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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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zu bei einem Thore des Schlosses, welches den Namen Porta del Catagno
führte. Der Baron von Pandolfina hatte sieben gute Kanonen, theils Bom-
barden theils Steingeschütze, und außerdem Falconette. Sperber und andere
leichte Stücke. Außer seinen Verwandten, die bei ihm Zuflucht gesucht, belief
sich die Zahl der kampffähigen Vertheidiger auf etwas mehr als hundert.
Sigismund nun stürmte in Person auf die Porta del Catagno los und über¬
trug dem Amado und Ferrante Lucchesi den Angriff auf das Schloßthor von
San Pietro. Die Schaar des Grafen suchte mit Hilfe von Faschienen und
Leitern die Mauer zu ersteigen, aber die Leitern würden abgewehrt oder um¬
gestürzt und das an die Porta del Catagno angelegte Feuer genügte nicht,
um den Eingang zu erzwingen, da der erfahrene und tapfere Kriegsmann
Gian Paolo Perollo, Baron von Sabina, dort den Angreifern entgegenstand.
Bei dem Thore San Pietro gelang es zwar letzteren, die Mauern zu durch¬
brechen, aber die Arkebufiere unter Gian Filippo und Girolamo Perollo
trieben sie zurück und stellten mit Erde gefüllte Tonnen auf, hinter denen sie
ein wohlgenährtes Musketenfeuer unterhielten, während aus den Fenstern und
Schießscharten des Schlosses ein Regen von Kugeln, Pfeilen und Steinen her¬
abflog. Außerhalb der Stadt hielt sich Jmpugiades mit seinen Reitern unbe¬
weglich im Hofe des Klosters nickte Siummare, ohne an dem Kampfe Theil
zu nehmen, und auch Giacomo, obwohl er ihn mit seinem Geschütze hätte er¬
reichen können, feuerte nicht auf ihn, indem er sich damit begnügte, ihn bei
seinem Namen zu rufen und ihn an die beiderseitige Verwandtschaft zu erin¬
nern. Als endlich der Abend hereinbrach, befahl Graf Luna den Rückzug,
um am folgenden Tage den Sturm von Neuem zu beginnen.

Im Schlosse dagegen versammelte Giacomo seine Gefährten um sich und
pries die von ihnen bewiesene Tapferkeit, wobei er ihnen frischen Muth ein¬
sprach. Die ganze Nacht hindurch wurden Steine und Erde auf die Mauern
getragen, die beschädigten und dem Angriff am meisten ausgesetzten Punkte
ausgebessert und verstärkt. Die Baronin von Pandolfina und die andern
Frauen der Familie Perollo mit ihren Sklavinnen und Mägden waren eifrig
beschäftigt, Kugeln zu gießen und die Verwundeten zu verbinden und zu
trösten. Am folgenden Morgen begann der Sturm von Neuem. Accursio
Amado, dem es mit einigen Schanzgräbern gelungen war, die Mauer zu
durchbrechen, die zu den untern Zimmern des Schlosses Zugang gewährte, stieß
dort auf Giacomo, der seine Büchse auf ihn abfeuerte, so daß die Kugel die
eiserne Pickelhaube durchbohrte und ihn am Kopf verwundete. Er wurde von
den Seinigen fortgebracht, und unter vielen Andern, die an seiner Seite fielen,
befand sich auch Francesco Sanchetta von Salemi. der einen Arm und ein
Auge verlor. Einige Zeit nachher sammelte Graf Luna wiederum seine Leute
und machte mit ihnen einen neuen und verzweifelten Versuch. Er legte Feuer


zu bei einem Thore des Schlosses, welches den Namen Porta del Catagno
führte. Der Baron von Pandolfina hatte sieben gute Kanonen, theils Bom-
barden theils Steingeschütze, und außerdem Falconette. Sperber und andere
leichte Stücke. Außer seinen Verwandten, die bei ihm Zuflucht gesucht, belief
sich die Zahl der kampffähigen Vertheidiger auf etwas mehr als hundert.
Sigismund nun stürmte in Person auf die Porta del Catagno los und über¬
trug dem Amado und Ferrante Lucchesi den Angriff auf das Schloßthor von
San Pietro. Die Schaar des Grafen suchte mit Hilfe von Faschienen und
Leitern die Mauer zu ersteigen, aber die Leitern würden abgewehrt oder um¬
gestürzt und das an die Porta del Catagno angelegte Feuer genügte nicht,
um den Eingang zu erzwingen, da der erfahrene und tapfere Kriegsmann
Gian Paolo Perollo, Baron von Sabina, dort den Angreifern entgegenstand.
Bei dem Thore San Pietro gelang es zwar letzteren, die Mauern zu durch¬
brechen, aber die Arkebufiere unter Gian Filippo und Girolamo Perollo
trieben sie zurück und stellten mit Erde gefüllte Tonnen auf, hinter denen sie
ein wohlgenährtes Musketenfeuer unterhielten, während aus den Fenstern und
Schießscharten des Schlosses ein Regen von Kugeln, Pfeilen und Steinen her¬
abflog. Außerhalb der Stadt hielt sich Jmpugiades mit seinen Reitern unbe¬
weglich im Hofe des Klosters nickte Siummare, ohne an dem Kampfe Theil
zu nehmen, und auch Giacomo, obwohl er ihn mit seinem Geschütze hätte er¬
reichen können, feuerte nicht auf ihn, indem er sich damit begnügte, ihn bei
seinem Namen zu rufen und ihn an die beiderseitige Verwandtschaft zu erin¬
nern. Als endlich der Abend hereinbrach, befahl Graf Luna den Rückzug,
um am folgenden Tage den Sturm von Neuem zu beginnen.

Im Schlosse dagegen versammelte Giacomo seine Gefährten um sich und
pries die von ihnen bewiesene Tapferkeit, wobei er ihnen frischen Muth ein¬
sprach. Die ganze Nacht hindurch wurden Steine und Erde auf die Mauern
getragen, die beschädigten und dem Angriff am meisten ausgesetzten Punkte
ausgebessert und verstärkt. Die Baronin von Pandolfina und die andern
Frauen der Familie Perollo mit ihren Sklavinnen und Mägden waren eifrig
beschäftigt, Kugeln zu gießen und die Verwundeten zu verbinden und zu
trösten. Am folgenden Morgen begann der Sturm von Neuem. Accursio
Amado, dem es mit einigen Schanzgräbern gelungen war, die Mauer zu
durchbrechen, die zu den untern Zimmern des Schlosses Zugang gewährte, stieß
dort auf Giacomo, der seine Büchse auf ihn abfeuerte, so daß die Kugel die
eiserne Pickelhaube durchbohrte und ihn am Kopf verwundete. Er wurde von
den Seinigen fortgebracht, und unter vielen Andern, die an seiner Seite fielen,
befand sich auch Francesco Sanchetta von Salemi. der einen Arm und ein
Auge verlor. Einige Zeit nachher sammelte Graf Luna wiederum seine Leute
und machte mit ihnen einen neuen und verzweifelten Versuch. Er legte Feuer


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/178>, abgerufen am 24.08.2024.