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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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stört ihren Studien oder ihrem bürgerlichen Berufe nachzugehn, will man in
jenen permanenten Lagern die Armee fern halten von der Berührung mit
bürgerlichen Elementen und hat z. B. den Corps in Paris geradezu ver¬
boten, Freiwillige aus der Hauptstadt anzunehmen. Dergleichen würde bei
uns für unerträglich gelten, und ist auch in Frankreich unerträglich -- auf
die Dauer. Aber auf die Dauer ist offenbar die ganze Einrichtung, wie sie
das Gesetz festgestellt hat, durchaus nicht berechnet; sie ist ganz unverkennbar
ein Compromiß mit einem Augenblickszweck, unddieserZweckistdie Revanche.

Stellen wir uns einmal die französische Armee vor nach völliger
Durchführung des Heeresgesetzes, also nach 20 Jahren. Das Jahres -
contingent, welches in ganzer Stärke in die Armee eingestellt werden soll,
beträgt 180,000 Mann. Im stehenden Heere, welches fünf solche Con-
tingente umfassen soll, würden also (nach Abrechnung von 10 "/<, Abgang)
675,000 Mann Ausgehobener stehn. Rechnet man hiezu den Stamm an Offi-
cieren, Unteroffieieren, Fremdentruppen u. f. w., im Ganzen 120,000 Mann,
so ergibt sich eine Stärke des stehenden Heeres von 793,000 Mann.--
Die Reserve des stehenden Heeres würde vier Jahrgänge umfassen, also
(unter Abrechnung von 16 "/<> Abgang) 310,000 Mann stark sein. Die Terri¬
torialarmee würde fünf Jahrgänge, also (unter Abrechnung von 20 "/<>
Abgang) 600,000 Mann umfassen. Die Reserve der Territorialarmee
endlich würde in sechs Jahrgängen (mit 33^2 °/o Abgang) die gleiche Summe
von 600,000 Mann ergeben. Wenn man diese gewaltigen Zahlen zusammen¬
rechnet, so ergibt sich die formidable Heeresstärke von 2 Millionen 205 Tausend
Mann.

Die Zusammensetzung der Armee würde sich dabei etwa folgender¬
maßen stellen:

Active Armee: Stamm 120,000 Mann, fünf Jahrgänge der xrsmiörs xortion:
314,000 Mann, ein Jahrgang Krümper: 30,000 Mann; 15,000 Einjährig-Freiwillige --
Summa: 479,000 Mann.

Reserve der activen Armee: ?römiörs xortion: 260,000 Mann, Zeuxiönuz
xortion: 200,000 Mann, ehemalige Einjährig-Freiwillige: 50,000 Mann.-- Summa:
50,000 Mann.

Territorial-Armee: Besteht analog zu ^ aus ehemaligen Soldaten langer Dienst¬
zeit und zu 2/z aus Krümpern.

Wenn man nun von den Krümpern absieht, deren Brauchbarkeit als
Soldaten jedenfalls eine ungemein geringe sein wird, und auch alles das
ausschließt, was vermuthlich an die Depots abgegeben wird, so ergibt sich
als Zahl der vollständig kriegstüchtigen Mannschaften der
künftigen französischen Heeresmacht unter Abrechnung des erfah¬
rungsmäßigen Abgangs:


stört ihren Studien oder ihrem bürgerlichen Berufe nachzugehn, will man in
jenen permanenten Lagern die Armee fern halten von der Berührung mit
bürgerlichen Elementen und hat z. B. den Corps in Paris geradezu ver¬
boten, Freiwillige aus der Hauptstadt anzunehmen. Dergleichen würde bei
uns für unerträglich gelten, und ist auch in Frankreich unerträglich — auf
die Dauer. Aber auf die Dauer ist offenbar die ganze Einrichtung, wie sie
das Gesetz festgestellt hat, durchaus nicht berechnet; sie ist ganz unverkennbar
ein Compromiß mit einem Augenblickszweck, unddieserZweckistdie Revanche.

Stellen wir uns einmal die französische Armee vor nach völliger
Durchführung des Heeresgesetzes, also nach 20 Jahren. Das Jahres -
contingent, welches in ganzer Stärke in die Armee eingestellt werden soll,
beträgt 180,000 Mann. Im stehenden Heere, welches fünf solche Con-
tingente umfassen soll, würden also (nach Abrechnung von 10 "/<, Abgang)
675,000 Mann Ausgehobener stehn. Rechnet man hiezu den Stamm an Offi-
cieren, Unteroffieieren, Fremdentruppen u. f. w., im Ganzen 120,000 Mann,
so ergibt sich eine Stärke des stehenden Heeres von 793,000 Mann.—
Die Reserve des stehenden Heeres würde vier Jahrgänge umfassen, also
(unter Abrechnung von 16 "/<> Abgang) 310,000 Mann stark sein. Die Terri¬
torialarmee würde fünf Jahrgänge, also (unter Abrechnung von 20 "/<>
Abgang) 600,000 Mann umfassen. Die Reserve der Territorialarmee
endlich würde in sechs Jahrgängen (mit 33^2 °/o Abgang) die gleiche Summe
von 600,000 Mann ergeben. Wenn man diese gewaltigen Zahlen zusammen¬
rechnet, so ergibt sich die formidable Heeresstärke von 2 Millionen 205 Tausend
Mann.

