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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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Kaum war Joussus mit seiner neuen Truppe im Lager von Varna angekom¬
men, als auch schon die Desertionen begannen. Jede Nacht verschwand ein
Theil derselben, oft mehr als hundert auf einmal; die ganze Organisation
erwies sich als verfehlt und die unbrauchbare Truppe mußte aufgegeben werden.
Der Enthusiasmus jedoch, mit dem man ihre Schöpfung in die Hand genom¬
men, bleibt characteristisch für eine Lieblingsneigung der Franzosen.

Es liegt außerhalb der Aufgabe dieser Betrachtungen, näher einzugehen
auf die Leistungen der französischen Armee im Krimkriege; unläugbar aber
sind dieselben, was Tapferkeit der Truppen, Energie der Führung und Be¬
harrlichkeit der obersten Leitung anbetrifft, als sehr bedeutend anzuerkennen.
Es schien der Welt, als ob mit den kaiserlichen Adlern der militärische Geist
der besten Napoleonischen Zeit dem Heer zurückgegeben sei, und Niemand war
mehr von dieser Ueberzeugung durchdrungen, als eben die französischen Trup¬
pen selbst. Mit den Elitesoldaten der Garde wetteiferten die Zuaven, welche
von der Alma, der Tschernaja und dem Malakof her Europa mit ihrem
Namen erfüllten, und es war vortheilhaft für den vermehrten Ruhm der
Generale, daß der Oberbefehl so rasch aus einer Hand in die andere überging.
Nach Saint-Arnaud's frühzeitigem Tode hatte Canrobert das Commando
übernommen; als dieser sich durchaus nicht mit Lord Raglan zu stellen wußte,
übergab er den Befehl provisorisch an Pelissier, bis er definitiv durch Mac
Mahon ersetzt ward. Alle diese Namen, sowie den des tapferen Bosquet um¬
gab nun eine gesteigerte Gloire. -- Die Medaille hatte indessen auch ihre
Kehrseite. Gleich beim Beginn der Campagne, noch in Varna, hatten sich,
ganz abgesehen von Cholera und Typhus, die unzulängliche Ausrüstung des
Heeres mit Transportmitteln, die schlechten Verpflegungs- und Lazareth-Ein-
richtungen lähmend den Operationen in den Weg gestellt, und Unthätigkeit
und Mißmuth hatten die Disciplin in bedenklicher Weise erschüttert. Dazu
war dann die verfehlte Expedition des Generals Espinasse in die Dobrudscha
gekommen, welche statt "den Kaiser am 1.5. Aug. mit einem Siege zu be¬
schenken" einen furchtbaren, völlig nutzlosen Menschenverlust zur Folge hatte
und sehr böses Blut machte.^) Selbst nach Minderung jener Uebelstände
blieb dieser nachtheilige Einfluß zurück, und es ist bezeichnend, daß in einem
Durchschnitt von dreißig Jahren (1835 bis 1865) der Procentsatz der Be¬
strafungen im Jahre 1855 bei Weitem der höchste von allen ist.^) Auf diese





') us Laiiimeourt - I/DxxöSitwn gg primos. ?frih 1856.
") Quesnoy: Historische, militärische und medizinische Erinnerungen der Orient-Armee.
Die Zahl der Bestrafungen betrug: 1835 -- 1-86,1846 - 1:13.1, 1851 -- 1:8I,
18S5 -- 1: 169, 186S -- 1:101.

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Kaum war Joussus mit seiner neuen Truppe im Lager von Varna angekom¬
men, als auch schon die Desertionen begannen. Jede Nacht verschwand ein
Theil derselben, oft mehr als hundert auf einmal; die ganze Organisation
erwies sich als verfehlt und die unbrauchbare Truppe mußte aufgegeben werden.
Der Enthusiasmus jedoch, mit dem man ihre Schöpfung in die Hand genom¬
men, bleibt characteristisch für eine Lieblingsneigung der Franzosen.

Es liegt außerhalb der Aufgabe dieser Betrachtungen, näher einzugehen
auf die Leistungen der französischen Armee im Krimkriege; unläugbar aber
sind dieselben, was Tapferkeit der Truppen, Energie der Führung und Be¬
harrlichkeit der obersten Leitung anbetrifft, als sehr bedeutend anzuerkennen.
Es schien der Welt, als ob mit den kaiserlichen Adlern der militärische Geist
der besten Napoleonischen Zeit dem Heer zurückgegeben sei, und Niemand war
mehr von dieser Ueberzeugung durchdrungen, als eben die französischen Trup¬
pen selbst. Mit den Elitesoldaten der Garde wetteiferten die Zuaven, welche
von der Alma, der Tschernaja und dem Malakof her Europa mit ihrem
Namen erfüllten, und es war vortheilhaft für den vermehrten Ruhm der
Generale, daß der Oberbefehl so rasch aus einer Hand in die andere überging.
Nach Saint-Arnaud's frühzeitigem Tode hatte Canrobert das Commando
übernommen; als dieser sich durchaus nicht mit Lord Raglan zu stellen wußte,
übergab er den Befehl provisorisch an Pelissier, bis er definitiv durch Mac
Mahon ersetzt ward. Alle diese Namen, sowie den des tapferen Bosquet um¬
gab nun eine gesteigerte Gloire. — Die Medaille hatte indessen auch ihre
Kehrseite. Gleich beim Beginn der Campagne, noch in Varna, hatten sich,
ganz abgesehen von Cholera und Typhus, die unzulängliche Ausrüstung des
Heeres mit Transportmitteln, die schlechten Verpflegungs- und Lazareth-Ein-
richtungen lähmend den Operationen in den Weg gestellt, und Unthätigkeit
und Mißmuth hatten die Disciplin in bedenklicher Weise erschüttert. Dazu
war dann die verfehlte Expedition des Generals Espinasse in die Dobrudscha
gekommen, welche statt „den Kaiser am 1.5. Aug. mit einem Siege zu be¬
schenken" einen furchtbaren, völlig nutzlosen Menschenverlust zur Folge hatte
und sehr böses Blut machte.^) Selbst nach Minderung jener Uebelstände
blieb dieser nachtheilige Einfluß zurück, und es ist bezeichnend, daß in einem
Durchschnitt von dreißig Jahren (1835 bis 1865) der Procentsatz der Be¬
strafungen im Jahre 1855 bei Weitem der höchste von allen ist.^) Auf diese





') us Laiiimeourt - I/DxxöSitwn gg primos. ?frih 1856.
") Quesnoy: Historische, militärische und medizinische Erinnerungen der Orient-Armee.
Die Zahl der Bestrafungen betrug: 1835 — 1-86,1846 - 1:13.1, 1851 — 1:8I,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/61>, abgerufen am 22.07.2024.