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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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und disciplinarer Hingebung ausgeführt wurden. Eine solche Leitung gab den
Truppen, ein solches Heer gab der Oberanführung jenes wechselseitige seltene
und feste Vertrauen, das die äußerste Entschlossenheit des Handelns durch die
Ueberzeugung begünstigte, daß sogar etwaige Fehler des einen Theils durch
die Tüchtigkeit des anderen wieder gut zu machen seien und sicherlich wieder
gemacht werden würden. Ein solches Vertrauen aber ist die solideste Unter¬
lage des Sieges.




Wenn die sich ergänzenden Werke von Borbstaedt und Blume in großen
Zügen den Gesammtverlauf des Krieges schildern, wobei Blume jedoch, der
Natur seiner speciellen Aufgabe gemäß, weniger auf die eigentlichen Kämpfe
eingeht als Borbstaedt, so ist von Officieren des Generalstabs Theilen des
Feldzuges auch bereits eine eingehendere Behandlung geworden und zwar
mit der ausgesprochenen Absicht, die Bedürfnisse des Publikums nach zuver¬
lässiger Belehrung bis zum vollständigen Erscheinen des großen Hauptwerkes
vorläufig zu befriedigen. Die Arbeiten, welche zu diesem Zwecke bisher er¬
schienen sind und demnächst noch erscheinen dürsten, beziehen sich jedesmal auf
die Wirksamkeit großer zusammengesetzter Heereskörper (Armeen) und werden
allerdings in ihrer Gesammtheit auch nach Erscheinen des großen Haupt¬
werkes dauernden Werth behalten, weil sie durchaus vom Standpunkt des
Obercommandos des betreffenden Heereskörpers geschrieben und auf die Opera¬
tionsacten desselben basirt, unbeschadet ihrer diplomatischen Authenticität, die
Ereignisse doch immerhin mehr vom Standpunkte des einzelnen Obercom¬
mandos und in mehr individueller Perspective zeigen.

Wir nennen zuerst das Werk des Majors von Schelk über die Ope-
rationen der I. Armee unter General v. Steinmetz, welches vom
Kriegsbeginn bis zur Kapitulation von Metz führt. Es zerfällt in zwei
Theile: "die Operationen bis einschließlich des 18. August" und "die Cernirung
von Metz." -- Das erste Kapitel des ersten Theils "die Operationen auf dem
rechten Saar-Ufer" illustrirt die oben mitgetheilten Aeußerungen des großen
Hauptwerkes in nicht uninteressanter Weise. Es constatirt, daß General von
Steinmetz keineswegs beabsichtigte, die vom Feinde seit dem 2. August occu-
Pirte starke Stellung auf den Spicherer Höhen in Front anzugreifen, daß er
sogar die Saar (wenigstens am 6. Aug.) nicht habe überschreiten wollen, daß
indessen, als im Laufe des Tages, "durch das Verhalten des Feindes herbei-



') Die Operation der I. Armee unter General von Steinmetz. Dargestellt nach
den Operationsacten des Obercommandos der I. Armee von A. von Schelk, Major im
Großen Generalstabe. Berlin E. S. Mittler und Sohn.
Grenzboten 1873. I. ^2

und disciplinarer Hingebung ausgeführt wurden. Eine solche Leitung gab den
Truppen, ein solches Heer gab der Oberanführung jenes wechselseitige seltene
und feste Vertrauen, das die äußerste Entschlossenheit des Handelns durch die
Ueberzeugung begünstigte, daß sogar etwaige Fehler des einen Theils durch
die Tüchtigkeit des anderen wieder gut zu machen seien und sicherlich wieder
gemacht werden würden. Ein solches Vertrauen aber ist die solideste Unter¬
lage des Sieges.




Wenn die sich ergänzenden Werke von Borbstaedt und Blume in großen
Zügen den Gesammtverlauf des Krieges schildern, wobei Blume jedoch, der
Natur seiner speciellen Aufgabe gemäß, weniger auf die eigentlichen Kämpfe
eingeht als Borbstaedt, so ist von Officieren des Generalstabs Theilen des
Feldzuges auch bereits eine eingehendere Behandlung geworden und zwar
mit der ausgesprochenen Absicht, die Bedürfnisse des Publikums nach zuver¬
lässiger Belehrung bis zum vollständigen Erscheinen des großen Hauptwerkes
vorläufig zu befriedigen. Die Arbeiten, welche zu diesem Zwecke bisher er¬
schienen sind und demnächst noch erscheinen dürsten, beziehen sich jedesmal auf
die Wirksamkeit großer zusammengesetzter Heereskörper (Armeen) und werden
allerdings in ihrer Gesammtheit auch nach Erscheinen des großen Haupt¬
werkes dauernden Werth behalten, weil sie durchaus vom Standpunkt des
Obercommandos des betreffenden Heereskörpers geschrieben und auf die Opera¬
tionsacten desselben basirt, unbeschadet ihrer diplomatischen Authenticität, die
Ereignisse doch immerhin mehr vom Standpunkte des einzelnen Obercom¬
mandos und in mehr individueller Perspective zeigen.

Wir nennen zuerst das Werk des Majors von Schelk über die Ope-
rationen der I. Armee unter General v. Steinmetz, welches vom
Kriegsbeginn bis zur Kapitulation von Metz führt. Es zerfällt in zwei
Theile: „die Operationen bis einschließlich des 18. August" und „die Cernirung
von Metz." — Das erste Kapitel des ersten Theils „die Operationen auf dem
rechten Saar-Ufer" illustrirt die oben mitgetheilten Aeußerungen des großen
Hauptwerkes in nicht uninteressanter Weise. Es constatirt, daß General von
Steinmetz keineswegs beabsichtigte, die vom Feinde seit dem 2. August occu-
Pirte starke Stellung auf den Spicherer Höhen in Front anzugreifen, daß er
sogar die Saar (wenigstens am 6. Aug.) nicht habe überschreiten wollen, daß
indessen, als im Laufe des Tages, „durch das Verhalten des Feindes herbei-



') Die Operation der I. Armee unter General von Steinmetz. Dargestellt nach
den Operationsacten des Obercommandos der I. Armee von A. von Schelk, Major im
Großen Generalstabe. Berlin E. S. Mittler und Sohn.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/97>, abgerufen am 22.07.2024.