Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.wenig, was wir in dieser Beziehung thun können; denn unsere Mittel sind be¬ Das Ergebniß dieser seiner Rede war, wie man sich leicht vorstellen kann, Die religiösen Ceremonien des nächsten Tages waren von keinem beson¬ Mittlerweile war mir auch das Geheimniß von Jefferson und Sohn er¬ wenig, was wir in dieser Beziehung thun können; denn unsere Mittel sind be¬ Das Ergebniß dieser seiner Rede war, wie man sich leicht vorstellen kann, Die religiösen Ceremonien des nächsten Tages waren von keinem beson¬ Mittlerweile war mir auch das Geheimniß von Jefferson und Sohn er¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0395" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128323"/> <p xml:id="ID_1344" prev="#ID_1343"> wenig, was wir in dieser Beziehung thun können; denn unsere Mittel sind be¬<lb/> schränkt. Aber das Wenige, was wir zu thun versuchen, thun wir nicht als<lb/> Diener einer Secte, sondern als Glieder der Menschenfamilie."</p><lb/> <p xml:id="ID_1345"> Das Ergebniß dieser seiner Rede war, wie man sich leicht vorstellen kann,<lb/> daß ich das Anerbieten des Mönchs nun endgültig annahm, und obwol selbst<lb/> die Gastzimmer sehr einfach ausgestattet sind, so habe ich doch nur wenige an¬<lb/> genehmere Abende verlebt, als den, welchen ich auf dem Mount Saint Ber¬<lb/> nard verbrachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1346"> Die religiösen Ceremonien des nächsten Tages waren von keinem beson¬<lb/> deren Interesse. Ich machte mir nur insofern etwas daraus, ihnen beizuwoh¬<lb/> nen, als sie mir Gelegenheit gaben, die Mönche gehörig zu betrachten. Am<lb/> Abend vorher hatte ich allerlei von eigenthümlichen Brüdern gehört, und ich<lb/> war ungemein neugierig, einige von diesen zu sehen. Bemerke man einmal<lb/> jenen langaufgeschossenen, mageren, schlotterigen Mönch, der seinen Kopf in<lb/> seine Schultern zurückzieht, so daß sein Hals ganz verschwindet, und der ein<lb/> Gesicht macht, als ob ihm eine Aufzählung nicht gerade unlieb sein würde.<lb/> Das ist ein ehemaliger Anhänger des Herrn Pusey (des Führers der krhpto-<lb/> katholischen und später zum Theil zum Katholicismus übergetretenen Richtung<lb/> in der anglicanischen Geistlichkeit, die sich vor etwa anderthalb Jahrzehnten<lb/> zuerst bemerklich machte) und der Bruder eines vielgenannten Parlamentsmit¬<lb/> gliedes. Und wer ist jenes große, hübsche, klug ausschauende Gesicht mit dem<lb/> untersetzten, zwiebelartig gebauten Körper, auf dem es sitzt? Gesicht und<lb/> Körper gehören einem Klosterbruder, den die Welt einst als vielversprechenden<lb/> Maler kannte, und der selbst jetzt noch, in seiner Zurückgezogenheit, seiner<lb/> Kunst ergeben ist. Ich sehe einen Franzosen, stramm und straff, in dessen<lb/> kurzem stämmigen Leichnam die Lebenskraft von drei größeren Leuten zu sitzen<lb/> scheint, einen französischen Kanadier, französisch von Farbe und Gesichtszügen,<lb/> englisch nach seinem Körperbau, aber ohne die wunderliche Haltung des Sach¬<lb/> sen und ohne das fasrige Wesen des Galliers; viele Engländer von der be¬<lb/> kannten und gewöhnlichen Sorte sind da, viele Jrländer desgleichen, ohne<lb/> Kenntniß und in ihrer heiteren Würde völlig ungestört von dem tollen Trei¬<lb/> ben des Stifters Knogh mit ihren Glaubensverwandten auf der Smaragd¬<lb/> insel, und alle diese Leute, so verschieden nach Namen, Manieren und Bestre¬<lb/> bungen, haben ein feierliches Gelübde abgelegt, von Kräutersuppe zu<lb/> leben, auf der nackten Diele zu sterben und ohne Sarg in Klostergräbern zu<lb/> schlafen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1347" next="#ID_1348"> Mittlerweile war mir auch das Geheimniß von Jefferson und Sohn er¬<lb/> klärt worden. Es war einfach Folgendes: Jefferson und Sohn, die Verferti¬<lb/> ger der Uhr im großen Zimmer des Klosters, hatten dieselbe der Ordens-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0395]
wenig, was wir in dieser Beziehung thun können; denn unsere Mittel sind be¬
schränkt. Aber das Wenige, was wir zu thun versuchen, thun wir nicht als
Diener einer Secte, sondern als Glieder der Menschenfamilie."
Das Ergebniß dieser seiner Rede war, wie man sich leicht vorstellen kann,
daß ich das Anerbieten des Mönchs nun endgültig annahm, und obwol selbst
die Gastzimmer sehr einfach ausgestattet sind, so habe ich doch nur wenige an¬
genehmere Abende verlebt, als den, welchen ich auf dem Mount Saint Ber¬
nard verbrachte.
Die religiösen Ceremonien des nächsten Tages waren von keinem beson¬
deren Interesse. Ich machte mir nur insofern etwas daraus, ihnen beizuwoh¬
nen, als sie mir Gelegenheit gaben, die Mönche gehörig zu betrachten. Am
Abend vorher hatte ich allerlei von eigenthümlichen Brüdern gehört, und ich
war ungemein neugierig, einige von diesen zu sehen. Bemerke man einmal
jenen langaufgeschossenen, mageren, schlotterigen Mönch, der seinen Kopf in
seine Schultern zurückzieht, so daß sein Hals ganz verschwindet, und der ein
Gesicht macht, als ob ihm eine Aufzählung nicht gerade unlieb sein würde.
Das ist ein ehemaliger Anhänger des Herrn Pusey (des Führers der krhpto-
katholischen und später zum Theil zum Katholicismus übergetretenen Richtung
in der anglicanischen Geistlichkeit, die sich vor etwa anderthalb Jahrzehnten
zuerst bemerklich machte) und der Bruder eines vielgenannten Parlamentsmit¬
gliedes. Und wer ist jenes große, hübsche, klug ausschauende Gesicht mit dem
untersetzten, zwiebelartig gebauten Körper, auf dem es sitzt? Gesicht und
Körper gehören einem Klosterbruder, den die Welt einst als vielversprechenden
Maler kannte, und der selbst jetzt noch, in seiner Zurückgezogenheit, seiner
Kunst ergeben ist. Ich sehe einen Franzosen, stramm und straff, in dessen
kurzem stämmigen Leichnam die Lebenskraft von drei größeren Leuten zu sitzen
scheint, einen französischen Kanadier, französisch von Farbe und Gesichtszügen,
englisch nach seinem Körperbau, aber ohne die wunderliche Haltung des Sach¬
sen und ohne das fasrige Wesen des Galliers; viele Engländer von der be¬
kannten und gewöhnlichen Sorte sind da, viele Jrländer desgleichen, ohne
Kenntniß und in ihrer heiteren Würde völlig ungestört von dem tollen Trei¬
ben des Stifters Knogh mit ihren Glaubensverwandten auf der Smaragd¬
insel, und alle diese Leute, so verschieden nach Namen, Manieren und Bestre¬
bungen, haben ein feierliches Gelübde abgelegt, von Kräutersuppe zu
leben, auf der nackten Diele zu sterben und ohne Sarg in Klostergräbern zu
schlafen.
Mittlerweile war mir auch das Geheimniß von Jefferson und Sohn er¬
klärt worden. Es war einfach Folgendes: Jefferson und Sohn, die Verferti¬
ger der Uhr im großen Zimmer des Klosters, hatten dieselbe der Ordens-
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