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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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Im Kriegsgeschichte 1870/71.
(Generalstabswerk, Borbstaedt, Blume, v. Schelk, Graf v. Wartensleben,)
II.
(Schluß).

Die weiteren Schicksale der I. Armee schildert ein Werk des Obersten
Grafen Wartensleben.*) Die Borrede desselben ist von so allgemeinem
Interesse, daß wir sie, dem Hauptinhalte nach, hier wiedergeben. Graf War¬
tensleben sagt: "Die erste Periode des großen deutsch-französischen Krieges,
der Feldzug gegen die Kaiserliche Armee, kennzeichnet sich auf beiden Seiten
durch ein Streben nach möglichstem Zusammenwirken der Heereskräfte. Die
Entscheidungen fallen daher, meist schnell aufeinanderfolgend, in einigen wuch¬
tigen Hauptschlägen, deren Bedeutung und innerer Zusammenhang auch in
weiteren Kreisen von vornherein klar hervorgetreten ist. -- Anders im späteren
Zeitraum, im Kriege gegen die Republik. Wir sehen hier die beiderseitigen
Armeen in mehr oder weniger von einander unabhängige Einzelfeldzüge en-
gagirt. -- Die unerwartete Dauer des Widerstandes von Paris, die überra¬
schende Leistungsfähigkeit des feindlichen Landes in Aufbringung neuer Streit¬
kräfte bedingen ein immer weiteres Vorrücken der Operationen von der deut¬
schen Grenze nach Westen. Zwar bildet die Oberleitung in Versailles nach
wie vor das Bindeglied zum gemeinsamen Zweck; aber oft ist diese Triebfeder
äußerlich nicht erkennbar. So wird das Bild dieser zweiten Periode des
großen Krieges ein anscheinend ziemlich verworrenes, insbesondere für alle den
betreffenden Vorgängen Fernerstehende. -- Aus diesem Grunde erscheint eine
frühzeitige Veröffentlichung der Spezialgeschichten jener einzelnen Feldzüge nicht
ohne allgemeines Interesse. Wir geben hier einen Ueberblick des Feld¬
zugs der I. Armee von Metz bis zum Fall von Peronne."

Das Buch des Grafen Wartensleben zerfällt in eine Einleitung und die
Darstellung von vier verschiedenen Operationsperioden. -- Die Einleitung
stellt zuerst die "Verhältnisse der I. Armee vor dem Abmarsch von der Mosel"
dar, wodurch es sich unmittelbar an die v. Schelk'sche Arbeit anreiht. Durch
Kabinetsordre vom 27. October wurde der Oberbefehl über die jetzt wieder
selbständig werdende I. Armee (1., 7. und 8. Armee-Corps und 3. Reserve-
Division) dem General v. Manteuffel übertragen. Dieser hatte wenige
Tage nach seinem Siege bei Noisseville durch Sturz mit dem Pferde den Fuß
gebrochen; dennoch übernahm er freudig das Oberkommando, neben welchem



") Die Operationen der I. Armee unter General von Manteuffel. Von der
Kapitulation von Metz bis zum Fall von Peronne. Dargestellt nach den Operationsacten des
Obercommandos der I. Armee von Hermann Graf Wartensleben, Oberst im General"
Stabe. Berlin 1872. Mittler u. S.
Im Kriegsgeschichte 1870/71.
(Generalstabswerk, Borbstaedt, Blume, v. Schelk, Graf v. Wartensleben,)
II.
(Schluß).

Die weiteren Schicksale der I. Armee schildert ein Werk des Obersten
Grafen Wartensleben.*) Die Borrede desselben ist von so allgemeinem
Interesse, daß wir sie, dem Hauptinhalte nach, hier wiedergeben. Graf War¬
tensleben sagt: „Die erste Periode des großen deutsch-französischen Krieges,
der Feldzug gegen die Kaiserliche Armee, kennzeichnet sich auf beiden Seiten
durch ein Streben nach möglichstem Zusammenwirken der Heereskräfte. Die
Entscheidungen fallen daher, meist schnell aufeinanderfolgend, in einigen wuch¬
tigen Hauptschlägen, deren Bedeutung und innerer Zusammenhang auch in
weiteren Kreisen von vornherein klar hervorgetreten ist. — Anders im späteren
Zeitraum, im Kriege gegen die Republik. Wir sehen hier die beiderseitigen
Armeen in mehr oder weniger von einander unabhängige Einzelfeldzüge en-
gagirt. — Die unerwartete Dauer des Widerstandes von Paris, die überra¬
schende Leistungsfähigkeit des feindlichen Landes in Aufbringung neuer Streit¬
kräfte bedingen ein immer weiteres Vorrücken der Operationen von der deut¬
schen Grenze nach Westen. Zwar bildet die Oberleitung in Versailles nach
wie vor das Bindeglied zum gemeinsamen Zweck; aber oft ist diese Triebfeder
äußerlich nicht erkennbar. So wird das Bild dieser zweiten Periode des
großen Krieges ein anscheinend ziemlich verworrenes, insbesondere für alle den
betreffenden Vorgängen Fernerstehende. — Aus diesem Grunde erscheint eine
frühzeitige Veröffentlichung der Spezialgeschichten jener einzelnen Feldzüge nicht
ohne allgemeines Interesse. Wir geben hier einen Ueberblick des Feld¬
zugs der I. Armee von Metz bis zum Fall von Peronne."

Das Buch des Grafen Wartensleben zerfällt in eine Einleitung und die
Darstellung von vier verschiedenen Operationsperioden. — Die Einleitung
stellt zuerst die „Verhältnisse der I. Armee vor dem Abmarsch von der Mosel"
dar, wodurch es sich unmittelbar an die v. Schelk'sche Arbeit anreiht. Durch
Kabinetsordre vom 27. October wurde der Oberbefehl über die jetzt wieder
selbständig werdende I. Armee (1., 7. und 8. Armee-Corps und 3. Reserve-
Division) dem General v. Manteuffel übertragen. Dieser hatte wenige
Tage nach seinem Siege bei Noisseville durch Sturz mit dem Pferde den Fuß
gebrochen; dennoch übernahm er freudig das Oberkommando, neben welchem



") Die Operationen der I. Armee unter General von Manteuffel. Von der
Kapitulation von Metz bis zum Fall von Peronne. Dargestellt nach den Operationsacten des
Obercommandos der I. Armee von Hermann Graf Wartensleben, Oberst im General«
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/140>, abgerufen am 24.08.2024.