Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

genannt, und auf der Werst von F. W. Werke & Co. für die Polarreise ein¬
gerichtet. Zu diesem Zwecke wurde sie mit einer 8^/2 zölligen Spikerhaut von
Eichenholz umkleidet, welche wieder mit '/^Vt Zoll dicken, eng aneinander-
schließenden Eisenplatten belegt war. Der Vortersteven erhielt einen massiven
Vorstoß aus Schmiedeeisen, um welchen sich etwa ^ Zoll dicke Eisenplatten
schlossen, die wieder durch starke Schienen umfaßt wurden. Sodann erhielt das
Schiff eine Verstärkung durch Querbalken, sogenannte Zwischendecksbalken,
und zwar in größerer Anzahl als gewöhnlich der Fall ist. Diese waren
mittels starker Stützen untereinander verbunden. Die innern Wände wurden
am Vordertheil durch starke, in schräger Richtung von oben nach unten lau--
sende Balken (sogenannte Schlangen) verstärkt und der innere Theil hinter
dem Vordersteven um mehrere Fuß mittelst Kniehölzern der ganzen Höhe nach
massiv ausgefüllt. Hier befand sich das bequeme Logis für die Mannschaft,
und die Schiffsküche. Die Kajüte war in zwei Theile geschieden. Der vor¬
dere sollte zunächst als Vorrathskammer, für den Fall einer Ueberwinterung
zum Volkslogis, dienen und war noch bedeutend größer als das Logis im
Schiffsvordertheile. Zwischen den mit Filz gefütterten inneren Wänden der
Kajüte und des Winterlogis und der Außenwand befand sich ein sechs Zoll
breit mit Sägemehl ausgefütterter Raum, um Kälte und Feuchtigkeit zu ver¬
mindern. Die Außenthüren, in derselben Weise ausgefüllt, glichen den
Thüren eiserner Geldschränke. Dieselbe Füllung fand sich in der Kajüten¬
decke. Das Oberlicht der Kajüte hatte doppelte Fenster und für den Winter
noch eine Klappe zum Verschließen der Oeffnung. Die Luken waren wind-
fangartig, so daß sie jeden Zugwind abschlossen. Die Kojen an den Seiten¬
wänden der Kajüten bildeten, wie auf den Passagirschiffen, verschließbare
Kammern. -- Die Hansa hatte drei Böte, welche der schwergeprüften Mann¬
schaft von größerer Wichtigkeit werden sollten als das Hauptschiff: das größte
und schwerste, König Wilhelm, war etwa 18 Fuß lang, 6 Fuß breit und 4
Fuß tief; das zweite ein Walfisch (Whale)book von der Weser 26 Fuß lang.
6V- Fuß breit und 2^/2 Fuß tief und hieß Hoffnung; das dritte, kleinste,
hatte man Bismarck getauft.

Die Hansa war mit Proviant und sonstigem Material vortreff¬
lich ausgerüstet. Hier waren die Erfahrungen der Engländer, Amerikaner
und Russen aufs sorgfältigste berücksichtigt. Vollständigkeit, besonders reich¬
liche Ausstattung und ausgezeichnete Qualität bildeten das Hauptaugenmerk
des Comite's sowohl wie der höchst ehrenwerthen Lieferanten. In der edlen
Freigebigkeit, mit welcher das Schiff für volle zwei Jahre mit Allem aufs
beste versehen war, ist einer der Hauptgründe zu finden, daß die Hansamänner
ihre unerhörten Strapazen sämmtlich mit Erfolg bestehen konnten. Zunächst
war für die Kleidung aufs passendste gesorgt. Die Jacken waren von rein


genannt, und auf der Werst von F. W. Werke & Co. für die Polarreise ein¬
gerichtet. Zu diesem Zwecke wurde sie mit einer 8^/2 zölligen Spikerhaut von
Eichenholz umkleidet, welche wieder mit '/^Vt Zoll dicken, eng aneinander-
schließenden Eisenplatten belegt war. Der Vortersteven erhielt einen massiven
Vorstoß aus Schmiedeeisen, um welchen sich etwa ^ Zoll dicke Eisenplatten
schlossen, die wieder durch starke Schienen umfaßt wurden. Sodann erhielt das
Schiff eine Verstärkung durch Querbalken, sogenannte Zwischendecksbalken,
und zwar in größerer Anzahl als gewöhnlich der Fall ist. Diese waren
mittels starker Stützen untereinander verbunden. Die innern Wände wurden
am Vordertheil durch starke, in schräger Richtung von oben nach unten lau--
sende Balken (sogenannte Schlangen) verstärkt und der innere Theil hinter
dem Vordersteven um mehrere Fuß mittelst Kniehölzern der ganzen Höhe nach
massiv ausgefüllt. Hier befand sich das bequeme Logis für die Mannschaft,
und die Schiffsküche. Die Kajüte war in zwei Theile geschieden. Der vor¬
dere sollte zunächst als Vorrathskammer, für den Fall einer Ueberwinterung
zum Volkslogis, dienen und war noch bedeutend größer als das Logis im
Schiffsvordertheile. Zwischen den mit Filz gefütterten inneren Wänden der
Kajüte und des Winterlogis und der Außenwand befand sich ein sechs Zoll
breit mit Sägemehl ausgefütterter Raum, um Kälte und Feuchtigkeit zu ver¬
mindern. Die Außenthüren, in derselben Weise ausgefüllt, glichen den
Thüren eiserner Geldschränke. Dieselbe Füllung fand sich in der Kajüten¬
decke. Das Oberlicht der Kajüte hatte doppelte Fenster und für den Winter
noch eine Klappe zum Verschließen der Oeffnung. Die Luken waren wind-
fangartig, so daß sie jeden Zugwind abschlossen. Die Kojen an den Seiten¬
wänden der Kajüten bildeten, wie auf den Passagirschiffen, verschließbare
Kammern. — Die Hansa hatte drei Böte, welche der schwergeprüften Mann¬
schaft von größerer Wichtigkeit werden sollten als das Hauptschiff: das größte
und schwerste, König Wilhelm, war etwa 18 Fuß lang, 6 Fuß breit und 4
Fuß tief; das zweite ein Walfisch (Whale)book von der Weser 26 Fuß lang.
6V- Fuß breit und 2^/2 Fuß tief und hieß Hoffnung; das dritte, kleinste,
hatte man Bismarck getauft.

