Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.Legion und die aus den ehemaligen päpstlichen Zuavcn gebildete Legion des Obersten Die Ausführung des November-Dekrets wurde nicht dem Am 10. Dezember erging der Befehl, die Schaaren der Mobilisirten, in Von ungeheurer Schwierigkeit war die Aufgabe, für die neu geschaffenen ") de Freycinet a. a. O. Die "Castromanie" (vergl. S. 102) überdauerte also das Kaiserreich. Diese Lager, 11 an der Zahl, lagen in oder bei Se. Omer, Cherbourg, La Ro- chelle, Les Alpines lzucrst Pas des Lanciers), Revers, Bordeaux, Clermont-Ferrand, Toulouse, Montpellier, Sathonay (Lyon) und Conlie (Sarthe). Die vier ersteren waren gleichzeitig stra¬ tegische Lager, d. h. bestimmt, befestigt zu werden und Armeen bis zur Stärke von 250,000 Mann aufnehmen zu rönnen. Ihre geographische Lage, die Nähe des Meeres und die Ent¬ fernung vom Kriegsschauplatz hatten ihre Auswahl bestimmt. Die anderen waren lediglich Nusbildungslager und konnten nur 00,000 Mann aufnehmen. ") Eine Maßregel, welche sich der vorigen anschloß, war die durch Erlaß vom 3. Novem¬
ber geforderte Errichtung von Dcpartementsbatterien. Binnen zwei Monaten sollte jedes Departement so viel vollkommen schlagfertige, bemannte und bespannte Batterien aus¬ stellen als es Hunderttausende von Menschen zähle. Am 19. Februar 1871 waren wirklich 57 derartige Batterien fertig und 4l, von denen wenigstens das Material bereit stand. Es ist das eine in der That außerordentliche Leistung i Legion und die aus den ehemaligen päpstlichen Zuavcn gebildete Legion des Obersten Die Ausführung des November-Dekrets wurde nicht dem Am 10. Dezember erging der Befehl, die Schaaren der Mobilisirten, in Von ungeheurer Schwierigkeit war die Aufgabe, für die neu geschaffenen ") de Freycinet a. a. O. Die „Castromanie" (vergl. S. 102) überdauerte also das Kaiserreich. Diese Lager, 11 an der Zahl, lagen in oder bei Se. Omer, Cherbourg, La Ro- chelle, Les Alpines lzucrst Pas des Lanciers), Revers, Bordeaux, Clermont-Ferrand, Toulouse, Montpellier, Sathonay (Lyon) und Conlie (Sarthe). Die vier ersteren waren gleichzeitig stra¬ tegische Lager, d. h. bestimmt, befestigt zu werden und Armeen bis zur Stärke von 250,000 Mann aufnehmen zu rönnen. Ihre geographische Lage, die Nähe des Meeres und die Ent¬ fernung vom Kriegsschauplatz hatten ihre Auswahl bestimmt. Die anderen waren lediglich Nusbildungslager und konnten nur 00,000 Mann aufnehmen. ") Eine Maßregel, welche sich der vorigen anschloß, war die durch Erlaß vom 3. Novem¬
ber geforderte Errichtung von Dcpartementsbatterien. Binnen zwei Monaten sollte jedes Departement so viel vollkommen schlagfertige, bemannte und bespannte Batterien aus¬ stellen als es Hunderttausende von Menschen zähle. Am 19. Februar 1871 waren wirklich 57 derartige Batterien fertig und 4l, von denen wenigstens das Material bereit stand. Es ist das eine in der That außerordentliche Leistung i <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0230" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128684"/> <p xml:id="ID_675" prev="#ID_674"> Legion und die aus den ehemaligen päpstlichen Zuavcn gebildete Legion des Obersten<lb/> Charrette. S. Die Freicorps und Franctireurs, deren Zahl, Stärke und Formation<lb/> im Einzelnen sich jeder Berechnung entzieht.