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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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wollenen Doublestoffen mit sogenanntem Pelzfutter gefertigt und mit bestem
Coating gefüttert keine Faser von Baumwolle oder Halbwolle; alle Nähte
mit bestem Kamelgarn genäht, da Seite oder Leinenzwirn der Zeit und
Witterung gegenüber nicht hinreichende Ausdauer versprachen. Aus demsel¬
ben Grunde waren die Knöpfe von Steinnuß statt von Horn oder Seidenge-
spinnst. Taschen, Aermel, Alles mit Wolle gefüttert. Die Westen vorn
und im Rückentheil von Tricot, durchweg mit bestem blauen Flanell gefüttert.
Die Beinkleider von dem Stoff der Jacken, und außerdem noch mit rein
wollnen Flanell unterfüttert. Mützen und Handschuhe von Hundefett. Die
Form der Mützen diejenige der Nebelkappen der Damen; sie bedeckten Kopf,
Nacken und Schultern vollständig und umschlossen das Gesicht mit einem
dicken Pelzrand. Die Hände waren zunächst durch einen wollenen Jnnenhand-
schuh und einen zweiten von Is--16 Zoll Länge und 7--8 Zoll Breite ge¬
schützt. So ging aber erst der innere Mensch. Die Außenhülle bildeten Pelze
von guten rauhen Schaffellen (deutschen und russischen Heidschnucken); ein
Dritttheil bestand aus amerikanischen Büffelfellen, die wegen ihres festeren
Leders und ihrer größeren Leichtigkeit vorzüglich bei Excursionen verwendbar
waren; und sämmtliche Pelze waren mit guten, gegerbten, in reichlichem Fett
getränkten Seehundsfellen überzogen. Die geräumigen Schlafsäcke waren aus
Schaf- und Büffelfellen gefertigt. -- Nicht minder weise war an Bord der
Hansa für den Proviant gesorgt. Wir erwähnen nur bei denjenigen
Nahrungsmitteln, welche den armen Schiffbrüchigen später auch noch in den
kleinen Dosen, die gerettet werden konnten, das Leben erhalten haben,
die ursprünglichen Mengen. Die Hansa führte über 21^/, Ctr. gesalzenes
Ochsenfleisch; dieselbe Menge gesalzenen Speck; S72 Pfd. Schinken; 63 Dosen
Fleischspeisen; 40 Pfv. Fleischcrtraet; 804 Pfd. geräucherten Speck; 384 Dosen
gekochtes Fleisch; einen halben Ctr. Schmalz und fast acht Ctr. Butter. An
Brot und Mehl 64 Ctr. Cakes II. 14 Ctr. ausgesiebtes Brot, 61 Ctr. Weizen¬
mehl, 17 Ctr. Roggenmehl. An Gemüsen waren sowohl in getrocknetem Zu¬
stande als wie in Conserven große Mengen vorhanden. Sehr wichtig waren
unter den Conserven 100 Dosen Soup and Bouilly und 144 Dosen Milch,
der letztere Vorrath etwas knapp. Unter den Colonialwaaren zeigen sich die
Kaffee- und Cacaobestcinde durchaus als die wichtigsten; leider wurden beim
Schiffsuntergang von den fast 6 Ctr. Kaffee und 3 Ctr. Cacao nicht aus¬
reichende Mengen gerettet. Sehr wichtig waren die 2S0 Pfd. Tabak, und von
den Getränken, außer den 300 Flaschen Rothwein, die jeweilig vier dutzend
Flaschen, welche von der edeln Spezies Portwein, Sherry, Cognac und Rum
sich an Bord befanden. Auch die vier Anker Branntwein und SO Krüge
Genevre erwiesen sich als unsträfliche Getränke. -- An Waffen und Schie߬
vorrath enthielt das Schiff eine so erfreuliche Menge, daß die schiffbrüchigen


wollenen Doublestoffen mit sogenanntem Pelzfutter gefertigt und mit bestem
Coating gefüttert keine Faser von Baumwolle oder Halbwolle; alle Nähte
mit bestem Kamelgarn genäht, da Seite oder Leinenzwirn der Zeit und
Witterung gegenüber nicht hinreichende Ausdauer versprachen. Aus demsel¬
ben Grunde waren die Knöpfe von Steinnuß statt von Horn oder Seidenge-
spinnst. Taschen, Aermel, Alles mit Wolle gefüttert. Die Westen vorn
und im Rückentheil von Tricot, durchweg mit bestem blauen Flanell gefüttert.