Die Hansa war mit Proviant und sonstigem Material vortreff¬
lich ausgerüstet. Hier waren die Erfahrungen der Engländer, Amerikaner
und Russen aufs sorgfältigste berücksichtigt. Vollständigkeit, besonders reich¬
liche Ausstattung und ausgezeichnete Qualität bildeten das Hauptaugenmerk
des Comite's sowohl wie der höchst ehrenwerthen Lieferanten. In der edlen
Freigebigkeit, mit welcher das Schiff für volle zwei Jahre mit Allem aufs
beste versehen war, ist einer der Hauptgründe zu finden, daß die Hansamänner
ihre unerhörten Strapazen sämmtlich mit Erfolg bestehen konnten. Zunächst
war für die Kleidung aufs passendste gesorgt. Die Jacken waren von rein


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0458" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/129450"/>
          <p xml:id="ID_1456" prev="#ID_1455"> genannt, und auf der Werst von F. W. Werke &amp; Co. für die Polarreise ein¬<lb/>
gerichtet. Zu diesem Zwecke wurde sie mit einer 8^/2 zölligen Spikerhaut von<lb/>
Eichenholz umkleidet, welche wieder mit '/^Vt Zoll dicken, eng aneinander-<lb/>
schließenden Eisenplatten belegt war. Der Vortersteven erhielt einen massiven<lb/>
Vorstoß aus Schmiedeeisen, um welchen sich etwa ^ Zoll dicke Eisenplatten<lb/>
schlossen, die wieder durch starke Schienen umfaßt wurden. Sodann erhielt das<lb/>
Schiff eine Verstärkung durch Querbalken, sogenannte Zwischendecksbalken,<lb/>
und zwar in größerer Anzahl als gewöhnlich der Fall ist. Diese waren<lb/>
mittels starker Stützen untereinander verbunden. Die innern Wände wurden<lb/>
am Vordertheil durch starke, in schräger Richtung von oben nach unten lau--<lb/>
sende Balken (sogenannte Schlangen) verstärkt und der innere Theil hinter<lb/>
dem Vordersteven um mehrere Fuß mittelst Kniehölzern der ganzen Höhe nach<lb/>
massiv ausgefüllt. Hier befand sich das bequeme Logis für die Mannschaft,<lb/>
und die Schiffsküche. Die Kajüte war in zwei Theile geschieden. Der vor¬<lb/>
dere sollte zunächst als Vorrathskammer, für den Fall einer Ueberwinterung<lb/>
zum Volkslogis, dienen und war noch bedeutend größer als das Logis im<lb/>
Schiffsvordertheile. Zwischen den mit Filz gefütterten inneren Wänden der<lb/>
Kajüte und des Winterlogis und der Außenwand befand sich ein sechs Zoll<lb/>
breit mit Sägemehl ausgefütterter Raum, um Kälte und Feuchtigkeit zu ver¬<lb/>
mindern. Die Außenthüren, in derselben Weise ausgefüllt, glichen den<lb/>
Thüren eiserner Geldschränke. Dieselbe Füllung fand sich in der Kajüten¬<lb/>
decke. Das Oberlicht der Kajüte hatte doppelte Fenster und für den Winter<lb/>
noch eine Klappe zum Verschließen der Oeffnung. Die Luken waren wind-<lb/>
fangartig, so daß sie jeden Zugwind abschlossen. Die Kojen an den Seiten¬<lb/>
wänden der Kajüten bildeten, wie auf den Passagirschiffen, verschließbare<lb/>
Kammern. &#x2014; Die Hansa hatte drei Böte, welche der schwergeprüften Mann¬<lb/>
schaft von größerer Wichtigkeit werden sollten als das Hauptschiff: das größte<lb/>
und schwerste, König Wilhelm, war etwa 18 Fuß lang, 6 Fuß breit und 4<lb/>
Fuß tief; das zweite ein Walfisch (Whale)book von der Weser 26 Fuß lang.<lb/>
6V- Fuß breit und 2^/2 Fuß tief und hieß Hoffnung; das dritte, kleinste,<lb/>
hatte man Bismarck getauft.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1457" next="#ID_1458"> Die Hansa war mit Proviant und sonstigem Material vortreff¬<lb/>
lich ausgerüstet. Hier waren die Erfahrungen der Engländer, Amerikaner<lb/>
und Russen aufs sorgfältigste berücksichtigt. Vollständigkeit, besonders reich¬<lb/>