</p><lb/> <p xml:id="ID_676"> Die Ausführung des November-Dekrets wurde nicht dem<lb/> Kriegsministerium, sondern dem Ministerium des Innern zugewiesen. Es<lb/> hatte dies nicht nur für die Aufbringung der Mannschaft und deren Beklei¬<lb/> dung und Bewaffnung, sondern auch für die Errichtung der Cadres und die<lb/> Ausbildung zu sorgen. Natürlich mußte das departementsweise geschehen<lb/> und die Hauptlast der Arbeit fiel auf die Schultern der Präfecten. Die Frist,<lb/> bis zu welcher die organisirten Bataillone dem Kriegsministerium über¬<lb/> wiesen werden sollten, warder 19. November. Dieser unerhört nah gesteckte<lb/> Termin konnte natürlich nicht innre gehalten werden, obgleich man sich für<lb/> den Anfang thatsächlich darauf beschränkt hatte, die Unverheirateten zu<lb/> den Fahnen zu berufen. Auch dies ergab aber noch eine Masse von 5 bis 6 Hun¬<lb/> derttausend Mann, welche selbstredend in keinem Verhältniß zu der kurzen<lb/> Frist von 17 Tagen stand, binnen derer sie aufgestellt werden sollten. — Um<lb/> den Abmarsch zu erleichtern und die Ausbildung zu fördern, verfügte Gam-<lb/> betta am 25. November die Errichtung von Ausbildungslagern auf<lb/> verschiedenen Territorien, mit der Absicht, aus dieser Institution eine der<lb/> bleibenden Grundlagen der künftigen Heeresreform zu machen.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_677"> Am 10. Dezember erging der Befehl, die Schaaren der Mobilisirten, in<lb/> welchem Zustande sie sich auch befinden mochten, in die Lager abzusenden.<lb/> Von da an übernahmen die unter dem Kriegsministerium stehenden Lagerver¬<lb/> waltungen die Aufgabe, Bewaffnung und Ausbildung zu vervollständigen und<lb/> die Massen in regelmäßige Truppentheile zu formiren.**)</p><lb/> <p xml:id="ID_678" next="#ID_679"> Von ungeheurer Schwierigkeit war die Aufgabe, für die neu geschaffenen<lb/> gewaltigen Massen, d. h. für zunächst 4 bis 5 Hunderttausend Mann, aus<lb/> einer zerrütteten, meist aus Depottruppen bestehenden regulären Armee die<lb/> Cadres zu schaffen. Freycinet hat sicherlich Recht, wenn er sagt: „Eine</p><lb/> <note xml:id="FID_144" place="foot"> ") de Freycinet a. a. O. Die „Castromanie" (vergl. S. 102) überdauerte also das<lb/> Kaiserreich. Diese Lager, 11 an der Zahl, lagen in oder bei Se. Omer, Cherbourg, La Ro-<lb/> chelle, Les Alpines lzucrst Pas des Lanciers), Revers, Bordeaux, Clermont-Ferrand, Toulouse,<lb/> Montpellier, Sathonay (Lyon) und Conlie (Sarthe). Die vier ersteren waren gleichzeitig stra¬<lb/> tegische Lager, d. h. bestimmt, befestigt zu werden und Armeen bis zur Stärke von 250,000<lb/> Mann aufnehmen zu rönnen. Ihre geographische Lage, die Nähe des Meeres und die Ent¬<lb/> fernung vom Kriegsschauplatz hatten ihre Auswahl bestimmt. Die anderen waren lediglich<lb/> Nusbildungslager und konnten nur 00,000 Mann aufnehmen.</note><lb/> <note xml:id="FID_145" place="foot"> ") Eine Maßregel, welche sich der vorigen anschloß, war die durch Erlaß vom 3. Novem¬<lb/> ber geforderte Errichtung von Dcpartementsbatterien. Binnen zwei Monaten sollte<lb/> jedes Departement so viel vollkommen schlagfertige, bemannte und bespannte Batterien aus¬<lb/> stellen als es Hunderttausende von Menschen zähle. Am 19. Februar 1871 waren wirklich 57<lb/> derartige Batterien fertig und 4l, von denen wenigstens das Material bereit stand. Es ist das<lb/> eine in der That außerordentliche Leistung i</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0230]
Legion und die aus den ehemaligen päpstlichen Zuavcn gebildete Legion des Obersten
Charrette. S. Die Freicorps und Franctireurs, deren Zahl, Stärke und Formation
im Einzelnen sich jeder Berechnung entzieht.
