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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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sich nicht verrechnet, sondern ist auf Grund sicherer Ermittelungen vorge-
gangen. Die Pessimisten, deren unaufhörliche Zweifelsucht an dem gedeih¬
lichen Fortgang jeder guten Maßregel wohl nicht bloß Temperamentsfehler,
sondern oft tendenziöses Mannöver ist, sind wieder einmal geschlagen, ohne
daß sie sich bessern werden. --

Das Abgeordnetenhaus hat in der vergangenen Woche die erste (allge¬
meine) Berathung des Staatshaushaltes für 1873 vorgenommen und einige
kleinere Vorlagen von technischer Beschaffenheit erledigt.


(? --r.


Weihnachtsbücherschau.

Wiederum beginnen wir unsre Umschau auf dem Weihnachtsbüchermarkt mit
Jugendschriften, dießmal aus dem Verlage von Velhagen und Kla-
sing in Bielefeld und Leipzig. Eine stattliche und reichillustrirte Sammlung
für alle Lebensalter tritt uns auch hier entgegen. Vor Allem sind Text und
Bilder aller dieser Jugendwerke Originalien, nicht etwa-- nach der Fabrikations¬
methode andrer Literatur verfertigt, alte Artikel oder Cliches aus dem "Da¬
heim", dessen Inhalt der Verlagshandlung zu freier Verfügung gestanden
hätte. --

Wir nennen zuerst Robert Reinick's Märchen-Lieder- und Ge¬
schichtenbuch; zuerst, einmal aus Pietät gegen den Heimgegangenen Ver¬
fasser, sodann weil es unter den uns vorliegenden Werken der Verlagshand¬
lung verhältnißmäßig für das früheste Jugendalter bestimmt ist. Zwanzig
Jahre sind vorüber, seit der Verfasser dieser köstlichen Lieder, Märchen und Er¬
zählungen sein klares Auge für immer geschlossen hat. Aber Alt und Jung
wird sich an dieser zum erstenmale vollständig erschienenen Sammlung der
Jugendschriften heute noch gerade so lebendig und herzlich erfreuen, als seien
sie erst gestern aus der Feder geflossen. Die Zeichnungen und Holzschnitte
sind des Textes würdig, echt künstlerisch erfunden und sorgfältig ausgeführt.
Wenn wir sagten, daß dies Werk sich im Verhältniß zu den übrigen Werken
der Jugendliteratur der Berlagshandlung jüngeren Kindern empfehle, so bietet
es doch auch Größeren und selbst Erwachsenen reichen Genuß.

Der patriotisch-historischen Jugendschriften, welche die Ver-
lagshandlung dieses Jahr für den Weihnachtstisch vorbereitet hat, sind drei.
Zwei davon, verfaßt von Wilhelm Petsch, mit je 8 Illustrationen von
H. Lüders, "Unser Fritz" und der "Eiserne Pri n z" betitelt, schildernder


sich nicht verrechnet, sondern ist auf Grund sicherer Ermittelungen vorge-
gangen. Die Pessimisten, deren unaufhörliche Zweifelsucht an dem gedeih¬
lichen Fortgang jeder guten Maßregel wohl nicht bloß Temperamentsfehler,
sondern oft tendenziöses Mannöver ist, sind wieder einmal geschlagen, ohne
daß sie sich bessern werden. —

Das Abgeordnetenhaus hat in der vergangenen Woche die erste (allge¬
meine) Berathung des Staatshaushaltes für 1873 vorgenommen und einige
kleinere Vorlagen von technischer Beschaffenheit erledigt.


(? —r.


Weihnachtsbücherschau.

Wiederum beginnen wir unsre Umschau auf dem Weihnachtsbüchermarkt mit
Jugendschriften, dießmal aus dem Verlage von Velhagen und Kla-
sing in Bielefeld und Leipzig. Eine stattliche und reichillustrirte Sammlung
für alle Lebensalter tritt uns auch hier entgegen. Vor Allem sind Text und
Bilder aller dieser Jugendwerke Originalien, nicht etwa— nach der Fabrikations¬
methode andrer Literatur verfertigt, alte Artikel oder Cliches aus dem „Da¬
heim", dessen Inhalt der Verlagshandlung zu freier Verfügung gestanden
hätte. —