Die Zusammensetzung der Armee würde sich dabei etwa folgender¬
maßen stellen:

Active Armee: Stamm 120,000 Mann, fünf Jahrgänge der xrsmiörs xortion:
314,000 Mann, ein Jahrgang Krümper: 30,000 Mann; 15,000 Einjährig-Freiwillige —
Summa: 479,000 Mann.

Reserve der activen Armee: ?römiörs xortion: 260,000 Mann, Zeuxiönuz
xortion: 200,000 Mann, ehemalige Einjährig-Freiwillige: 50,000 Mann.— Summa:
50,000 Mann.

Territorial-Armee: Besteht analog zu ^ aus ehemaligen Soldaten langer Dienst¬
zeit und zu 2/z aus Krümpern.

Wenn man nun von den Krümpern absieht, deren Brauchbarkeit als
Soldaten jedenfalls eine ungemein geringe sein wird, und auch alles das
ausschließt, was vermuthlich an die Depots abgegeben wird, so ergibt sich
als Zahl der vollständig kriegstüchtigen Mannschaften der
künftigen französischen Heeresmacht unter Abrechnung des erfah¬
rungsmäßigen Abgangs:


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[0279] stört ihren Studien oder ihrem bürgerlichen Berufe nachzugehn, will man in jenen permanenten Lagern die Armee fern halten von der Berührung mit bürgerlichen Elementen und hat z. B. den Corps in Paris geradezu ver¬ boten, Freiwillige aus der Hauptstadt anzunehmen. Dergleichen würde bei uns für unerträglich gelten, und ist auch in Frankreich unerträglich — auf die Dauer. Aber auf die Dauer ist offenbar die ganze Einrichtung, wie sie das Gesetz festgestellt hat, durchaus nicht berechnet; sie ist ganz unverkennbar ein Compromiß mit einem Augenblickszweck, unddieserZweckistdie Revanche. Stellen wir uns einmal die französische Armee vor nach völliger Durchführung des Heeresgesetzes, also nach 20 Jahren. Das Jahres - contingent, welches in ganzer Stärke in die Armee eingestellt werden soll, beträgt 180,000 Mann. Im stehenden Heere, welches fünf solche Con- tingente umfassen soll, würden also (nach Abrechnung von 10 "/<, Abgang) 675,000 Mann Ausgehobener stehn. Rechnet man hiezu den Stamm an Offi- cieren, Unteroffieieren, Fremdentruppen u. f. w., im Ganzen 120,000 Mann, so ergibt sich eine Stärke des stehenden Heeres von 793,000 Mann.— Die Reserve des stehenden Heeres würde vier Jahrgänge umfassen, also (unter Abrechnung von 16 "/<> Abgang) 310,000 Mann stark sein. Die Terri¬ torialarmee würde fünf Jahrgänge, also (unter Abrechnung von 20 "/<> Abgang) 600,000 Mann umfassen. Die Reserve der Territorialarmee endlich würde in sechs Jahrgängen (mit 33^2 °/o Abgang) die gleiche Summe von 600,000 Mann ergeben. Wenn man diese gewaltigen Zahlen zusammen¬ rechnet, so ergibt sich die formidable Heeresstärke von 2 Millionen 205 Tausend Mann. Die Zusammensetzung der Armee würde sich dabei etwa folgender¬ maßen stellen: Active Armee: Stamm 120,000 Mann, fünf Jahrgänge der xrsmiörs xortion: 314,000 Mann, ein Jahrgang Krümper: 30,000 Mann; 15,000 Einjährig-Freiwillige — Summa: 479,000 Mann. Reserve der activen Armee: ?römiörs xortion: 260,000 Mann, Zeuxiönuz xortion: 200,000 Mann, ehemalige Einjährig-Freiwillige: 50,000 Mann.— Summa: 50,000 Mann. Territorial-Armee: Besteht analog zu ^ aus ehemaligen Soldaten langer Dienst¬ zeit und zu 2/z aus Krümpern. Wenn man nun von den Krümpern absieht, deren Brauchbarkeit als Soldaten jedenfalls eine ungemein geringe sein wird, und auch alles das ausschließt, was vermuthlich an die Depots abgegeben wird, so ergibt sich als Zahl der vollständig kriegstüchtigen Mannschaften der künftigen französischen Heeresmacht unter Abrechnung des erfah¬ rungsmäßigen Abgangs:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/279>, abgerufen am 22.07.2024.