liche Ausstattung und ausgezeichnete Qualität bildeten das Hauptaugenmerk<lb/>
des Comite's sowohl wie der höchst ehrenwerthen Lieferanten. In der edlen<lb/>
Freigebigkeit, mit welcher das Schiff für volle zwei Jahre mit Allem aufs<lb/>
beste versehen war, ist einer der Hauptgründe zu finden, daß die Hansamänner<lb/>
ihre unerhörten Strapazen sämmtlich mit Erfolg bestehen konnten. Zunächst<lb/>
war für die Kleidung aufs passendste gesorgt. Die Jacken waren von rein</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0458] genannt, und auf der Werst von F. W. Werke & Co. für die Polarreise ein¬ gerichtet. Zu diesem Zwecke wurde sie mit einer 8^/2 zölligen Spikerhaut von Eichenholz umkleidet, welche wieder mit '/^Vt Zoll dicken, eng aneinander- schließenden Eisenplatten belegt war. Der Vortersteven erhielt einen massiven Vorstoß aus Schmiedeeisen, um welchen sich etwa ^ Zoll dicke Eisenplatten schlossen, die wieder durch starke Schienen umfaßt wurden. Sodann erhielt das Schiff eine Verstärkung durch Querbalken, sogenannte Zwischendecksbalken, und zwar in größerer Anzahl als gewöhnlich der Fall ist. Diese waren mittels starker Stützen untereinander verbunden. Die innern Wände wurden am Vordertheil durch starke, in schräger Richtung von oben nach unten lau-- sende Balken (sogenannte Schlangen) verstärkt und der innere Theil hinter dem Vordersteven um mehrere Fuß mittelst Kniehölzern der ganzen Höhe nach massiv ausgefüllt. Hier befand sich das bequeme Logis für die Mannschaft, und die Schiffsküche. Die Kajüte war in zwei Theile geschieden. Der vor¬ dere sollte zunächst als Vorrathskammer, für den Fall einer Ueberwinterung zum Volkslogis, dienen und war noch bedeutend größer als das Logis im Schiffsvordertheile. Zwischen den mit Filz gefütterten inneren Wänden der Kajüte und des Winterlogis und der Außenwand befand sich ein sechs Zoll breit mit Sägemehl ausgefütterter Raum, um Kälte und Feuchtigkeit zu ver¬ mindern. Die Außenthüren, in derselben Weise ausgefüllt, glichen den Thüren eiserner Geldschränke. Dieselbe Füllung fand sich in der Kajüten¬ decke. Das Oberlicht der Kajüte hatte doppelte Fenster und für den Winter noch eine Klappe zum Verschließen der Oeffnung. Die Luken waren wind- fangartig, so daß sie jeden Zugwind abschlossen. Die Kojen an den Seiten¬ wänden der Kajüten bildeten, wie auf den Passagirschiffen, verschließbare Kammern. — Die Hansa hatte drei Böte, welche der schwergeprüften Mann¬ schaft von größerer Wichtigkeit werden sollten als das Hauptschiff: das größte und schwerste, König Wilhelm, war etwa 18 Fuß lang, 6 Fuß breit und 4 Fuß tief; das zweite ein Walfisch (Whale)book von der Weser 26 Fuß lang. 6V- Fuß breit und 2^/2 Fuß tief und hieß Hoffnung; das dritte, kleinste, hatte man Bismarck getauft. Die Hansa war mit Proviant und sonstigem Material vortreff¬ lich ausgerüstet. Hier waren die Erfahrungen der Engländer, Amerikaner und Russen aufs sorgfältigste berücksichtigt. Vollständigkeit, besonders reich¬ liche Ausstattung und ausgezeichnete Qualität bildeten das Hauptaugenmerk des Comite's sowohl wie der höchst ehrenwerthen Lieferanten. In der edlen Freigebigkeit, mit welcher das Schiff für volle zwei Jahre mit Allem aufs beste versehen war, ist einer der Hauptgründe zu finden, daß die Hansamänner ihre unerhörten Strapazen sämmtlich mit Erfolg bestehen konnten. Zunächst war für die Kleidung aufs passendste gesorgt. Die Jacken waren von rein

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/458
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/458>, abgerufen am 24.08.2024.