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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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Amiens, die Recognoscirungsgefechte bei Quesnel und Mezieres, das Avant¬
gardengefecht an der Luce und die Kapitulation von Diedenhofen. (24. bis
26. Novbr.) Am 26. Novbr. wurde der Normarsch des 8. Armee-Corps in
das Terrain zwischen dem Noye- und Culte-Abschnitt, der das 1. Corps an
dem Luce-Abschnitt, der der Cavallerie-Division gegen Amiens befohlen und
aus diesen Bewegungen entwickelte sich folgenden Tages die "Schlacht bei
Amiens", welche im 4. Kapitel zur Darstellung kommt. Diese Rencontre-
Schlacht ist ganz eigenthümlich dadurch, daß sie eigentlich ohne Reserve ge¬
schlagen wurde und daß die beiden Flügel, durch das sumpfige Thal der Avre
getrennt, fast ganz ohne Verbindung fechten mußten, ein Umstand, der sich
natürlich auch in der Schilderung der Schlacht widerspiegelt. In Bezug auf
den Sieg des 8. Armee-Corps herrschte von Anfang an kein Zweifel, und die
zeitweis kritische Lage des schwachen 1. Corps schlug gegen Abend in ihr
Gegentheil um und endete mit gänzlicher Niederlage und fluchtartigem Rück¬
züge des Feindes, -- Das 5. Kapitel schildert die Ereignisse vom 27. bis zum
30. Novbr., nämlich die Kapitulation von La Fere, die Besetzung von Amiens,
und die Kapitulation der Citadelle, dann die Formirung der I. Armee zum
Marsche gegen Rouen die Einsetzung einer deutschen Verwaltung im Somme-
Departement und die Verhältnisse beim 7. Armee-Corps (General v. Zastrow)
welches in Folge Befehls vom 27. November zum Theil aus dem Verbände
der I. Armee heraustrat, indem die 13. Division und die Corps-Artillerie
nach Chatillon sur Seine aufbrachen, um den weitläufigen Landstrich zwischen
dem Operationsterrain der II. Armee und dem General v. Werber zu decken.
Die 14. Division belagerte indeß Montmedy. -- Von besonderem Interesse
ist die Formirung der I. Armee zum Marsch nach Rouen. Nach Besetzung
von Amiens durch die 3. Brigade wurde das 1. Corps auf der Straße Mo-
reuil-Conty, das 8. Corps auf der Straße Amiens-Forges in Marsch gesetzt.
Die Cavalleriedivision gab an jedes Corps ein Regiment ab und der Rest
derselben erhielt unter dem General Grafen Groeben die Aufgabe, Amiens
zu besetzen, Rücken und Flanke der auf Rouen operirenden Armee gegen die
im Norden befindlichen feindlichen Streitkräfte zu decken und speziell die Ei¬
senbahn Amiens-Lafere-Laon gegen feindliche Unternehmungen zu sichern. --
Es war also nicht eine Linksschwenkung der Armee, sondern eine Linkswendung
beider Corps in sich, so daß das 8. Corps fortan den rechten Flügel bildete.
-- Das 6. Kapitel umfaßt die Tage vom 1. bis 6. Dezbr.: den Vormarsch
nach der Normandie, die Gefechte bei Buchy und das Einrücken der I. Armee
in Rouen. In dieser Stadt hatte man bis zum letzten Augenblick auf ener¬
gische Vertheidigung gerechnet. Der Ausgang der Gefechte bei Buchy, die es
ihm nicht mehr gestatteten, das Vorterrain zu halten, veranlaßten jedoch den
General Briand nach Havre abzurücken. In den ersten Nachmittagsstunden


Amiens, die Recognoscirungsgefechte bei Quesnel und Mezieres, das Avant¬
gardengefecht an der Luce und die Kapitulation von Diedenhofen. (24. bis
26. Novbr.) Am 26. Novbr. wurde der Normarsch des 8. Armee-Corps in
das Terrain zwischen dem Noye- und Culte-Abschnitt, der das 1. Corps an
dem Luce-Abschnitt, der der Cavallerie-Division gegen Amiens befohlen und
aus diesen Bewegungen entwickelte sich folgenden Tages die „Schlacht bei
Amiens", welche im 4. Kapitel zur Darstellung kommt. Diese Rencontre-
Schlacht ist ganz eigenthümlich dadurch, daß sie eigentlich ohne Reserve ge¬
schlagen wurde und daß die beiden Flügel, durch das sumpfige Thal der Avre
getrennt, fast ganz ohne Verbindung fechten mußten, ein Umstand, der sich
natürlich auch in der Schilderung der Schlacht widerspiegelt. In Bezug auf
den Sieg des 8. Armee-Corps herrschte von Anfang an kein Zweifel, und die
zeitweis kritische Lage des schwachen 1. Corps schlug gegen Abend in ihr
Gegentheil um und endete mit gänzlicher Niederlage und fluchtartigem Rück¬
züge des Feindes, — Das 5. Kapitel schildert die Ereignisse vom 27. bis zum
30. Novbr., nämlich die Kapitulation von La Fere, die Besetzung von Amiens,
und die Kapitulation der Citadelle, dann die Formirung der I. Armee zum
Marsche gegen Rouen die Einsetzung einer deutschen Verwaltung im Somme-
Departement und die Verhältnisse beim 7. Armee-Corps (General v. Zastrow)
welches in Folge Befehls vom 27. November zum Theil aus dem Verbände
der I. Armee heraustrat, indem die 13. Division und die Corps-Artillerie
nach Chatillon sur Seine aufbrachen, um den weitläufigen Landstrich zwischen
dem Operationsterrain der II. Armee und dem General v. Werber zu decken.
