesenen radikaleren Elemente, jedoch ohne jene
höhere Rücksicht, sehr zusagte, während in Kassel sogar in der Führung be¬
findliche Personen aus zu großer Aengstlichkeit sich hindernd in den Weg
stellten und diese Sache bei einem späteren Bekehrungsversuche durch Unge¬
schicklichkeit gründlich verdarben. Zwar suchten sie das Versäumte
alsdann durch Veranstaltung einer großen Adresse an den Bundes¬
tag zu Gunsten des Wahlgesetzes von 1849 nachzuholen, allein diese
Demonstration blieb, zumal die Adresse sehr wässerig auffiel, weit hin¬
ter dem Mittel Oetker's zurück. Dieser suchte das hellere Feuer der Bewe¬
gung wirkungsvoller im Gange zu erhalten, er setzte Alles hierzu Dienliche,
was er erreichen konnte, in Thätigkeit und wußte zum offenen Auftreten für
jenes Wahlgesetz auch Personen zu bewegen, auf welche man, wie anzuneh¬
men stand, ihrer Richtung oder früheren Stellung wegen in Berlin einiges
Gewicht zu legen geneigt war. In der That wurde Preußen in Athem ge¬
halten, und die Fälle von Steuerversagung in Hanau, von deren Nachricht
namentlich Virchow im preußischen Abgeordnetenhause, als es sich im Februar
1862 der hessischen Sache gründlich annahm, geeigneten Gebrauch machte,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |