Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.waren die letzten Farbentöne des Herbstes dem Erlöschen nahe. Grau in waren die letzten Farbentöne des Herbstes dem Erlöschen nahe. Grau in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0440" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128894"/> <p xml:id="ID_1423" prev="#ID_1422" next="#ID_1424"> waren die letzten Farbentöne des Herbstes dem Erlöschen nahe. Grau in<lb/> Grau schien undurchdringlicher Nebel die Landschaft gespenstig einzuhüllen,—:<lb/> aber wir hatten Muth, und ein trotz unsrer löblichen Absichten keineswegs<lb/> trockner Sonntagsmorgen sah uns vom Quartier Le'opold, dem fashionablen<lb/> Theile Brüssels, mit dem Luxemburger Bahnzüge nach Groenendael hin¬<lb/> dampfen. Die englische stage-Coach, welche sonst vom Hotel de Taxe in<lb/> Brüssel nach Waterloo abging, war längst „Suppl'lass", weil selbst Engländer<lb/> nicht verwegen genug sind, im November-Nebel Schlachtfelder zu besuchen<lb/> und dort strategische Studien zu machen. Indessen war uns der Himmel<lb/> nicht ganz abhold; von Zeit zu Zeit lösten sich die düstern Wolkenvorhänge,<lb/> hörte der feine Sprühregen auf. Groenendael Mit vlämischer Bevölkerung,<lb/> anmuthig eingerahmt von waldigen Ausläufern des Sontenbosch, war bald<lb/> erreicht; hier bestiegen wir den Post-Omnibus („leg atkuents" nach der offici-<lb/> ellen Bureau-Sprache Belgiens) und gelangten in ein und einer halben Stunde<lb/> auf den historischen Boden des Schlachtfeldes. In Mont Se. Jean, das an<lb/> dem Kreuzungspunkte belegen ist, wo die Straßen nach Nivelles und Genappe<lb/> sich von der Brüsseler Chaussee abzweigen, drängten sich uns trotz des schlechten<lb/> Wetters Führer auf; wir zogen indessen vor, allein zu gehen; denn wir hatten<lb/> den Plan der Schlacht im Kopfe. Mont Se. Jean mit seiner Meierei, die<lb/> am Schlachttage als Feld-Lazareth diente, lag unmittelbar hinter dem Centrum<lb/> der englischen Defensiv-Aufstellung, die einen Höhenrücken einnahm, der sich<lb/> westlich bis Braine l'Alleud. östlich bis Ohain erstreckt. Bei Braine l'Alleud<lb/> auf dem rechten Flügel standen die Niederländischen Bataillone unter General<lb/> Chasse, dann folgten die Briten unter Mitchel und Clinton sowie die<lb/> hannöverschen Landwehrbataillone. Dahinter als Reserve die Braunschweiger.<lb/> Im Centrum (bei der Meierei Me. Se. Jean) folgten die britischen Garden<lb/> mit der Division Alten, dann die hannöverschen Feldbataillone, endlich die<lb/> Brigade Ompteda von der deutschen Legion; in Reserve dahinter die Nassau¬<lb/> ischen Truppen, verdeckt durch die Abdachung des Höhenrückens. Jenseits der<lb/> Genapper Straße stand Platon mit 2 britischen Brigaden, S niederländischen<lb/> Bataillonen sowie 2 hannöverschen Brigaden. Auf dem linken Flügel Violen's<lb/> Reiterei. Im zweiten Treffen endlich die Hauptmasse der Cavallerie, die Briten<lb/> und die niederländische Reiterdivision als Reserve. — Vor der englischen Front<lb/> dehnte sich die große Thalsenkung aus, welche die französische Aufstellung<lb/> auf den gegenüberliegenden Höhen von den Engländern trennte. Napoleon's<lb/> Centrum war die an der Genapper Straße belegene Ferne La belle Alliance,<lb/> der rechte Flügel berührte Schloß Frichemont. Westlich von der Meierei La<lb/> belle Alliance stand der französische linke Flügel, namentlich Rente's Corps;<lb/> die Garden (Infanterie und Artillerie) bildeten die Reserve hinter dem Centrum.<lb/> Zwischen den beiden Aufstellungen, gegenüber dem linken Flügel der Franzosen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0440]
