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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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womit er nur die Donnerkeile, die Feuersteingeräthe, gemeint haben kann, die
in den Höhlen der Pyrenäen gefunden werden. Allein erst vor vierzig Jahren
begann man, namentlich in Belgien und Frankreich sich mit den Höhlenmen¬
schen zu beschäftigen, während die wichtigsten Entdeckungen in dieser Beziehung
durch Lartet, Christy, Falconer, Fraas u. a. erst in die letzten 10--15 Jahre
fallen. Evans selbst ist der Durchforscher der Kent's Cave bei Torquay.

Die Geschichte einer dieser Höhlen ist gewöhnlich auch die der anderen.
In den Kalksteinhöhlen, den häusigsten in England wie auf dem Continent,
findet das Wasser durch Sprünge, Ritzen und Spalten seinen Weg in den
Felsen. Wenn es, wie gewöhnlich, viel Kohlensäure in Auflösung enthält,
so beginnt es auflösend auf den Kalkstein zu wirken, es wird durch den Ge¬
halt an doppelkvhlensaurem Kalk "hart". Die Massen von Gestein (Kalk),
welche auf diese Weise gelöst und fortgeführt werden, sind außerordentlich groß,
ja so gewaltig, daß man dadurch die Erdbeben hat erklären wollen. Es ist
dies die sog. Einsturztheorie: die vom Wasser ausgehöhlten Räume stürzen
zusammen. Aber, was die Erdbeben betrifft, so ist diese Theorie als völlig
beseitigt anzusehen. Eine Berechnung, die allerdings auch Zweifel zuläßt,
giebt an, daß innerhalb eines Jahres 140 Tonnen Kalk von einer englischen
Quadratmeile Kalkboden durch das Wasser fortgeführt werden können, oder
in unsere Verhältnisse übersetzt, von einer deutschen Quadratmeile 59,500 Ctr.
Sicher sind indessen auf diesem Wege unsere Kalksteinhöhlen entstanden, die
meist lange, gewundene Gänge zeigen, und Thieren wie Menschen Zuflucht
gewährten und zwar beiden, denn es ist in vielen Fällen sehr schwierig zu
entscheiden, ob zuerst Thiere oder Menschen die Höhlen bewohnten. Gewöhn¬
lich bietet eine solche Höhle, wenn man sie zuerst entdeckt den Anblick einer
langen Spalte dar, die mehr oder minder mit verschiedenen Lagen von Geröll,
Stalagmiten, Kies u. s. w. erfüllt ist. In der Kent's Höhle fand Evans in
der Reihenfolge von oben nach unten: 1) Große Kalksteinblöcke, die von der
Decke herabgefallen und theilweise durch Stalagmit verkittet waren. 2) Eine
3 bis 12 Zoll starke Lage von schwarzer schlammiger Dammerde. 3) Stalag¬
mit, ein zusammenhängendes 1 bis 3 Fuß dickes Lager bildend, hier und da
mit Kalksteinbrocken. 4) Rothe Höhlenerde, in der Stärke sehr wechselnd und
bis zu 50 Procent eckige Kalksteinbruchstücke enthaltend. Sie ist das Lager,
in dem die Knochen ausgestorbener Säugethiere und die Geräthe von Men¬
schenhand angetroffen werden. Ueber dieser und unter dem Stalagmit zieht
sich in einem Theil der Höhle ein 2--6 Zoll starkes Band hin, aus demselben
Stoffe wie Ur. 2 bestehend, aber mit Holzkohle, zahlreichen Feuersteinwerkzeugen,
Knochen und Thierzähnen durchmengt. Ueber dem Stalagmit und namentlich


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womit er nur die Donnerkeile, die Feuersteingeräthe, gemeint haben kann, die
in den Höhlen der Pyrenäen gefunden werden. Allein erst vor vierzig Jahren
begann man, namentlich in Belgien und Frankreich sich mit den Höhlenmen¬
schen zu beschäftigen, während die wichtigsten Entdeckungen in dieser Beziehung
durch Lartet, Christy, Falconer, Fraas u. a. erst in die letzten 10—15 Jahre
fallen. Evans selbst ist der Durchforscher der Kent's Cave bei Torquay.

