Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.in der Treue und Wahrhaftigkeit des Characters der Königin und der Rein¬ Wir gestehen, wir haben selten ein politisches Urtheil mit größerem Er¬ Wahrlich, tief zu beklagen ist die bedauerliche Fügung des Geschickes, N. Are rechtgläubige russische Kirche und der Klt- Katholicismus. Mannigfaltig sind die Erscheinungen, in welchen die seit der Thronbe¬ in der Treue und Wahrhaftigkeit des Characters der Königin und der Rein¬ Wir gestehen, wir haben selten ein politisches Urtheil mit größerem Er¬ Wahrlich, tief zu beklagen ist die bedauerliche Fügung des Geschickes, N. Are rechtgläubige russische Kirche und der Klt- Katholicismus. Mannigfaltig sind die Erscheinungen, in welchen die seit der Thronbe¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0342" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128796"/> <p xml:id="ID_1094" prev="#ID_1093"> in der Treue und Wahrhaftigkeit des Characters der Königin und der Rein¬<lb/> heit aller Familienverhältnisse des königlichen Hauses. . .. Aus diesen That¬<lb/> sachen allein folgt schon, wie kurzsichtig diejenigen Cabinette und Politiker<lb/> des Festlandes sind, welche auf einen innern Verfall Englands und seiner Mo¬<lb/> narchie, seiner Aristokratie und seines Wohlstandes rechnen." —</p><lb/> <p xml:id="ID_1095"> Wir gestehen, wir haben selten ein politisches Urtheil mit größerem Er¬<lb/> staunen gelesen. Es klingt ganz unglaublich, daß ein historisch-politisch ge¬<lb/> bildeter Mann so etwas niederschreiben konnte. Bei Journalisten untergeord¬<lb/> neter Bildung mag so etwas passiren. Daß aber ein Staatsmann durch die<lb/> öffentlichen Loyalitätsdemonstrationen für die persönlich beliebte königliche<lb/> Frau sich imponiren läßt, für sie, deren Tugend und Sittenreinheit und ver¬<lb/> ständige Biederkeit einen wohlthuenden Contrast bildet zu dem lange genug<lb/> ertragenen Blödsinn und. der Liederlichkeit auf dem Throne, — daß ein Staats¬<lb/> mann die persönliche Achtung der englischen Nation vor dieser Königin nicht<lb/> zu unterscheiden weiß von der politischen Bedeutung des königlichen Factors<lb/> im englischen Staatsleben: das glaubt man nur. wenn man es schwarz auf<lb/> weiß vor sich sieht. Ueberhaupt, ein Vergleich Bunsen's und Stockmar's fällt<lb/> nirgendwo zu Bunsen's Gunsten aus.</p><lb/> <p xml:id="ID_1096"> Wahrlich, tief zu beklagen ist die bedauerliche Fügung des Geschickes,<lb/> daß ein Mann von Stockmar's politischem Talente seine eminenten Kräfte<lb/> nicht dem practischen Dienste seines deutschen Vaterlandes dauernd ge¬<lb/> widmet hat!</p><lb/> <note type="byline"> N.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Are rechtgläubige russische Kirche und der Klt-<lb/> Katholicismus.</head><lb/> <p xml:id="ID_1097" next="#ID_1098"> Mannigfaltig sind die Erscheinungen, in welchen die seit der Thronbe¬<lb/> steigung des Kaisers Alexander II. zur Geltung gelangte Regierungsweise<lb/> sich als eine planmäßige Neuerung und Verbesserung früherer Zustände be¬<lb/> kundet. Mit freudigem Selbstbewußtsein und nicht ohne ein mitleidiges<lb/> Lächeln durfte das lange Verzeichnis; der zeitgemäßen Umgestaltungen, deren<lb/> sich das russische Reich seit dem 19. Februar 1853 erfreut, die seitens der<lb/> „Times" vor der Berliner Drei-Kaiser-Zusammenkunft geäußerte Hoffnung<lb/> entgegennehmen- „Kaiser Alexander werde Einfluß empfangen, keinen ausüben;<lb/> die Grundsätze der Freiheit dürften dadurch in das Herz Rußlands getragen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0342]
in der Treue und Wahrhaftigkeit des Characters der Königin und der Rein¬
heit aller Familienverhältnisse des königlichen Hauses. . .. Aus diesen That¬
sachen allein folgt schon, wie kurzsichtig diejenigen Cabinette und Politiker
des Festlandes sind, welche auf einen innern Verfall Englands und seiner Mo¬
narchie, seiner Aristokratie und seines Wohlstandes rechnen." —
Wir gestehen, wir haben selten ein politisches Urtheil mit größerem Er¬
staunen gelesen. Es klingt ganz unglaublich, daß ein historisch-politisch ge¬
bildeter Mann so etwas niederschreiben konnte. Bei Journalisten untergeord¬
neter Bildung mag so etwas passiren. Daß aber ein Staatsmann durch die
öffentlichen Loyalitätsdemonstrationen für die persönlich beliebte königliche
Frau sich imponiren läßt, für sie, deren Tugend und Sittenreinheit und ver¬
ständige Biederkeit einen wohlthuenden Contrast bildet zu dem lange genug
ertragenen Blödsinn und. der Liederlichkeit auf dem Throne, — daß ein Staats¬
mann die persönliche Achtung der englischen Nation vor dieser Königin nicht
zu unterscheiden weiß von der politischen Bedeutung des königlichen Factors
im englischen Staatsleben: das glaubt man nur. wenn man es schwarz auf
weiß vor sich sieht. Ueberhaupt, ein Vergleich Bunsen's und Stockmar's fällt
nirgendwo zu Bunsen's Gunsten aus.
Wahrlich, tief zu beklagen ist die bedauerliche Fügung des Geschickes,
daß ein Mann von Stockmar's politischem Talente seine eminenten Kräfte
nicht dem practischen Dienste seines deutschen Vaterlandes dauernd ge¬
widmet hat!
N.
Are rechtgläubige russische Kirche und der Klt-
Katholicismus.
Mannigfaltig sind die Erscheinungen, in welchen die seit der Thronbe¬
steigung des Kaisers Alexander II. zur Geltung gelangte Regierungsweise
sich als eine planmäßige Neuerung und Verbesserung früherer Zustände be¬
kundet. Mit freudigem Selbstbewußtsein und nicht ohne ein mitleidiges
Lächeln durfte das lange Verzeichnis; der zeitgemäßen Umgestaltungen, deren
sich das russische Reich seit dem 19. Februar 1853 erfreut, die seitens der
„Times" vor der Berliner Drei-Kaiser-Zusammenkunft geäußerte Hoffnung
entgegennehmen- „Kaiser Alexander werde Einfluß empfangen, keinen ausüben;
die Grundsätze der Freiheit dürften dadurch in das Herz Rußlands getragen
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