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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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geführt", das Überschreiten jenes Flusses dennoch eintrat, der Oberbefehls¬
haber es nicht für "angemessen" hielt, dasselbe zu inhibiren. "Die dem General
v. Steinmetz ertheilten Directiven konnten ihn nicht abhalten, günstige Um-
stände zu benutzen". -- Das zweite Kapitel schildert die Schlacht bei Spichern.
General v. Kameele, "auf Handeln nach eigenem Ermessen hingewiesen", en-
gagirt sich, und der Feind, obgleich schon im Abzüge aus seiner starken, be¬
festigten Stellung begriffen, kehrt, angegriffen, wieder in dieselbe zurück; aber
"während die verzettelt stehenden Divisionen des Corps Bazaine in planlosen
Hin- und Hermärsche das Schlachtfeld nicht erreichen, sehen wir die diesseitigen
Truppen auf den Kanonendonner herbeieilen. In frischem, soldatischem Streben
führen die Generale ihre Truppen heran, bereit, die einmal engagirten Ba¬
taillone mit allen Kräften zu unterstützen. Im Kampfe wetteifern die Truppen
in großer Bravour und unerschütterlicher Zähigkeit und werfen den starken
Gegner aus einer von ihm für uneinnahmbar gehaltenen, äußerst festen
Position."

Das dritte Kapitel schildert die Cor centration der I. Armee auf
beiden Saar-Ufern, das vierte den Vormarsch der verstärkten I. Ar¬
mee an die französische Nied. Am 10. August vor Metz angekommen,
empfahl General v. Steinmetz ausdrücklich seinen Generalen ein defensives
Verhalten. Als jedoch am Nachmittage des 14. August die Franzosen, um
ihren Rückzug durch Metz zu maskiren, gegen die ihnen folgenden Vorposten
des I. Armee-Corps Front machten und sie mit Ueberlegenheit angriffen,
ließen die Generale von Manteuffel und von Zastrow ihre Corps sofort an¬
treten, und so kam es zu der im 6. Kapitel geschilderten Schlacht von Co-
lombey-Nouilly. "So wenig wie jedoch General von Steinmetz den gegen
seinen Willen ohne seine Genehmigung begonnenen Kampf billigte, so wenig
glaubte er die Fortsetzung desselben zulassen zu sollen." Als er indessen nach
8 Uhr Abends auf dem Schlachtfelde eintraf, war der Feind bereits auf allen
Punkten siegreich abgewiesen. "Er erkannte in vollem Maße die glänzende
Tapferkeit der Truppen und die geschickte Leitung des Gefechtes an. Dagegen
mißbilligte er, daß man sich überhaupt ohne Befehl von oben in ein so ernstes
Engagement eingelassen und dasselbe in solcher Ausdehnung fortgeführt hatte,
wo die Aufgabe der I. Armee eine wesentlich defensive war und die Nähe
eines großen Kriegsplatzes jede unmittelbare Ausnutzung des Sieges unmög¬
lich machte." Die Bedeutung des Sieges von Colombey-Nouilly wird in den
Betrachtungen über die "Folgen der Schlacht" vorzugsweise in der Klärung
der Situation gefunden. -- Was den Tag von Colombey ganz ebenso
wie den von Spichern bezeichnet, das ist ein ungestümes, glühendes Vorwärts¬
drän gen der Generale und Officiere. Die volle, tiefe Entrüstung über das
der preußischen Krone gebotene freche "Schach!", die begeisterte Vaterlands-


geführt", das Überschreiten jenes Flusses dennoch eintrat, der Oberbefehls¬
haber es nicht für „angemessen" hielt, dasselbe zu inhibiren. „Die dem General
v. Steinmetz ertheilten Directiven konnten ihn nicht abhalten, günstige Um-
stände zu benutzen". — Das zweite Kapitel schildert die Schlacht bei Spichern.
General v. Kameele, „auf Handeln nach eigenem Ermessen hingewiesen", en-
gagirt sich, und der Feind, obgleich schon im Abzüge aus seiner starken, be¬
festigten Stellung begriffen, kehrt, angegriffen, wieder in dieselbe zurück; aber
„während die verzettelt stehenden Divisionen des Corps Bazaine in planlosen
Hin- und Hermärsche das Schlachtfeld nicht erreichen, sehen wir die diesseitigen
Truppen auf den Kanonendonner herbeieilen. In frischem, soldatischem Streben
führen die Generale ihre Truppen heran, bereit, die einmal engagirten Ba¬
taillone mit allen Kräften zu unterstützen. Im Kampfe wetteifern die Truppen
in großer Bravour und unerschütterlicher Zähigkeit und werfen den starken
Gegner aus einer von ihm für uneinnahmbar gehaltenen, äußerst festen
Position."

Das dritte Kapitel schildert die Cor centration der I. Armee auf
beiden Saar-Ufern, das vierte den Vormarsch der verstärkten I. Ar¬
mee an die französische Nied. Am 10. August vor Metz angekommen,
empfahl General v. Steinmetz ausdrücklich seinen Generalen ein defensives
Verhalten. Als jedoch am Nachmittage des 14. August die Franzosen, um
ihren Rückzug durch Metz zu maskiren, gegen die ihnen folgenden Vorposten
des I. Armee-Corps Front machten und sie mit Ueberlegenheit angriffen,
ließen die Generale von Manteuffel und von Zastrow ihre Corps sofort an¬
treten, und so kam es zu der im 6. Kapitel geschilderten Schlacht von Co-
lombey-Nouilly. „So wenig wie jedoch General von Steinmetz den gegen
seinen Willen ohne seine Genehmigung begonnenen Kampf billigte, so wenig
glaubte er die Fortsetzung desselben zulassen zu sollen." Als er indessen nach
8 Uhr Abends auf dem Schlachtfelde eintraf, war der Feind bereits auf allen
Punkten siegreich abgewiesen. „Er erkannte in vollem Maße die glänzende
Tapferkeit der Truppen und die geschickte Leitung des Gefechtes an. Dagegen
mißbilligte er, daß man sich überhaupt ohne Befehl von oben in ein so ernstes
Engagement eingelassen und dasselbe in solcher Ausdehnung fortgeführt hatte,
wo die Aufgabe der I. Armee eine wesentlich defensive war und die Nähe
eines großen Kriegsplatzes jede unmittelbare Ausnutzung des Sieges unmög¬
lich machte." Die Bedeutung des Sieges von Colombey-Nouilly wird in den
Betrachtungen über die „Folgen der Schlacht" vorzugsweise in der Klärung
der Situation gefunden. — Was den Tag von Colombey ganz ebenso
wie den von Spichern bezeichnet, das ist ein ungestümes, glühendes Vorwärts¬
drän gen der Generale und Officiere. Die volle, tiefe Entrüstung über das
der preußischen Krone gebotene freche „Schach!", die begeisterte Vaterlands-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/98>, abgerufen am 22.07.2024.