Die Beinkleider von dem Stoff der Jacken, und außerdem noch mit rein
wollnen Flanell unterfüttert. Mützen und Handschuhe von Hundefett. Die
Form der Mützen diejenige der Nebelkappen der Damen; sie bedeckten Kopf,
Nacken und Schultern vollständig und umschlossen das Gesicht mit einem
dicken Pelzrand. Die Hände waren zunächst durch einen wollenen Jnnenhand-
schuh und einen zweiten von Is—16 Zoll Länge und 7—8 Zoll Breite ge¬
schützt. So ging aber erst der innere Mensch. Die Außenhülle bildeten Pelze
von guten rauhen Schaffellen (deutschen und russischen Heidschnucken); ein
Dritttheil bestand aus amerikanischen Büffelfellen, die wegen ihres festeren
Leders und ihrer größeren Leichtigkeit vorzüglich bei Excursionen verwendbar
waren; und sämmtliche Pelze waren mit guten, gegerbten, in reichlichem Fett
getränkten Seehundsfellen überzogen. Die geräumigen Schlafsäcke waren aus
Schaf- und Büffelfellen gefertigt. — Nicht minder weise war an Bord der
Hansa für den Proviant gesorgt. Wir erwähnen nur bei denjenigen
Nahrungsmitteln, welche den armen Schiffbrüchigen später auch noch in den
kleinen Dosen, die gerettet werden konnten, das Leben erhalten haben,
die ursprünglichen Mengen. Die Hansa führte über 21^/, Ctr. gesalzenes
Ochsenfleisch; dieselbe Menge gesalzenen Speck; S72 Pfd. Schinken; 63 Dosen
Fleischspeisen; 40 Pfv. Fleischcrtraet; 804 Pfd. geräucherten Speck; 384 Dosen
gekochtes Fleisch; einen halben Ctr. Schmalz und fast acht Ctr. Butter. An
Brot und Mehl 64 Ctr. Cakes II. 14 Ctr. ausgesiebtes Brot, 61 Ctr. Weizen¬
mehl, 17 Ctr. Roggenmehl. An Gemüsen waren sowohl in getrocknetem Zu¬
stande als wie in Conserven große Mengen vorhanden. Sehr wichtig waren
unter den Conserven 100 Dosen Soup and Bouilly und 144 Dosen Milch,
der letztere Vorrath etwas knapp. Unter den Colonialwaaren zeigen sich die
Kaffee- und Cacaobestcinde durchaus als die wichtigsten; leider wurden beim
Schiffsuntergang von den fast 6 Ctr. Kaffee und 3 Ctr. Cacao nicht aus¬
reichende Mengen gerettet. Sehr wichtig waren die 2S0 Pfd. Tabak, und von
den Getränken, außer den 300 Flaschen Rothwein, die jeweilig vier dutzend
Flaschen, welche von der edeln Spezies Portwein, Sherry, Cognac und Rum
sich an Bord befanden. Auch die vier Anker Branntwein und SO Krüge
Genevre erwiesen sich als unsträfliche Getränke. — An Waffen und Schie߬
vorrath enthielt das Schiff eine so erfreuliche Menge, daß die schiffbrüchigen


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[0459] wollenen Doublestoffen mit sogenanntem Pelzfutter gefertigt und mit bestem Coating gefüttert keine Faser von Baumwolle oder Halbwolle; alle Nähte mit bestem Kamelgarn genäht, da Seite oder Leinenzwirn der Zeit und Witterung gegenüber nicht hinreichende Ausdauer versprachen. Aus demsel¬ ben Grunde waren die Knöpfe von Steinnuß statt von Horn oder Seidenge- spinnst. Taschen, Aermel, Alles mit Wolle gefüttert. Die Westen vorn und im Rückentheil von Tricot, durchweg mit bestem blauen Flanell gefüttert. Die Beinkleider von dem Stoff der Jacken, und außerdem noch mit rein wollnen Flanell unterfüttert. Mützen und Handschuhe von Hundefett. Die Form der Mützen diejenige der Nebelkappen der Damen; sie bedeckten Kopf, Nacken und Schultern vollständig und umschlossen das Gesicht mit einem dicken Pelzrand. Die Hände waren zunächst durch einen wollenen Jnnenhand- schuh und einen zweiten von Is—16 Zoll Länge und 7—8 Zoll Breite ge¬ schützt. So ging aber erst der innere Mensch. Die Außenhülle bildeten Pelze von guten rauhen Schaffellen (deutschen und russischen Heidschnucken); ein Dritttheil bestand aus amerikanischen Büffelfellen, die wegen ihres festeren Leders und ihrer größeren Leichtigkeit vorzüglich bei Excursionen verwendbar waren; und sämmtliche Pelze waren mit guten, gegerbten, in reichlichem Fett getränkten Seehundsfellen überzogen. Die geräumigen Schlafsäcke waren aus Schaf- und Büffelfellen gefertigt. — Nicht minder weise war an Bord der Hansa für den Proviant gesorgt. Wir erwähnen nur bei denjenigen Nahrungsmitteln, welche den armen Schiffbrüchigen später auch noch in den kleinen Dosen, die gerettet werden konnten, das Leben erhalten haben, die ursprünglichen Mengen. Die Hansa führte über 21^/, Ctr. gesalzenes Ochsenfleisch; dieselbe Menge gesalzenen Speck; S72 Pfd. Schinken; 63 Dosen Fleischspeisen; 40 Pfv. Fleischcrtraet; 804 Pfd. geräucherten Speck; 384 Dosen gekochtes Fleisch; einen halben Ctr. Schmalz und fast acht Ctr. Butter. An Brot und Mehl 64 Ctr. Cakes II. 14 Ctr. ausgesiebtes Brot, 61 Ctr. Weizen¬ mehl, 17 Ctr. Roggenmehl. An Gemüsen waren sowohl in getrocknetem Zu¬ stande als wie in Conserven große Mengen vorhanden. Sehr wichtig waren unter den Conserven 100 Dosen Soup and Bouilly und 144 Dosen Milch, der letztere Vorrath etwas knapp. Unter den Colonialwaaren zeigen sich die Kaffee- und Cacaobestcinde durchaus als die wichtigsten; leider wurden beim Schiffsuntergang von den fast 6 Ctr. Kaffee und 3 Ctr. Cacao nicht aus¬ reichende Mengen gerettet. Sehr wichtig waren die 2S0 Pfd. Tabak, und von den Getränken, außer den 300 Flaschen Rothwein, die jeweilig vier dutzend Flaschen, welche von der edeln Spezies Portwein, Sherry, Cognac und Rum sich an Bord befanden. Auch die vier Anker Branntwein und SO Krüge Genevre erwiesen sich als unsträfliche Getränke. — An Waffen und Schie߬ vorrath enthielt das Schiff eine so erfreuliche Menge, daß die schiffbrüchigen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/459>, abgerufen am 24.08.2024.