Die Ausführung des November-Dekrets wurde nicht dem
Kriegsministerium, sondern dem Ministerium des Innern zugewiesen. Es
hatte dies nicht nur für die Aufbringung der Mannschaft und deren Beklei¬
dung und Bewaffnung, sondern auch für die Errichtung der Cadres und die
Ausbildung zu sorgen. Natürlich mußte das departementsweise geschehen
und die Hauptlast der Arbeit fiel auf die Schultern der Präfecten. Die Frist,
bis zu welcher die organisirten Bataillone dem Kriegsministerium über¬
wiesen werden sollten, warder 19. November. Dieser unerhört nah gesteckte
Termin konnte natürlich nicht innre gehalten werden, obgleich man sich für
den Anfang thatsächlich darauf beschränkt hatte, die Unverheirateten zu
den Fahnen zu berufen. Auch dies ergab aber noch eine Masse von 5 bis 6 Hun¬
derttausend Mann, welche selbstredend in keinem Verhältniß zu der kurzen
Frist von 17 Tagen stand, binnen derer sie aufgestellt werden sollten. — Um
den Abmarsch zu erleichtern und die Ausbildung zu fördern, verfügte Gam-
betta am 25. November die Errichtung von Ausbildungslagern auf
verschiedenen Territorien, mit der Absicht, aus dieser Institution eine der
bleibenden Grundlagen der künftigen Heeresreform zu machen.*)
Am 10. Dezember erging der Befehl, die Schaaren der Mobilisirten, in
welchem Zustande sie sich auch befinden mochten, in die Lager abzusenden.
Von da an übernahmen die unter dem Kriegsministerium stehenden Lagerver¬
waltungen die Aufgabe, Bewaffnung und Ausbildung zu vervollständigen und
die Massen in regelmäßige Truppentheile zu formiren.**)
Von ungeheurer Schwierigkeit war die Aufgabe, für die neu geschaffenen
gewaltigen Massen, d. h. für zunächst 4 bis 5 Hunderttausend Mann, aus
einer zerrütteten, meist aus Depottruppen bestehenden regulären Armee die
Cadres zu schaffen. Freycinet hat sicherlich Recht, wenn er sagt: „Eine
") de Freycinet a. a. O. Die „Castromanie" (vergl. S. 102) überdauerte also das
Kaiserreich. Diese Lager, 11 an der Zahl, lagen in oder bei Se. Omer, Cherbourg, La Ro-
chelle, Les Alpines lzucrst Pas des Lanciers), Revers, Bordeaux, Clermont-Ferrand, Toulouse,
Montpellier, Sathonay (Lyon) und Conlie (Sarthe). Die vier ersteren waren gleichzeitig stra¬
tegische Lager, d. h. bestimmt, befestigt zu werden und Armeen bis zur Stärke von 250,000
Mann aufnehmen zu rönnen. Ihre geographische Lage, die Nähe des Meeres und die Ent¬
fernung vom Kriegsschauplatz hatten ihre Auswahl bestimmt. Die anderen waren lediglich
Nusbildungslager und konnten nur 00,000 Mann aufnehmen.
") Eine Maßregel, welche sich der vorigen anschloß, war die durch Erlaß vom 3. Novem¬
ber geforderte Errichtung von Dcpartementsbatterien. Binnen zwei Monaten sollte
jedes Departement so viel vollkommen schlagfertige, bemannte und bespannte Batterien aus¬
stellen als es Hunderttausende von Menschen zähle. Am 19. Februar 1871 waren wirklich 57
derartige Batterien fertig und 4l, von denen wenigstens das Material bereit stand. Es ist das
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