Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.daher auf griechische Unterstützung, so wird er sich getäuscht sehen, und rech¬ Zunächst ist die erforderliche Summe nicht erheblich, und selbst wenn Soll die Sache also zu Stande kommen, so müßten sich die Mächte, die Und wäre dieß eine unproductive Ausgabe? Wir glauben, nicht. Um daher auf griechische Unterstützung, so wird er sich getäuscht sehen, und rech¬ Zunächst ist die erforderliche Summe nicht erheblich, und selbst wenn Soll die Sache also zu Stande kommen, so müßten sich die Mächte, die Und wäre dieß eine unproductive Ausgabe? Wir glauben, nicht. Um <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0152" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/129144"/> <p xml:id="ID_495" prev="#ID_494"> daher auf griechische Unterstützung, so wird er sich getäuscht sehen, und rech¬<lb/> net er auf eine Beihülfe von Seiten der genannten andern Staaten, so ist<lb/> immer noch die Frage, ob diese geneigt sein werden, sie zu gewähren. Sein<lb/> Unternehmen in Aegypten empfiehlt ein Eingehen auf etwaige dahin gerich¬<lb/> tete Anfragen bis jetzt nicht. Doch mögen andere Betrachtungen dafür<lb/> sprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_496"> Zunächst ist die erforderliche Summe nicht erheblich, und selbst wenn<lb/> dieselbe, wie zu erwarten, nicht ausreichte (bei der vulkanischen Natur und<lb/> dem häufigen Erdbeben der Landenge zwischen Lutraki und Kalamciki wird<lb/> der Canal mit besonderer Sorgfalt gebaut werden müssen und sein Bestand<lb/> großer Gefahr ausgesetzt sein) und die Hälfte mehr nöthig wäre, würden die<lb/> Kosten in keinem Vergleich mit denen des Kanals zwischen Port Said und<lb/> Suez stehen. Drei bis fünf Millionen Thaler sind eine große Summe für<lb/> einen kleinen und armen Staat wie Griechenland, aber sie sind wenig für<lb/> einen großen und reichen und fast nichts für mehrere große und reiche Staaten<lb/> zusammen, denen sich der kleine mit einem verhältnißmäßigen Beitrag an¬<lb/> schließen könnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_497"> Soll die Sache also zu Stande kommen, so müßten sich die Mächte, die<lb/> vom westlichen nach dem östlichen Becken des Mittelmeeres und umgekehrt vom<lb/> östlichen nach dem westlichen Handel treiben, über die Mittel zur Durchstechung<lb/> der gedachten Landenge verständigen. Italien, Frankreich, England, Oester¬<lb/> reich mit der einen, Rußland, die Türkei und Griechenland aus der andern<lb/> Seite sind die Länder, die das meiste Interesse an einer Abkürzung der Fahrt<lb/> vom Schwarzen und Azowschen Meere und den Hafenplätzen der westlichen<lb/> Türkei nach dem westlichen Europa und dem Atlantischen Meere haben. Die<lb/> Summe von zwölf, oder selbst achtzehn Millionen Drachmen, welche die Aus¬<lb/> führung des Lesseps'schen Planes erfordert, würde durch Vertheilung auf jene<lb/> sieben Staaten unbedeutend werden. Bleiben wir bei zwölf Millionen, so<lb/> repräsentiren diese 600,000, nehmen wir achtzehn Millionen an, so geben<lb/> diese 900,000 Drachmen an jährlicher Verzinsung. Jede der obengenannten<lb/> Mächte würde also ihre Ausgaben jährlich um nur 8S,000 oder im schlimm¬<lb/> sten Falle um 127,600 Drachmen vermehrt sehen, und das wäre für Griechen¬<lb/> land erträglich, für die übrigen Staaten aber eine Bagatelle.</p><lb/> <p xml:id="ID_498" next="#ID_499"> Und wäre dieß eine unproductive Ausgabe? Wir glauben, nicht. Um<lb/> sich davon zu überzeugen, wird es hinreichen, die Augen auf eine Karte von<lb/> Europa oder auf ein Tableau der commerziellen Bewegung von der Levante<lb/> nach dem Südwesten Europas und nach den britischen Inseln zu richten. In¬<lb/> dem man die Fahrt abkürzt, mehrt man die Reisen, zumal es hier nicht an<lb/> Gütern für die Ausfuhr fehlt. Man erinnere sich der Massen von Getreide,<lb/> welche nach Odessa strömen, und des alljährlich neue Maschen ansetzenden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0152]
daher auf griechische Unterstützung, so wird er sich getäuscht sehen, und rech¬
net er auf eine Beihülfe von Seiten der genannten andern Staaten, so ist
immer noch die Frage, ob diese geneigt sein werden, sie zu gewähren. Sein
Unternehmen in Aegypten empfiehlt ein Eingehen auf etwaige dahin gerich¬
tete Anfragen bis jetzt nicht. Doch mögen andere Betrachtungen dafür
sprechen.