Wir nennen zuerst Robert Reinick's Märchen-Lieder- und Ge¬
schichtenbuch; zuerst, einmal aus Pietät gegen den Heimgegangenen Ver¬
fasser, sodann weil es unter den uns vorliegenden Werken der Verlagshand¬
lung verhältnißmäßig für das früheste Jugendalter bestimmt ist. Zwanzig
Jahre sind vorüber, seit der Verfasser dieser köstlichen Lieder, Märchen und Er¬
zählungen sein klares Auge für immer geschlossen hat. Aber Alt und Jung
wird sich an dieser zum erstenmale vollständig erschienenen Sammlung der
Jugendschriften heute noch gerade so lebendig und herzlich erfreuen, als seien
sie erst gestern aus der Feder geflossen. Die Zeichnungen und Holzschnitte
sind des Textes würdig, echt künstlerisch erfunden und sorgfältig ausgeführt.
Wenn wir sagten, daß dies Werk sich im Verhältniß zu den übrigen Werken
der Jugendliteratur der Berlagshandlung jüngeren Kindern empfehle, so bietet
es doch auch Größeren und selbst Erwachsenen reichen Genuß.

Der patriotisch-historischen Jugendschriften, welche die Ver-
lagshandlung dieses Jahr für den Weihnachtstisch vorbereitet hat, sind drei.
Zwei davon, verfaßt von Wilhelm Petsch, mit je 8 Illustrationen von
H. Lüders, „Unser Fritz" und der „Eiserne Pri n z" betitelt, schildernder


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[0483] sich nicht verrechnet, sondern ist auf Grund sicherer Ermittelungen vorge- gangen. Die Pessimisten, deren unaufhörliche Zweifelsucht an dem gedeih¬ lichen Fortgang jeder guten Maßregel wohl nicht bloß Temperamentsfehler, sondern oft tendenziöses Mannöver ist, sind wieder einmal geschlagen, ohne daß sie sich bessern werden. — Das Abgeordnetenhaus hat in der vergangenen Woche die erste (allge¬ meine) Berathung des Staatshaushaltes für 1873 vorgenommen und einige kleinere Vorlagen von technischer Beschaffenheit erledigt. (? —r. Weihnachtsbücherschau. Wiederum beginnen wir unsre Umschau auf dem Weihnachtsbüchermarkt mit Jugendschriften, dießmal aus dem Verlage von Velhagen und Kla- sing in Bielefeld und Leipzig. Eine stattliche und reichillustrirte Sammlung für alle Lebensalter tritt uns auch hier entgegen. Vor Allem sind Text und Bilder aller dieser Jugendwerke Originalien, nicht etwa— nach der Fabrikations¬ methode andrer Literatur verfertigt, alte Artikel oder Cliches aus dem „Da¬ heim", dessen Inhalt der Verlagshandlung zu freier Verfügung gestanden hätte. — Wir nennen zuerst Robert Reinick's Märchen-Lieder- und Ge¬ schichtenbuch; zuerst, einmal aus Pietät gegen den Heimgegangenen Ver¬ fasser, sodann weil es unter den uns vorliegenden Werken der Verlagshand¬ lung verhältnißmäßig für das früheste Jugendalter bestimmt ist. Zwanzig Jahre sind vorüber, seit der Verfasser dieser köstlichen Lieder, Märchen und Er¬ zählungen sein klares Auge für immer geschlossen hat. Aber Alt und Jung wird sich an dieser zum erstenmale vollständig erschienenen Sammlung der Jugendschriften heute noch gerade so lebendig und herzlich erfreuen, als seien sie erst gestern aus der Feder geflossen. Die Zeichnungen und Holzschnitte sind des Textes würdig, echt künstlerisch erfunden und sorgfältig ausgeführt. Wenn wir sagten, daß dies Werk sich im Verhältniß zu den übrigen Werken der Jugendliteratur der Berlagshandlung jüngeren Kindern empfehle, so bietet es doch auch Größeren und selbst Erwachsenen reichen Genuß. Der patriotisch-historischen Jugendschriften, welche die Ver- lagshandlung dieses Jahr für den Weihnachtstisch vorbereitet hat, sind drei. Zwei davon, verfaßt von Wilhelm Petsch, mit je 8 Illustrationen von H. Lüders, „Unser Fritz" und der „Eiserne Pri n z" betitelt, schildernder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/483>, abgerufen am 22.07.2024.