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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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Geschützfeuer zum Schweigen gebracht, die feindlichen Positionen erschüttert,
und hat, wo sie ins feindliche Jnfanteriefeucr gericht, eine große Ruhe und
Ausdauer bewiesen. Eine ganz besondere Erwähnung verdient die reitende
Batterie Hasse, welcher von 36 Zugpferden nur 6 und von 48 Reitpferden
nur 20 am Schluß der Schlacht übrig blieben, und die, obgleich sie sich ganz
verschossen hatte, dennoch nicht vom Platze wich."

Der zweite Theil des v. Schelk'schen Buches behandelt, wie gesagt, "die
I. Armee während der C ernirung von Metz", und zwar zunächst die
Periode der Cernirung bis zur Schlacht von Noisseville. Die
gesammten zur I. Armee gehörenden Truppentheile sowie die ihr zugewiesene
Division Kummer hatten unter dem Oberbefehl S. K. H. des Prinzen Fried¬
rich Karl als Höchstcommandirenden der "Cernirungsarmee" einen Theil der
Einschließungstruppen von Metz zu bilden, und damit fiel ihr eine sehr schwie¬
rige Aufgabe zu. "Weder durch rastlose Verfolgung des geschlagenen Feindes
noch durch anstrengende Märsche konnten die vor Metz erstrittenen Siege ver¬
vollständigt werden; in täglichem aufreibenden Vorpostendienste galt es, eine
zwar geschlagene aber zahlreiche Armee von jeder Verbindung nach Außen
abzuschließen ^ut auf diejenigen Hilfsquellen zu beschränken, welche ihr jene
Festung bot." Tag für Tag werden nun von Major v. Schelk an der Hand
der Acten die zur Erfüllung dieser Aufgabe getroffenen Anordnungen sowie
die Ausführung der Feldbefestigungen auf beiden Moselufern dargelegt: ein
Schatz der Belehrung für jeden militärischen Leser. -- Das zweite Kapitel des
zweiten Theils schildert die Schlacht bei Noisseville, welche in Folge
des Ausfallversuches Bazaine's am 31. August und 1. September und zwar
vorzugsweise von der I. geliefert wurde. Der Marschall wollte die Cernirung
nach Norden durchbrechen, das Plateau von Se. Barbe gewinnen und Thion-
ville zu erreichen suchen, um, auf diese Festung gestützt, dem heranmarschtren-
den Mac Mahon die Hand zu reichen. Es war das der einzige große Durch¬
bruchsversuch, den Bazaine in Scene setzte und es geschah nicht mit Glück.
"Wenig sachgemäße Anordnungen hatten das Concentriren der französischen
Armee am 31. Aug. auf dem rechten Moselufer verlangsamt. Der Kampf,
der schon in der Frühe hätte beginnen können, fing erst am späten Nachmit-
tage an, nachdem der Umschließungs-Armee Zeit gegeben war, Gegenmaßregeln
zu treffen. Ohne erkennbaren inneren Zusammenhang verliefen die einzelnen
Vorstöße der Armee von Metz im Sande und schon am Abende des 31. Au¬
gust scheint dem Marschall Bazaine wenig Hoffnung für das Gelingen des
Durchbruchs geblieben zu sein. Als am 1. September die auf dem rechten
Flügel der französischen Schlachtlinien bei Colombey befindliche Division zu¬
rückgedrückt wurde, befahl der Marschall den Rückzug seiner ganzen Armee,
ohne seine Reserven eingesetzt zu haben. Im Kampfe selbst bewies der Feind


Geschützfeuer zum Schweigen gebracht, die feindlichen Positionen erschüttert,
und hat, wo sie ins feindliche Jnfanteriefeucr gericht, eine große Ruhe und
Ausdauer bewiesen. Eine ganz besondere Erwähnung verdient die reitende
Batterie Hasse, welcher von 36 Zugpferden nur 6 und von 48 Reitpferden
nur 20 am Schluß der Schlacht übrig blieben, und die, obgleich sie sich ganz
verschossen hatte, dennoch nicht vom Platze wich."

Der zweite Theil des v. Schelk'schen Buches behandelt, wie gesagt, „die
I. Armee während der C ernirung von Metz", und zwar zunächst die
Periode der Cernirung bis zur Schlacht von Noisseville. Die
gesammten zur I. Armee gehörenden Truppentheile sowie die ihr zugewiesene
Division Kummer hatten unter dem Oberbefehl S. K. H. des Prinzen Fried¬
rich Karl als Höchstcommandirenden der „Cernirungsarmee" einen Theil der
Einschließungstruppen von Metz zu bilden, und damit fiel ihr eine sehr schwie¬
rige Aufgabe zu. „Weder durch rastlose Verfolgung des geschlagenen Feindes
noch durch anstrengende Märsche konnten die vor Metz erstrittenen Siege ver¬
vollständigt werden; in täglichem aufreibenden Vorpostendienste galt es, eine
zwar geschlagene aber zahlreiche Armee von jeder Verbindung nach Außen
abzuschließen ^ut auf diejenigen Hilfsquellen zu beschränken, welche ihr jene
Festung bot." Tag für Tag werden nun von Major v. Schelk an der Hand
der Acten die zur Erfüllung dieser Aufgabe getroffenen Anordnungen sowie
die Ausführung der Feldbefestigungen auf beiden Moselufern dargelegt: ein
Schatz der Belehrung für jeden militärischen Leser. — Das zweite Kapitel des
zweiten Theils schildert die Schlacht bei Noisseville, welche in Folge
des Ausfallversuches Bazaine's am 31. August und 1. September und zwar
vorzugsweise von der I. geliefert wurde. Der Marschall wollte die Cernirung
nach Norden durchbrechen, das Plateau von Se. Barbe gewinnen und Thion-
ville zu erreichen suchen, um, auf diese Festung gestützt, dem heranmarschtren-
den Mac Mahon die Hand zu reichen. Es war das der einzige große Durch¬
bruchsversuch, den Bazaine in Scene setzte und es geschah nicht mit Glück.
„Wenig sachgemäße Anordnungen hatten das Concentriren der französischen
Armee am 31. Aug. auf dem rechten Moselufer verlangsamt. Der Kampf,
der schon in der Frühe hätte beginnen können, fing erst am späten Nachmit-
tage an, nachdem der Umschließungs-Armee Zeit gegeben war, Gegenmaßregeln
zu treffen. Ohne erkennbaren inneren Zusammenhang verliefen die einzelnen
Vorstöße der Armee von Metz im Sande und schon am Abende des 31. Au¬
gust scheint dem Marschall Bazaine wenig Hoffnung für das Gelingen des
Durchbruchs geblieben zu sein. Als am 1. September die auf dem rechten
Flügel der französischen Schlachtlinien bei Colombey befindliche Division zu¬
rückgedrückt wurde, befahl der Marschall den Rückzug seiner ganzen Armee,
ohne seine Reserven eingesetzt zu haben. Im Kampfe selbst bewies der Feind


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/100>, abgerufen am 22.07.2024.