Zunächst ist die erforderliche Summe nicht erheblich, und selbst wenn
dieselbe, wie zu erwarten, nicht ausreichte (bei der vulkanischen Natur und
dem häufigen Erdbeben der Landenge zwischen Lutraki und Kalamciki wird
der Canal mit besonderer Sorgfalt gebaut werden müssen und sein Bestand
großer Gefahr ausgesetzt sein) und die Hälfte mehr nöthig wäre, würden die
Kosten in keinem Vergleich mit denen des Kanals zwischen Port Said und
Suez stehen. Drei bis fünf Millionen Thaler sind eine große Summe für
einen kleinen und armen Staat wie Griechenland, aber sie sind wenig für
einen großen und reichen und fast nichts für mehrere große und reiche Staaten
zusammen, denen sich der kleine mit einem verhältnißmäßigen Beitrag an¬
schließen könnte.
Soll die Sache also zu Stande kommen, so müßten sich die Mächte, die
vom westlichen nach dem östlichen Becken des Mittelmeeres und umgekehrt vom
östlichen nach dem westlichen Handel treiben, über die Mittel zur Durchstechung
der gedachten Landenge verständigen. Italien, Frankreich, England, Oester¬
reich mit der einen, Rußland, die Türkei und Griechenland aus der andern
Seite sind die Länder, die das meiste Interesse an einer Abkürzung der Fahrt
vom Schwarzen und Azowschen Meere und den Hafenplätzen der westlichen
Türkei nach dem westlichen Europa und dem Atlantischen Meere haben. Die
Summe von zwölf, oder selbst achtzehn Millionen Drachmen, welche die Aus¬
führung des Lesseps'schen Planes erfordert, würde durch Vertheilung auf jene
sieben Staaten unbedeutend werden. Bleiben wir bei zwölf Millionen, so
repräsentiren diese 600,000, nehmen wir achtzehn Millionen an, so geben
diese 900,000 Drachmen an jährlicher Verzinsung. Jede der obengenannten
Mächte würde also ihre Ausgaben jährlich um nur 8S,000 oder im schlimm¬
sten Falle um 127,600 Drachmen vermehrt sehen, und das wäre für Griechen¬
land erträglich, für die übrigen Staaten aber eine Bagatelle.
Und wäre dieß eine unproductive Ausgabe? Wir glauben, nicht. Um
sich davon zu überzeugen, wird es hinreichen, die Augen auf eine Karte von
Europa oder auf ein Tableau der commerziellen Bewegung von der Levante
nach dem Südwesten Europas und nach den britischen Inseln zu richten. In¬
dem man die Fahrt abkürzt, mehrt man die Reisen, zumal es hier nicht an
Gütern für die Ausfuhr fehlt. Man erinnere sich der Massen von Getreide,
welche nach Odessa strömen, und des alljährlich neue Maschen ansetzenden
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