Die 14. Division belagerte indeß Montmedy. — Von besonderem Interesse
ist die Formirung der I. Armee zum Marsch nach Rouen. Nach Besetzung
von Amiens durch die 3. Brigade wurde das 1. Corps auf der Straße Mo-
reuil-Conty, das 8. Corps auf der Straße Amiens-Forges in Marsch gesetzt.
Die Cavalleriedivision gab an jedes Corps ein Regiment ab und der Rest
derselben erhielt unter dem General Grafen Groeben die Aufgabe, Amiens
zu besetzen, Rücken und Flanke der auf Rouen operirenden Armee gegen die
im Norden befindlichen feindlichen Streitkräfte zu decken und speziell die Ei¬
senbahn Amiens-Lafere-Laon gegen feindliche Unternehmungen zu sichern. —
Es war also nicht eine Linksschwenkung der Armee, sondern eine Linkswendung
beider Corps in sich, so daß das 8. Corps fortan den rechten Flügel bildete.
— Das 6. Kapitel umfaßt die Tage vom 1. bis 6. Dezbr.: den Vormarsch
nach der Normandie, die Gefechte bei Buchy und das Einrücken der I. Armee
in Rouen. In dieser Stadt hatte man bis zum letzten Augenblick auf ener¬
gische Vertheidigung gerechnet. Der Ausgang der Gefechte bei Buchy, die es
ihm nicht mehr gestatteten, das Vorterrain zu halten, veranlaßten jedoch den
General Briand nach Havre abzurücken. In den ersten Nachmittagsstunden


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[0142] Amiens, die Recognoscirungsgefechte bei Quesnel und Mezieres, das Avant¬ gardengefecht an der Luce und die Kapitulation von Diedenhofen. (24. bis 26. Novbr.) Am 26. Novbr. wurde der Normarsch des 8. Armee-Corps in das Terrain zwischen dem Noye- und Culte-Abschnitt, der das 1. Corps an dem Luce-Abschnitt, der der Cavallerie-Division gegen Amiens befohlen und aus diesen Bewegungen entwickelte sich folgenden Tages die „Schlacht bei Amiens", welche im 4. Kapitel zur Darstellung kommt. Diese Rencontre- Schlacht ist ganz eigenthümlich dadurch, daß sie eigentlich ohne Reserve ge¬ schlagen wurde und daß die beiden Flügel, durch das sumpfige Thal der Avre getrennt, fast ganz ohne Verbindung fechten mußten, ein Umstand, der sich natürlich auch in der Schilderung der Schlacht widerspiegelt. In Bezug auf den Sieg des 8. Armee-Corps herrschte von Anfang an kein Zweifel, und die zeitweis kritische Lage des schwachen 1. Corps schlug gegen Abend in ihr Gegentheil um und endete mit gänzlicher Niederlage und fluchtartigem Rück¬ züge des Feindes, — Das 5. Kapitel schildert die Ereignisse vom 27. bis zum 30. Novbr., nämlich die Kapitulation von La Fere, die Besetzung von Amiens, und die Kapitulation der Citadelle, dann die Formirung der I. Armee zum Marsche gegen Rouen die Einsetzung einer deutschen Verwaltung im Somme- Departement und die Verhältnisse beim 7. Armee-Corps (General v. Zastrow) welches in Folge Befehls vom 27. November zum Theil aus dem Verbände der I. Armee heraustrat, indem die 13. Division und die Corps-Artillerie nach Chatillon sur Seine aufbrachen, um den weitläufigen Landstrich zwischen dem Operationsterrain der II. Armee und dem General v. Werber zu decken. Die 14. Division belagerte indeß Montmedy. — Von besonderem Interesse ist die Formirung der I. Armee zum Marsch nach Rouen. Nach Besetzung von Amiens durch die 3. Brigade wurde das 1. Corps auf der Straße Mo- reuil-Conty, das 8. Corps auf der Straße Amiens-Forges in Marsch gesetzt. Die Cavalleriedivision gab an jedes Corps ein Regiment ab und der Rest derselben erhielt unter dem General Grafen Groeben die Aufgabe, Amiens zu besetzen, Rücken und Flanke der auf Rouen operirenden Armee gegen die im Norden befindlichen feindlichen Streitkräfte zu decken und speziell die Ei¬ senbahn Amiens-Lafere-Laon gegen feindliche Unternehmungen zu sichern. — Es war also nicht eine Linksschwenkung der Armee, sondern eine Linkswendung beider Corps in sich, so daß das 8. Corps fortan den rechten Flügel bildete. — Das 6. Kapitel umfaßt die Tage vom 1. bis 6. Dezbr.: den Vormarsch nach der Normandie, die Gefechte bei Buchy und das Einrücken der I. Armee in Rouen. In dieser Stadt hatte man bis zum letzten Augenblick auf ener¬ gische Vertheidigung gerechnet. Der Ausgang der Gefechte bei Buchy, die es ihm nicht mehr gestatteten, das Vorterrain zu halten, veranlaßten jedoch den General Briand nach Havre abzurücken. In den ersten Nachmittagsstunden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/142>, abgerufen am 25.08.2024.