Die Geschichte einer dieser Höhlen ist gewöhnlich auch die der anderen.
In den Kalksteinhöhlen, den häusigsten in England wie auf dem Continent,
findet das Wasser durch Sprünge, Ritzen und Spalten seinen Weg in den
Felsen. Wenn es, wie gewöhnlich, viel Kohlensäure in Auflösung enthält,
so beginnt es auflösend auf den Kalkstein zu wirken, es wird durch den Ge¬
halt an doppelkvhlensaurem Kalk „hart". Die Massen von Gestein (Kalk),
welche auf diese Weise gelöst und fortgeführt werden, sind außerordentlich groß,
ja so gewaltig, daß man dadurch die Erdbeben hat erklären wollen. Es ist
dies die sog. Einsturztheorie: die vom Wasser ausgehöhlten Räume stürzen
zusammen. Aber, was die Erdbeben betrifft, so ist diese Theorie als völlig
beseitigt anzusehen. Eine Berechnung, die allerdings auch Zweifel zuläßt,
giebt an, daß innerhalb eines Jahres 140 Tonnen Kalk von einer englischen
Quadratmeile Kalkboden durch das Wasser fortgeführt werden können, oder
in unsere Verhältnisse übersetzt, von einer deutschen Quadratmeile 59,500 Ctr.
Sicher sind indessen auf diesem Wege unsere Kalksteinhöhlen entstanden, die
meist lange, gewundene Gänge zeigen, und Thieren wie Menschen Zuflucht
gewährten und zwar beiden, denn es ist in vielen Fällen sehr schwierig zu
entscheiden, ob zuerst Thiere oder Menschen die Höhlen bewohnten. Gewöhn¬
lich bietet eine solche Höhle, wenn man sie zuerst entdeckt den Anblick einer
langen Spalte dar, die mehr oder minder mit verschiedenen Lagen von Geröll,
Stalagmiten, Kies u. s. w. erfüllt ist. In der Kent's Höhle fand Evans in
der Reihenfolge von oben nach unten: 1) Große Kalksteinblöcke, die von der
Decke herabgefallen und theilweise durch Stalagmit verkittet waren. 2) Eine
3 bis 12 Zoll starke Lage von schwarzer schlammiger Dammerde. 3) Stalag¬
mit, ein zusammenhängendes 1 bis 3 Fuß dickes Lager bildend, hier und da
mit Kalksteinbrocken. 4) Rothe Höhlenerde, in der Stärke sehr wechselnd und
bis zu 50 Procent eckige Kalksteinbruchstücke enthaltend. Sie ist das Lager,
in dem die Knochen ausgestorbener Säugethiere und die Geräthe von Men¬
schenhand angetroffen werden. Ueber dieser und unter dem Stalagmit zieht
sich in einem Theil der Höhle ein 2—6 Zoll starkes Band hin, aus demselben
Stoffe wie Ur. 2 bestehend, aber mit Holzkohle, zahlreichen Feuersteinwerkzeugen,
Knochen und Thierzähnen durchmengt. Ueber dem Stalagmit und namentlich


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[0310] I^ronaeisquo gud antris iFnea ümNmoao leZers oeianni^ n^mpIiÄv womit er nur die Donnerkeile, die Feuersteingeräthe, gemeint haben kann, die in den Höhlen der Pyrenäen gefunden werden. Allein erst vor vierzig Jahren begann man, namentlich in Belgien und Frankreich sich mit den Höhlenmen¬ schen zu beschäftigen, während die wichtigsten Entdeckungen in dieser Beziehung durch Lartet, Christy, Falconer, Fraas u. a. erst in die letzten 10—15 Jahre fallen. Evans selbst ist der Durchforscher der Kent's Cave bei Torquay. Die Geschichte einer dieser Höhlen ist gewöhnlich auch die der anderen. In den Kalksteinhöhlen, den häusigsten in England wie auf dem Continent, findet das Wasser durch Sprünge, Ritzen und Spalten seinen Weg in den Felsen. Wenn es, wie gewöhnlich, viel Kohlensäure in Auflösung enthält, so beginnt es auflösend auf den Kalkstein zu wirken, es wird durch den Ge¬ halt an doppelkvhlensaurem Kalk „hart". Die Massen von Gestein (Kalk), welche auf diese Weise gelöst und fortgeführt werden, sind außerordentlich groß, ja so gewaltig, daß man dadurch die Erdbeben hat erklären wollen. Es ist dies die sog. Einsturztheorie: die vom Wasser ausgehöhlten Räume stürzen zusammen. Aber, was die Erdbeben betrifft, so ist diese Theorie als völlig beseitigt anzusehen. Eine Berechnung, die allerdings auch Zweifel zuläßt, giebt an, daß innerhalb eines Jahres 140 Tonnen Kalk von einer englischen Quadratmeile Kalkboden durch das Wasser fortgeführt werden können, oder in unsere Verhältnisse übersetzt, von einer deutschen Quadratmeile 59,500 Ctr. Sicher sind indessen auf diesem Wege unsere Kalksteinhöhlen entstanden, die meist lange, gewundene Gänge zeigen, und Thieren wie Menschen Zuflucht gewährten und zwar beiden, denn es ist in vielen Fällen sehr schwierig zu entscheiden, ob zuerst Thiere oder Menschen die Höhlen bewohnten. Gewöhn¬ lich bietet eine solche Höhle, wenn man sie zuerst entdeckt den Anblick einer langen Spalte dar, die mehr oder minder mit verschiedenen Lagen von Geröll, Stalagmiten, Kies u. s. w. erfüllt ist. In der Kent's Höhle fand Evans in der Reihenfolge von oben nach unten: 1) Große Kalksteinblöcke, die von der Decke herabgefallen und theilweise durch Stalagmit verkittet waren. 2) Eine 3 bis 12 Zoll starke Lage von schwarzer schlammiger Dammerde. 3) Stalag¬ mit, ein zusammenhängendes 1 bis 3 Fuß dickes Lager bildend, hier und da mit Kalksteinbrocken. 4) Rothe Höhlenerde, in der Stärke sehr wechselnd und bis zu 50 Procent eckige Kalksteinbruchstücke enthaltend. Sie ist das Lager, in dem die Knochen ausgestorbener Säugethiere und die Geräthe von Men¬ schenhand angetroffen werden. Ueber dieser und unter dem Stalagmit zieht sich in einem Theil der Höhle ein 2—6 Zoll starkes Band hin, aus demselben Stoffe wie Ur. 2 bestehend, aber mit Holzkohle, zahlreichen Feuersteinwerkzeugen, Knochen und Thierzähnen durchmengt. Ueber dem Stalagmit und namentlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/310>, abgerufen am 22.07.2024.