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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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Auch auf die Marine-Artillerie in den Häfen Frankreichs griff der
Kaiser zurück. Er berechnete, daß sie ihm 16000 Mann zur Verkeilung in
die Cadres der Neuäusgehobenen gewähren müsse; thatsächlich sind jedoch
nur 8000 Mann davon zur Verwendung gekommen.*) Diese waren durch¬
schnittlich 23 Jahre alt und kannten weder den Krieg noch das Exercier¬
reglement der Infanterie, welcher sie plötzlich zugetheilt wurden.

Indessen drang nach Frankreich der Ruf von der begeisterungsvollen Er¬
hebung des deutschen Volkes, und ein so entschiedener Feind aller Ideologie der
Kaiser auch war, so wollte er doch gern eine ähnliche enthusiastische Bewegung auch
in Frankreich sehn. Durch officiösen und officiellen Druck ließ er daher eine
"freiwillige" Bewegung in den Departements hervorrufen, um dem Heere so¬
viel berittene und bewaffnete Reiter zuzuführen, als nur immer möglich. Die
Anerbietungen stiegen bis auf 15000 Mann: aber freilich -- unter dieser
"freiwilligen" Schaar gab es noch weit mehr Abgang als unter den obliga-
torischen Appells; ja bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, daß die
angebotenen Leute und Pferde fast durchweg niederträchtiges Gesindel seien,
Producte widerwärtigen Menschenhandels und elende Kranken. Der größte
Theil dieser erkauften Reiter mußte als non-valours entlassen werden; die
Pferde wurden, soweit sie überhaupt das Futter werth waren, beim Train,
einige bei der Artillerie eingestellt.^) Das waren die französischen Frei¬
willigen von 1813.

Mit all diesen Hilfsmitteln glaubte der Kaiser aber noch keineswegs
ausreichen zu können. Am 11. Februar rief ein Decret 10000 neue Con-
scribirte des Jahrgangs 1814 in den Küstengebieten zum Marine¬
dienste auf, und als Antwort auf die Kriegserklärung Preußens autorisirte
am 3. April ein Senatsbeschluß eine großartige Hülfsaus Hebung von
180000 Mann. Und zwar sollte diese Aushebung sich erstrecken:

1) auf 80000 Mann des ersten Baums der Nationalgarde, welcher schon
die Kohorten geliefert hatte, also Mannschaften der Jahrgänge von
1807 bis 1812,
2) auf 90000 Mann der Klasse von 1814, welche sich bei der eigentlichen
Aushebung im Februar durch Nemplacents hatten vertreten lassen, und
welche nun als garäs nationale L^ägntairs zur Besetzung der Küsten
und Grenzen im Westen und Süden befehligt wurden, und



") In Pascal's "lllstoirs et<? I'g,l-rio<z" heißt es freilich: "Mpolüon fut Misor tous la
milrillg uns "runo "zntiörv <in! vnd6r"us artillonrs. 40,VW vMonnisrs entrörens,
naus l'inkimtsrio, üürs <lo los roesvoir aans so" so!"." Dergleichen lieben die Franzosen
sich selber weis zu machen!
-) Roussel a. a. O. -- Eine ehrenvolle Ausnahme machten 500 von Paris gestellte
Reiter, welche der Kaiser "vont-me, äonnvr -V ig, vMv <Jo?ar!s uno maryuc <l<z vovsillvi'"-
lion" in die Lanziers der Garde einstellte.

Auch auf die Marine-Artillerie in den Häfen Frankreichs griff der
Kaiser zurück. Er berechnete, daß sie ihm 16000 Mann zur Verkeilung in
die Cadres der Neuäusgehobenen gewähren müsse; thatsächlich sind jedoch
nur 8000 Mann davon zur Verwendung gekommen.*) Diese waren durch¬
schnittlich 23 Jahre alt und kannten weder den Krieg noch das Exercier¬
reglement der Infanterie, welcher sie plötzlich zugetheilt wurden.

Indessen drang nach Frankreich der Ruf von der begeisterungsvollen Er¬
hebung des deutschen Volkes, und ein so entschiedener Feind aller Ideologie der
Kaiser auch war, so wollte er doch gern eine ähnliche enthusiastische Bewegung auch
in Frankreich sehn. Durch officiösen und officiellen Druck ließ er daher eine
„freiwillige" Bewegung in den Departements hervorrufen, um dem Heere so¬
viel berittene und bewaffnete Reiter zuzuführen, als nur immer möglich. Die
Anerbietungen stiegen bis auf 15000 Mann: aber freilich — unter dieser
„freiwilligen" Schaar gab es noch weit mehr Abgang als unter den obliga-
torischen Appells; ja bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, daß die
angebotenen Leute und Pferde fast durchweg niederträchtiges Gesindel seien,
Producte widerwärtigen Menschenhandels und elende Kranken. Der größte
Theil dieser erkauften Reiter mußte als non-valours entlassen werden; die
Pferde wurden, soweit sie überhaupt das Futter werth waren, beim Train,
einige bei der Artillerie eingestellt.^) Das waren die französischen Frei¬
willigen von 1813.

Mit all diesen Hilfsmitteln glaubte der Kaiser aber noch keineswegs
ausreichen zu können. Am 11. Februar rief ein Decret 10000 neue Con-
scribirte des Jahrgangs 1814 in den Küstengebieten zum Marine¬
dienste auf, und als Antwort auf die Kriegserklärung Preußens autorisirte
am 3. April ein Senatsbeschluß eine großartige Hülfsaus Hebung von
180000 Mann. Und zwar sollte diese Aushebung sich erstrecken:

1) auf 80000 Mann des ersten Baums der Nationalgarde, welcher schon
die Kohorten geliefert hatte, also Mannschaften der Jahrgänge von
1807 bis 1812,
2) auf 90000 Mann der Klasse von 1814, welche sich bei der eigentlichen
Aushebung im Februar durch Nemplacents hatten vertreten lassen, und
welche nun als garäs nationale L^ägntairs zur Besetzung der Küsten
und Grenzen im Westen und Süden befehligt wurden, und



") In Pascal's „lllstoirs et<? I'g,l-rio<z" heißt es freilich: „Mpolüon fut Misor tous la
milrillg uns »runo «zntiörv <in! vnd6r»us artillonrs. 40,VW vMonnisrs entrörens,
naus l'inkimtsrio, üürs <lo los roesvoir aans so» so!»." Dergleichen lieben die Franzosen
sich selber weis zu machen!
-) Roussel a. a. O. — Eine ehrenvolle Ausnahme machten 500 von Paris gestellte
Reiter, welche der Kaiser „vont-me, äonnvr -V ig, vMv <Jo?ar!s uno maryuc <l<z vovsillvi'»-
lion" in die Lanziers der Garde einstellte.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/330>, abgerufen am 22.12.2024.