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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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ficht und Register erleichtern den Gebrauch des Buches. Wie sehr diese Arbeit
eine Empfehlung für jeden verdient, der mit diesen Dingen einmal praktisch
zu thun hat, oder über die Einrichtungen unseres Reiches sich eine mehr wie
oberflächliche Kenntniß zu verschaffen sucht, -- das bedarf nach allem was
r. gesagt ist, keiner ausführlichen Auseinandersetzung mehr.




Dom deutschen Keichstag.

Der deutsche Reichstag hat berufen werden müssen, noch ehe der preußi¬
sche Landtag seine Arbeiten geendigt hat. Mit Recht ist bemerkt worden, daß
die Geschäfte des Reichs nicht von den Arbeiten in den Einzelstaaten abhängen
dürfen. Aber man könnte vielleicht den Reichstag regelmäßig erst mit Anfang
Mai berufen. Daß dann die Reichstagssession sich bis in den Juli erstreckt,
kann kein Gegengrund sein. Man gewönne dafür den Herbst als parlamen¬
tarisch freie Vorbereitungszeit und die Einzellandtage hätten von Januar bis
April hinlänglich Zeit zur Erledigung der ihnen obliegenden Aufgaben.

Wie dem sei: dießmal konnte die Reichstagssession nicht länger aufge¬
schoben werden. Die Nothwendigkeit der alsbaldigen Eröffnung ist officiös
erklärt worden und das Gefühl derselben liegt in der Luft, ohne daß der
eigentlich zwingende Grund in das öffentliche Bewußtsein getreten wäre.
Vielleicht finden wir ihn in der Thronrede.

Die Thronrede zählt als Arbeiten des Reichstags auf: die Regelung des
Eigenthums an den von der Reichsverwaltung benutzten Grundstücken; die
Anweisung der Ausgaben für die Umgestaltung des deutschen Festungssystems;
die Umgestaltung des Gründungsplanes für die deutsche Kriegsflotte; das
Organisationsgesetz des deutschen Heeres; die weitere Gehaltserhöhung der
Reichsbeamten; den Abschluß der Münzreform; einen neuen Posttarif für die
Beförderung von Packeten und Werthsendungen; die Beschaffung anderer Ein¬
nahmequellen zum Ersatz der Salzsteuer; die Verwendung des Restes der französi¬
schen Kriegsentschädigung. Die Thronrede kündigt außerdem die Räumung des
französischen Gebietes von den deutschen Truppen in Folge beschleunigter Er¬
füllung der französischen Finanzverbindlichkeiten als nahe bevorstehend an, und
schließt mit der erneuten Bestätigung der freundschaftlichen Beziehungen, welche
Zwischen Deutschland und den ihm benachbarten Kaiserreichen obwalten.

Die Arbeiten des Reichstages in der bevorstehenden Session sind ebenso
zahlreich als wichtig. Und doch hat die Thronrede vielleicht das vollständige Ver-
zeichniß noch nicht gegeben. Die Thronrede sagt nichts von der Einführung


ficht und Register erleichtern den Gebrauch des Buches. Wie sehr diese Arbeit
eine Empfehlung für jeden verdient, der mit diesen Dingen einmal praktisch
zu thun hat, oder über die Einrichtungen unseres Reiches sich eine mehr wie
oberflächliche Kenntniß zu verschaffen sucht, — das bedarf nach allem was
r. gesagt ist, keiner ausführlichen Auseinandersetzung mehr.




Dom deutschen Keichstag.

Der deutsche Reichstag hat berufen werden müssen, noch ehe der preußi¬
sche Landtag seine Arbeiten geendigt hat. Mit Recht ist bemerkt worden, daß
die Geschäfte des Reichs nicht von den Arbeiten in den Einzelstaaten abhängen
dürfen. Aber man könnte vielleicht den Reichstag regelmäßig erst mit Anfang
Mai berufen. Daß dann die Reichstagssession sich bis in den Juli erstreckt,
kann kein Gegengrund sein. Man gewönne dafür den Herbst als parlamen¬
tarisch freie Vorbereitungszeit und die Einzellandtage hätten von Januar bis
April hinlänglich Zeit zur Erledigung der ihnen obliegenden Aufgaben.

Wie dem sei: dießmal konnte die Reichstagssession nicht länger aufge¬
schoben werden. Die Nothwendigkeit der alsbaldigen Eröffnung ist officiös
erklärt worden und das Gefühl derselben liegt in der Luft, ohne daß der
eigentlich zwingende Grund in das öffentliche Bewußtsein getreten wäre.
Vielleicht finden wir ihn in der Thronrede.

Die Thronrede zählt als Arbeiten des Reichstags auf: die Regelung des
Eigenthums an den von der Reichsverwaltung benutzten Grundstücken; die
Anweisung der Ausgaben für die Umgestaltung des deutschen Festungssystems;
die Umgestaltung des Gründungsplanes für die deutsche Kriegsflotte; das
Organisationsgesetz des deutschen Heeres; die weitere Gehaltserhöhung der
Reichsbeamten; den Abschluß der Münzreform; einen neuen Posttarif für die
Beförderung von Packeten und Werthsendungen; die Beschaffung anderer Ein¬
nahmequellen zum Ersatz der Salzsteuer; die Verwendung des Restes der französi¬
schen Kriegsentschädigung. Die Thronrede kündigt außerdem die Räumung des
französischen Gebietes von den deutschen Truppen in Folge beschleunigter Er¬
füllung der französischen Finanzverbindlichkeiten als nahe bevorstehend an, und
schließt mit der erneuten Bestätigung der freundschaftlichen Beziehungen, welche
Zwischen Deutschland und den ihm benachbarten Kaiserreichen obwalten.

Die Arbeiten des Reichstages in der bevorstehenden Session sind ebenso
zahlreich als wichtig. Und doch hat die Thronrede vielleicht das vollständige Ver-
zeichniß noch nicht gegeben. Die Thronrede sagt nichts von der Einführung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/475>, abgerufen am 24.08.2024.