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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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wird ihm von den freundlichen Leuten, bei denen er seit Jahren schon sein
Junggesellenquartier aufgeschlagen hat, zu jeder Stunde ein Nachabendessen
bereitet. Mit seiner vollen Dankbarkeit erwidert er seinerseits solche Fürsorge.
Wir hatten eines Tages fünf Stunden im offenen Parlament, zwei zuvor in
den Commissionen gearbeitet, und Laster mußte, wie üblich, noch eine Stunde
nachsitzen über der Revision der Stenogramme seiner Reden. Draußen lockte
warmes Maiwetter. Ein Spaziergang mit ihm war verabredet. Man war¬
tete geduldig. Da bringt ihm ein Bote die Nachricht, daß der kleine Sohn
seiner Wirthsleute an schwerem Gehirnleiden plötzlich erkrankt sei. Laster
sandte uns zu Aerzten und er selbst eilte an das Krankenbett des Kleinen,
statt in den grünen Wald. --

Diese Blätter haben oftmals tadelnde Worte gehabt über den Politiker
Laster. Um so mehr war ihre Pflicht, unter den besten Deutschen zu nennen
den Menschen, den Patrioten, den Volksvertreter Eduard Laster.




Die Kansamänner in Aoth.

Zur Erinnerung an die zweite deutsche Nordpolfahrt.

Der bremer Berein für die deutsche Nordpolfahrt hat in diesen Tagen
die erste Abtheilung des Werkes herausgegeben*), welches bestimmt ist, die
Schicksale und Erfolge der zweiten deutschen Nordpolfahrt in den Jahren
1869 und 1870, nach den eigenen Bearbeitungen der Mitglieder, zum ersten
Male vollständig gesammelt und mit actenmäßiger Treue dem deutschen
Volke und -- darf man wohl hinzufügen -- der gesammten gesitteten Welt,
zu berichten. Vieles von dem hier Gebotenen ist schon durch die bedeutsamen
Veröffentlichungen des geistigen Vaters und wissenschaftlichen Berathers dieser
ErPetition, or. Petermann in Gotha und durch andere Mittheilungen bekannt
gemacht und durch die Tagespresse dann in weiteste Kreise verbreitet worden.
Aber jene Mittheilungen fielen größtentheils in die bewegtesten Tage unsres
großen Krieges, und fanden schon aus diesem Grunde nur ein getheiltes Interesse.
Und außerdem konnte eine vollständige und allseitige Ausbeute des gewaltigen
Materials, welches diese Handvoll kühner Seefahrer aus den eisstarrenden Meeren



') Die zweite deutsche Nordpolfahrt, 1869 und 70, unter Führung des Kapitän
Koldewey. Herausgegeben von dem Verein für die deutsche Nordpolfahrt in Bremen. Erster
Band. Erzählender Theil. Bearbeitet von den Mitgliedern der Expedition. Mit zahlreichen
Illustrationen in Holzschnitt, 10 Tafeln in Farbendruck, 2 Portraits in Stahlstich und ? litho-
graphirten Karten. Erste Abtheilung. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1873.

wird ihm von den freundlichen Leuten, bei denen er seit Jahren schon sein
Junggesellenquartier aufgeschlagen hat, zu jeder Stunde ein Nachabendessen
bereitet. Mit seiner vollen Dankbarkeit erwidert er seinerseits solche Fürsorge.
Wir hatten eines Tages fünf Stunden im offenen Parlament, zwei zuvor in
den Commissionen gearbeitet, und Laster mußte, wie üblich, noch eine Stunde
nachsitzen über der Revision der Stenogramme seiner Reden. Draußen lockte
warmes Maiwetter. Ein Spaziergang mit ihm war verabredet. Man war¬
tete geduldig. Da bringt ihm ein Bote die Nachricht, daß der kleine Sohn
seiner Wirthsleute an schwerem Gehirnleiden plötzlich erkrankt sei. Laster
sandte uns zu Aerzten und er selbst eilte an das Krankenbett des Kleinen,
statt in den grünen Wald. —

Diese Blätter haben oftmals tadelnde Worte gehabt über den Politiker
Laster. Um so mehr war ihre Pflicht, unter den besten Deutschen zu nennen
den Menschen, den Patrioten, den Volksvertreter Eduard Laster.




Die Kansamänner in Aoth.

Zur Erinnerung an die zweite deutsche Nordpolfahrt.

Der bremer Berein für die deutsche Nordpolfahrt hat in diesen Tagen
die erste Abtheilung des Werkes herausgegeben*), welches bestimmt ist, die
Schicksale und Erfolge der zweiten deutschen Nordpolfahrt in den Jahren
1869 und 1870, nach den eigenen Bearbeitungen der Mitglieder, zum ersten
Male vollständig gesammelt und mit actenmäßiger Treue dem deutschen
Volke und — darf man wohl hinzufügen — der gesammten gesitteten Welt,
zu berichten. Vieles von dem hier Gebotenen ist schon durch die bedeutsamen
Veröffentlichungen des geistigen Vaters und wissenschaftlichen Berathers dieser
ErPetition, or. Petermann in Gotha und durch andere Mittheilungen bekannt
gemacht und durch die Tagespresse dann in weiteste Kreise verbreitet worden.
Aber jene Mittheilungen fielen größtentheils in die bewegtesten Tage unsres
großen Krieges, und fanden schon aus diesem Grunde nur ein getheiltes Interesse.
Und außerdem konnte eine vollständige und allseitige Ausbeute des gewaltigen
Materials, welches diese Handvoll kühner Seefahrer aus den eisstarrenden Meeren



') Die zweite deutsche Nordpolfahrt, 1869 und 70, unter Führung des Kapitän
Koldewey. Herausgegeben von dem Verein für die deutsche Nordpolfahrt in Bremen. Erster
Band. Erzählender Theil. Bearbeitet von den Mitgliedern der Expedition. Mit zahlreichen
Illustrationen in Holzschnitt, 10 Tafeln in Farbendruck, 2 Portraits in Stahlstich und ? litho-
graphirten Karten. Erste Abtheilung. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1873.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/456>, abgerufen am 24.08.2024.