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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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die Redaction dieser Hauptarbeit übernommen hat, rührt das hochinteressante
Buch über die Operationen der Südarmee*) her, welches früher er¬
schien als das ebenbesprochene Werk über die I. Armee. -- In der Ein¬
leitung stellt Graf Wartensleben zunächst die Verhältnisse auf dem südöst¬
lichen Kriegsschauplatz vor Aufstellung der Südarmee dar. Um Mitte
December beherrschte General v. Werber das Terrain bis zur Linie Dijon-
Gray-Vesoul-Montbe'klärt. Westlich ihm zunächst stand seit Ende November
bei Auxerre General v, Zastrow mit der 13. Division und der Corps-Artillerie
7. Armee-Corps. General Werber verfügte über 62 Bataillone, 34 Escadrons,
23 Feldbatterien. In den ersten Januartagen 1871 wurde festgestellt, daß
General Bourbaki mit dem Is., 18., 19., 20., und 25. Corps, verstärkt durch
Garibaldi, Cremer und ein bei Besancon neuformirtes 24. Corps, im Be¬
griff stand die Offensive gegen Werber zu ergreifen, um Belfort zu entsetzen,
das Elsaß wiederzuerobern und die Hauptverbindungslinien der deutschen
Armeen zu unterbrechen. Diese Sachlage machte die Aufstellung einer grö¬
ßeren Heeresmacht auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz nothwendig, deren
Bestandtheile: das 2. 7. und 14. Armee-Corps von den verschiedenen Gegenden:
vom Loing, von der Uonne und von der Maas her versammelt werden
mußten. Zur Südarmee vereinigt, wurden sie unter Befehl des Generals
v. Manteuffel gestellt. -- Die Darstellung der Begebenheiten beginnt mit der
Commandoübernahme in Chatillon, der Erwägung der Sachlage und den
ersten Entschlüssen. Alles schien zu einer Operation auf Dijon einzuladen;
sie wäre nach allen militärischen Regeln richtig und im Erfolge sicher gewesen;
aber General Manteuffel hatte nicht nur das direct vorliegende eigene Interesse,
d. h. eine selbständige Operation mit den um ihn vereinten beiden Armee-
Corps (2. und 7.) sondern auch die Verhältnisse des 14. Armee-Corps vor
Belfort ins Auge zu fassen. Der Schwerpunkt der Situation lag nicht in
Dijon, nicht im Garibaldi'schen und anderen Streifcorps, sondern in der
feindlichen Hauptarmee. War diese überwältigt, so ergab sich alles andere
von selbst. Die feindliche Hauptmacht aber wußte man Belfort gegenüber;
der Ausgang des dort zu erwartenden Kampfes blieb ungewiß. Daher ent¬
schloß sich General Manteuffel, zwischen den beiden feindlichen Haupt¬
positionen Dijon und Langres unter Aufgabe der bequemen Straßen quer
durch zu marschiren und gegen Vesoul zu operiren. -- Am 14. Januar be¬
gann der unsäglich beschwerliche Vormarsch durch die von Schluchten und
Thälern durchfurchte Code d'or und über die von orkanartiger Oststürmen gefegte



") Die Operationen der Südarmee im Jan. und Febr. 1871. Nach den Kriegs¬
acten des Obercommandos der Südarmee von Hermann Graf Wartensleben, Oberst im
Generalstab. Berlin 1872. E. S. Mittler u. S.

die Redaction dieser Hauptarbeit übernommen hat, rührt das hochinteressante
Buch über die Operationen der Südarmee*) her, welches früher er¬
schien als das ebenbesprochene Werk über die I. Armee. — In der Ein¬
leitung stellt Graf Wartensleben zunächst die Verhältnisse auf dem südöst¬
lichen Kriegsschauplatz vor Aufstellung der Südarmee dar. Um Mitte
December beherrschte General v. Werber das Terrain bis zur Linie Dijon-
Gray-Vesoul-Montbe'klärt. Westlich ihm zunächst stand seit Ende November
bei Auxerre General v, Zastrow mit der 13. Division und der Corps-Artillerie
7. Armee-Corps. General Werber verfügte über 62 Bataillone, 34 Escadrons,
23 Feldbatterien. In den ersten Januartagen 1871 wurde festgestellt, daß
General Bourbaki mit dem Is., 18., 19., 20., und 25. Corps, verstärkt durch
Garibaldi, Cremer und ein bei Besancon neuformirtes 24. Corps, im Be¬
griff stand die Offensive gegen Werber zu ergreifen, um Belfort zu entsetzen,
das Elsaß wiederzuerobern und die Hauptverbindungslinien der deutschen
Armeen zu unterbrechen. Diese Sachlage machte die Aufstellung einer grö¬
ßeren Heeresmacht auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz nothwendig, deren
Bestandtheile: das 2. 7. und 14. Armee-Corps von den verschiedenen Gegenden:
vom Loing, von der Uonne und von der Maas her versammelt werden
mußten. Zur Südarmee vereinigt, wurden sie unter Befehl des Generals
v. Manteuffel gestellt. — Die Darstellung der Begebenheiten beginnt mit der
Commandoübernahme in Chatillon, der Erwägung der Sachlage und den
ersten Entschlüssen. Alles schien zu einer Operation auf Dijon einzuladen;
sie wäre nach allen militärischen Regeln richtig und im Erfolge sicher gewesen;
aber General Manteuffel hatte nicht nur das direct vorliegende eigene Interesse,
d. h. eine selbständige Operation mit den um ihn vereinten beiden Armee-
Corps (2. und 7.) sondern auch die Verhältnisse des 14. Armee-Corps vor
Belfort ins Auge zu fassen. Der Schwerpunkt der Situation lag nicht in
Dijon, nicht im Garibaldi'schen und anderen Streifcorps, sondern in der
feindlichen Hauptarmee. War diese überwältigt, so ergab sich alles andere
von selbst. Die feindliche Hauptmacht aber wußte man Belfort gegenüber;
der Ausgang des dort zu erwartenden Kampfes blieb ungewiß. Daher ent¬
schloß sich General Manteuffel, zwischen den beiden feindlichen Haupt¬
positionen Dijon und Langres unter Aufgabe der bequemen Straßen quer
durch zu marschiren und gegen Vesoul zu operiren. — Am 14. Januar be¬
gann der unsäglich beschwerliche Vormarsch durch die von Schluchten und
Thälern durchfurchte Code d'or und über die von orkanartiger Oststürmen gefegte



