Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.Reichsangelegenheiten die nöthige Zeit, um, unbelästigt durch eine Reihe ganz Deutsche Staatsmänner und Abgeordnete. Rudolf von Bennigsen. Rudolph von Bennigsen wurde im Jahre 1824 zu Lüneburg geboren. Wie von einem jungen Edelmann nicht anders zu erwarten, hatte er die Bennigsen war nicht der Erste von ihnen, der an die große Oeffentlich- Reichsangelegenheiten die nöthige Zeit, um, unbelästigt durch eine Reihe ganz Deutsche Staatsmänner und Abgeordnete. Rudolf von Bennigsen. Rudolph von Bennigsen wurde im Jahre 1824 zu Lüneburg geboren. Wie von einem jungen Edelmann nicht anders zu erwarten, hatte er die Bennigsen war nicht der Erste von ihnen, der an die große Oeffentlich- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0014" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/129006"/> <p xml:id="ID_21" prev="#ID_20"> Reichsangelegenheiten die nöthige Zeit, um, unbelästigt durch eine Reihe ganz<lb/> formeller unpolitischer Geschäfte, sich ausschließlicher als bisher den großen<lb/> Aufgaben widmen zu können, welche der Fürst für Deutschland übernommen<lb/><note type="byline"> H. B.</note> hat. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Deutsche Staatsmänner und Abgeordnete.</head><lb/> <div n="2"> <head> Rudolf von Bennigsen.</head><lb/> <p xml:id="ID_22"> Rudolph von Bennigsen wurde im Jahre 1824 zu Lüneburg geboren.<lb/> Sein Vater stand daselbst als Officier und ging später als hannoverscher<lb/> Militärbevollmächtigter am Bundestage nach Frankfurt am Main, was seinem<lb/> ältesten Sohne Gelegenheit bot, dort als stiller Hörer die mächtigen voll><lb/> dischen Eindrücke der Nationalversammlung von 1848 in sich aufzunehmen.<lb/> Er hatte damals seine Studienzeit schon hinter sich, deren erste Jahre er in<lb/> Heidelberg als Mitglied und später Senior des Baudaten - Corps ziemlich<lb/> toll verlebt haben soll. Das entgegengesetzte Extrem jugendlicher Stimmungen<lb/> scheint Benningsen auf dem Gymnasium in Hannover durchgemacht zu haben,<lb/> von woher man ihm sogar einen melancholischen Versuch zum Selbstmorde<lb/> nachsagt.</p><lb/> <p xml:id="ID_23"> Wie von einem jungen Edelmann nicht anders zu erwarten, hatte er die<lb/> Rechtswissenschaft zu seinem Studium erkoren und wählte sich zur Laufbahn<lb/> den Staatsdienst. Dieser führte ihn nacheinander nach Osnabrück, Aurich,<lb/> Hannover und Göttingen. In Osnabrück befreundete er sich mit Planck,<lb/> in Hannover mit Albrecht, in Göttingen mit Miquel, — den drei hervor¬<lb/> ragenden jungen Juristen, mit denen er anfänglich unter den Liberalen seines<lb/> Heimatlandes eine besondere Gruppe bildete. Sie waren allesammt scharfe<lb/> Köpfe, allesammt beredt, und dadurch vorausbestimmt, in der Partei der ton¬<lb/> angebende Kreis zu werden; einige auch von ausgedehntem und gründlichem<lb/> Wissen, das sich nicht innerhalb der Grenzen der Jurisprudenz und der<lb/> Politik im engeren Sinne hielt. Vielmehr hatten namentlich Bennigsen und<lb/> Miquel früh sich philosophischen Studien auf der einen Seite, nationalökono¬<lb/> mischen auf der andern ergeben. Ihre gemeinsame Grundfarbe war die demo¬<lb/> kratische in der gemäßigten niedersächsischen Form.</p><lb/> <p xml:id="ID_24" next="#ID_25"> Bennigsen war nicht der Erste von ihnen, der an die große Oeffentlich-<lb/> keit hervortrat. Sein Freund Planck hatte sich schon einen gefeierten Namen<lb/> als einer der Führer der hannoverschen Verfassungspartei in den früheren<lb/> fünfziger Jahren erworben, bevor jener nur einmal dazu kam, in die Stände-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
Reichsangelegenheiten die nöthige Zeit, um, unbelästigt durch eine Reihe ganz
formeller unpolitischer Geschäfte, sich ausschließlicher als bisher den großen
Aufgaben widmen zu können, welche der Fürst für Deutschland übernommen
H. B. hat.
Deutsche Staatsmänner und Abgeordnete.
Rudolf von Bennigsen.
Rudolph von Bennigsen wurde im Jahre 1824 zu Lüneburg geboren.
Sein Vater stand daselbst als Officier und ging später als hannoverscher
Militärbevollmächtigter am Bundestage nach Frankfurt am Main, was seinem
ältesten Sohne Gelegenheit bot, dort als stiller Hörer die mächtigen voll>
dischen Eindrücke der Nationalversammlung von 1848 in sich aufzunehmen.
Er hatte damals seine Studienzeit schon hinter sich, deren erste Jahre er in
Heidelberg als Mitglied und später Senior des Baudaten - Corps ziemlich
toll verlebt haben soll. Das entgegengesetzte Extrem jugendlicher Stimmungen
scheint Benningsen auf dem Gymnasium in Hannover durchgemacht zu haben,
von woher man ihm sogar einen melancholischen Versuch zum Selbstmorde
nachsagt.
Wie von einem jungen Edelmann nicht anders zu erwarten, hatte er die
Rechtswissenschaft zu seinem Studium erkoren und wählte sich zur Laufbahn
den Staatsdienst. Dieser führte ihn nacheinander nach Osnabrück, Aurich,
Hannover und Göttingen. In Osnabrück befreundete er sich mit Planck,
in Hannover mit Albrecht, in Göttingen mit Miquel, — den drei hervor¬
ragenden jungen Juristen, mit denen er anfänglich unter den Liberalen seines
Heimatlandes eine besondere Gruppe bildete. Sie waren allesammt scharfe
Köpfe, allesammt beredt, und dadurch vorausbestimmt, in der Partei der ton¬
angebende Kreis zu werden; einige auch von ausgedehntem und gründlichem
Wissen, das sich nicht innerhalb der Grenzen der Jurisprudenz und der
Politik im engeren Sinne hielt. Vielmehr hatten namentlich Bennigsen und
Miquel früh sich philosophischen Studien auf der einen Seite, nationalökono¬
mischen auf der andern ergeben. Ihre gemeinsame Grundfarbe war die demo¬
kratische in der gemäßigten niedersächsischen Form.
Bennigsen war nicht der Erste von ihnen, der an die große Oeffentlich-
keit hervortrat. Sein Freund Planck hatte sich schon einen gefeierten Namen
als einer der Führer der hannoverschen Verfassungspartei in den früheren
fünfziger Jahren erworben, bevor jener nur einmal dazu kam, in die Stände-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |