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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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man unterwegs in Marschbataillonen kurzer Hand auszubilden bemüht war.
Anfangs Juni formirte man aus einem Theil dieses Nachschubs ein sechs fran¬
zösische Divisionen starkes "Observationseorps von Bayern" unter Augereau's
Befehl zu Würzburg; im August theilte man dasselbe, indem man vier Di¬
visionen davon als XIV. Corps unter Gouvion Se. Cyr, den Rest aber,
mit Hinzufügung einer bayerischen Division, unter Augere an als IX. Corps
in den Rahmen der Großen Armee aufnahm. -- Auch Davoust's Corps
wurde getheilt. Drei französische Divisionen und eine dänische blieben als I.
Corps unter ihrem bisherigen Führer an der Unterelbe, zwei andere, durch
die vierte Division Marmont's verstärkt, wurden als XIII. Corps unter
Van bäume nach Sachsen gezogen. Die Garde nahm in einer außer allem
Verhältniß zur Armee stehenden Weise zu. Ihre Anzahl betrug am 1. August
mehr als 70,000 Mann, wovon 6,600 Mann Alte Garde. Der Kriegsmi¬
nister klagte, daß dies die Linie entnerve, weil sie aller besten Kräfte beraubt
werde. -- Um die Cadres zu vervollständigen, griff man immer wieder auf
Spanien zurück*), entleerte immer aufs Neue die Militärschulen, gewann aber
überall mehr an Masse als an Werth. -- Am 16. August 1813 erhob sich
die Heeresstärke der Großen Armee: Garde, vierzehn Armee-Corps
und fünf Cavallerie-Corps -- auf 660.000 Mann, von denen 90,000 in den
Lazarethen lagen.

Aus diesem Gesammtbestande bildete Napoleon drei Armeen. Er
selbst trat mit 190,000 Mann, nämlich der Garde, demi., II., VIII. XIV., Corps,
sowie dem 1., 4. und 6. Cavallerie-Corps der Böhmischen Armee Schwarzenberg's
gegenüber. -- Der Nordarmee der Alliirten unter Bernadotte-Bülow stellte er
Oudinot mit 66.000 Mann, dem IV., VII., XII. Corps und dem 3. Ca¬
vallerie-Corps gegenüber. Ihm sollte bei seinem Vormarsch auf Berlin Davoust
mit dem XIII. Corps von Hamburg her sekundren. Blücher's Schlesischer
Armee endlich sollte Ney mit 110,000 Mann, dem Hi,, V., VI,, XI. Corps
und dem 2. Cavallerie-Corps entgegentreten. Diese Theilung der Armee folgte
der Heeresaufstellung der Verbündeten. Zum ersten Male ließ Napoleon sich
das strategische Gesetz vom Gegner geben. Marmont richtete die prophetischen
Worte an ihn: "^s eraws bien, pus 1s ^jour, on Vvtro Naj<zst6 g-ura rom-
pvrt6 uns victoire et ern MMvr uiuz d^taills ZöoiÄvö, eile n'axröiuuz, pu'elle; <zu
s, peräu Zsux."**) Es kam genau, wie es Marmont vorausgesagt. Dem
Erfolge von Dresden gingen die Schlachten von Großbeeren und der




-) Zum Ersatz befahl ein Senatsconsult vom 24. August die Aushebung von
30,000 Mann der Classen von 1814, 1813, 1812 und früheren,," 24 mittleren und südlichen
Departements zur Recrutirung der Armee von Spanien.
") Avmoires nu uno ä"z Raxuse. t. ö.
Grmzvoten III. 1872. 43

man unterwegs in Marschbataillonen kurzer Hand auszubilden bemüht war.
Anfangs Juni formirte man aus einem Theil dieses Nachschubs ein sechs fran¬
zösische Divisionen starkes „Observationseorps von Bayern" unter Augereau's
Befehl zu Würzburg; im August theilte man dasselbe, indem man vier Di¬
visionen davon als XIV. Corps unter Gouvion Se. Cyr, den Rest aber,
mit Hinzufügung einer bayerischen Division, unter Augere an als IX. Corps
in den Rahmen der Großen Armee aufnahm. — Auch Davoust's Corps
wurde getheilt. Drei französische Divisionen und eine dänische blieben als I.
Corps unter ihrem bisherigen Führer an der Unterelbe, zwei andere, durch
die vierte Division Marmont's verstärkt, wurden als XIII. Corps unter
Van bäume nach Sachsen gezogen. Die Garde nahm in einer außer allem
Verhältniß zur Armee stehenden Weise zu. Ihre Anzahl betrug am 1. August
mehr als 70,000 Mann, wovon 6,600 Mann Alte Garde. Der Kriegsmi¬
nister klagte, daß dies die Linie entnerve, weil sie aller besten Kräfte beraubt
werde. — Um die Cadres zu vervollständigen, griff man immer wieder auf
Spanien zurück*), entleerte immer aufs Neue die Militärschulen, gewann aber
überall mehr an Masse als an Werth. — Am 16. August 1813 erhob sich
die Heeresstärke der Großen Armee: Garde, vierzehn Armee-Corps
und fünf Cavallerie-Corps — auf 660.000 Mann, von denen 90,000 in den
Lazarethen lagen.

Aus diesem Gesammtbestande bildete Napoleon drei Armeen. Er
selbst trat mit 190,000 Mann, nämlich der Garde, demi., II., VIII. XIV., Corps,
sowie dem 1., 4. und 6. Cavallerie-Corps der Böhmischen Armee Schwarzenberg's
gegenüber. — Der Nordarmee der Alliirten unter Bernadotte-Bülow stellte er
Oudinot mit 66.000 Mann, dem IV., VII., XII. Corps und dem 3. Ca¬
vallerie-Corps gegenüber. Ihm sollte bei seinem Vormarsch auf Berlin Davoust
mit dem XIII. Corps von Hamburg her sekundren. Blücher's Schlesischer
Armee endlich sollte Ney mit 110,000 Mann, dem Hi,, V., VI,, XI. Corps
und dem 2. Cavallerie-Corps entgegentreten. Diese Theilung der Armee folgte
der Heeresaufstellung der Verbündeten. Zum ersten Male ließ Napoleon sich
das strategische Gesetz vom Gegner geben. Marmont richtete die prophetischen
Worte an ihn: „^s eraws bien, pus 1s ^jour, on Vvtro Naj<zst6 g-ura rom-
pvrt6 uns victoire et ern MMvr uiuz d^taills ZöoiÄvö, eile n'axröiuuz, pu'elle; <zu
s, peräu Zsux."**) Es kam genau, wie es Marmont vorausgesagt. Dem
Erfolge von Dresden gingen die Schlachten von Großbeeren und der




-) Zum Ersatz befahl ein Senatsconsult vom 24. August die Aushebung von
30,000 Mann der Classen von 1814, 1813, 1812 und früheren,,» 24 mittleren und südlichen
Departements zur Recrutirung der Armee von Spanien.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/337>, abgerufen am 22.12.2024.