waren die letzten Farbentöne des Herbstes dem Erlöschen nahe. Grau in
Grau schien undurchdringlicher Nebel die Landschaft gespenstig einzuhüllen,—:
aber wir hatten Muth, und ein trotz unsrer löblichen Absichten keineswegs
trockner Sonntagsmorgen sah uns vom Quartier Le'opold, dem fashionablen
Theile Brüssels, mit dem Luxemburger Bahnzüge nach Groenendael hin¬
dampfen. Die englische stage-Coach, welche sonst vom Hotel de Taxe in
Brüssel nach Waterloo abging, war längst „Suppl'lass", weil selbst Engländer
nicht verwegen genug sind, im November-Nebel Schlachtfelder zu besuchen
und dort strategische Studien zu machen. Indessen war uns der Himmel
nicht ganz abhold; von Zeit zu Zeit lösten sich die düstern Wolkenvorhänge,
hörte der feine Sprühregen auf. Groenendael Mit vlämischer Bevölkerung,
anmuthig eingerahmt von waldigen Ausläufern des Sontenbosch, war bald
erreicht; hier bestiegen wir den Post-Omnibus („leg atkuents" nach der offici-
ellen Bureau-Sprache Belgiens) und gelangten in ein und einer halben Stunde
auf den historischen Boden des Schlachtfeldes. In Mont Se. Jean, das an
dem Kreuzungspunkte belegen ist, wo die Straßen nach Nivelles und Genappe
sich von der Brüsseler Chaussee abzweigen, drängten sich uns trotz des schlechten
Wetters Führer auf; wir zogen indessen vor, allein zu gehen; denn wir hatten
den Plan der Schlacht im Kopfe. Mont Se. Jean mit seiner Meierei, die
am Schlachttage als Feld-Lazareth diente, lag unmittelbar hinter dem Centrum
der englischen Defensiv-Aufstellung, die einen Höhenrücken einnahm, der sich
westlich bis Braine l'Alleud. östlich bis Ohain erstreckt. Bei Braine l'Alleud
auf dem rechten Flügel standen die Niederländischen Bataillone unter General
Chasse, dann folgten die Briten unter Mitchel und Clinton sowie die
hannöverschen Landwehrbataillone. Dahinter als Reserve die Braunschweiger.
Im Centrum (bei der Meierei Me. Se. Jean) folgten die britischen Garden
mit der Division Alten, dann die hannöverschen Feldbataillone, endlich die
Brigade Ompteda von der deutschen Legion; in Reserve dahinter die Nassau¬
ischen Truppen, verdeckt durch die Abdachung des Höhenrückens. Jenseits der
Genapper Straße stand Platon mit 2 britischen Brigaden, S niederländischen
Bataillonen sowie 2 hannöverschen Brigaden. Auf dem linken Flügel Violen's
Reiterei. Im zweiten Treffen endlich die Hauptmasse der Cavallerie, die Briten
und die niederländische Reiterdivision als Reserve. — Vor der englischen Front
dehnte sich die große Thalsenkung aus, welche die französische Aufstellung
auf den gegenüberliegenden Höhen von den Engländern trennte. Napoleon's
Centrum war die an der Genapper Straße belegene Ferne La belle Alliance,
der rechte Flügel berührte Schloß Frichemont. Westlich von der Meierei La
belle Alliance stand der französische linke Flügel, namentlich Rente's Corps;
die Garden (Infanterie und Artillerie) bildeten die Reserve hinter dem Centrum.
Zwischen den beiden Aufstellungen, gegenüber dem linken Flügel der Franzosen
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