") Die Operationen der Südarmee im Jan. und Febr. 1871. Nach den Kriegs¬
acten des Obercommandos der Südarmee von Hermann Graf Wartensleben, Oberst im
Generalstab. Berlin 1872. E. S. Mittler u. S.
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[0146] die Redaction dieser Hauptarbeit übernommen hat, rührt das hochinteressante Buch über die Operationen der Südarmee*) her, welches früher er¬ schien als das ebenbesprochene Werk über die I. Armee. — In der Ein¬ leitung stellt Graf Wartensleben zunächst die Verhältnisse auf dem südöst¬ lichen Kriegsschauplatz vor Aufstellung der Südarmee dar. Um Mitte December beherrschte General v. Werber das Terrain bis zur Linie Dijon- Gray-Vesoul-Montbe'klärt. Westlich ihm zunächst stand seit Ende November bei Auxerre General v, Zastrow mit der 13. Division und der Corps-Artillerie 7. Armee-Corps. General Werber verfügte über 62 Bataillone, 34 Escadrons, 23 Feldbatterien. In den ersten Januartagen 1871 wurde festgestellt, daß General Bourbaki mit dem Is., 18., 19., 20., und 25. Corps, verstärkt durch Garibaldi, Cremer und ein bei Besancon neuformirtes 24. Corps, im Be¬ griff stand die Offensive gegen Werber zu ergreifen, um Belfort zu entsetzen, das Elsaß wiederzuerobern und die Hauptverbindungslinien der deutschen Armeen zu unterbrechen. Diese Sachlage machte die Aufstellung einer grö¬ ßeren Heeresmacht auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz nothwendig, deren Bestandtheile: das 2. 7. und 14. Armee-Corps von den verschiedenen Gegenden: vom Loing, von der Uonne und von der Maas her versammelt werden mußten. Zur Südarmee vereinigt, wurden sie unter Befehl des Generals v. Manteuffel gestellt. — Die Darstellung der Begebenheiten beginnt mit der Commandoübernahme in Chatillon, der Erwägung der Sachlage und den ersten Entschlüssen. Alles schien zu einer Operation auf Dijon einzuladen; sie wäre nach allen militärischen Regeln richtig und im Erfolge sicher gewesen; aber General Manteuffel hatte nicht nur das direct vorliegende eigene Interesse, d. h. eine selbständige Operation mit den um ihn vereinten beiden Armee- Corps (2. und 7.) sondern auch die Verhältnisse des 14. Armee-Corps vor Belfort ins Auge zu fassen. Der Schwerpunkt der Situation lag nicht in Dijon, nicht im Garibaldi'schen und anderen Streifcorps, sondern in der feindlichen Hauptarmee. War diese überwältigt, so ergab sich alles andere von selbst. Die feindliche Hauptmacht aber wußte man Belfort gegenüber; der Ausgang des dort zu erwartenden Kampfes blieb ungewiß. Daher ent¬ schloß sich General Manteuffel, zwischen den beiden feindlichen Haupt¬ positionen Dijon und Langres unter Aufgabe der bequemen Straßen quer durch zu marschiren und gegen Vesoul zu operiren. — Am 14. Januar be¬ gann der unsäglich beschwerliche Vormarsch durch die von Schluchten und Thälern durchfurchte Code d'or und über die von orkanartiger Oststürmen gefegte ") Die Operationen der Südarmee im Jan. und Febr. 1871. Nach den Kriegs¬ acten des Obercommandos der Südarmee von Hermann Graf Wartensleben, Oberst im Generalstab. Berlin 1872. E. S. Mittler u. S.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/146>, abgerufen am 25.08.2024.