Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.auch sie ist reich und weist eine Menge neuer auf den Bergen im Osten ge¬ Eine ganz besondere Erwähnung bedarf die Baumwolle; neben der auch sie ist reich und weist eine Menge neuer auf den Bergen im Osten ge¬ Eine ganz besondere Erwähnung bedarf die Baumwolle; neben der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0312" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128240"/> <p xml:id="ID_1055" prev="#ID_1054"> auch sie ist reich und weist eine Menge neuer auf den Bergen im Osten ge¬<lb/> fundener, werthvoller Pflanzen auf. Weizen und Gerste werden in Hülle und<lb/> Fülle gebaut; Reis wächst in großer Menge, in einer Qualität, welche dem<lb/> ägyptischen Reise gleich ist; als in Europa unbekanntes Getraide kommt dazu<lb/> noch eine Hirsenart, Dschügeri, (Holcus Vor^nun); der Scham liefert das Oel<lb/> zum Brennen und für die Küche. Ungemein viel Werth legen die Russen<lb/> auf den Kender-Hanf, den die Kirgisen bauen, und dessen Fasern in Stärke,<lb/> Elasticität und Menge den gewöhnlichen, aber doch schon berühmten russischen<lb/> Hanf übertreffen sollen. Unter den Farbepflanzen erregen in der Ausstellung<lb/> allgemeine Aufmerksamkeit der Sachverständigen: der Krapp, Rujan oder<lb/> Bojak genannt, von dem schon große Quantitäten in die russischen Färbereien<lb/> ausgeführt werden; Jsbarak, die Blume des DelMmum Kxbriäum, welche<lb/> ein unübertroffenes Gelb liefert. Die Asafoetidapflanze, die Ammoniakgum¬<lb/> mipflanze, der Opiummohn. Ricinus, Rhabarber und andere Medicinalpflanzen<lb/> kommen in großer Fülle vor. Was das Obst betrifft, so sind, Südfrüchte<lb/> ausgenommen, beinahe alle Gattungen desselben vertreten und zwar in so<lb/> großer Menge und so vorzüglicher Qualität, daß damit schon ein Erporthandel<lb/> nach Rußland und dem obstreichen Indien getrieben wird. Der Mittelasiate<lb/> ist nicht wenig stolz auf die Vorzüge seiner Obstgattungen, da in Asien die<lb/> Herrlichkeit und der Werth eines Landes nach der Art seines Wassers, seiner<lb/> Luft und seines Obstes bestimmt werden. Melonen und Aepfel, Trauben<lb/> und Pfirsiche sind der Stolz der Turkestaner.</p><lb/> <p xml:id="ID_1056" next="#ID_1057"> Eine ganz besondere Erwähnung bedarf die Baumwolle; neben der<lb/> heimischen findet sich bereits die vom Russen Rajewski bei Taschkand aus<lb/> amerikanischer Sea-Jsland gezogene und doch kann nicht gesagt werden, daß<lb/> das amerikanische Product das turkestanische übertreffe. Die Baumwolle Mittel¬<lb/> asiens ist ein Artikel von großer Zukunft, schon der Qualität halber, denn<lb/> sie übertrifft die indische, persische, ägyptische und concurrirt mit der amerika¬<lb/> nischen. In den großen Fabriken zu Moskau, Wladimir, Twerskoi u. s. w.<lb/> wird fast nur turkestanische Baumwolle verarbeitet und zwar in überraschend<lb/> wachsender Menge. Wäsche, Bettzeug und Tücher der Turkestaner zeichneten<lb/> sich immer durch Feinheit und Weiße aus, weil sie aus der guten heimischen<lb/> Baumwolle gewoben waren und dieselben Vorzüge zeigt nun das russische<lb/> Baumwollengewebe. Die Klagen der Fabrikanten über das mangelhafte Ver¬<lb/> fahren der Pflanzer, die schlechte Reinigung der Baumwolle, haben in letzter<lb/> Zeit etwas nachgelassen. Die Cultur der Baumwolle hat in Mittelasien ein<lb/> um so bequemeres und leichteres Gebiet, als die Baumwollfelder keine Be¬<lb/> wässerung nöthig haben und der Regen auch immer, selbst im Frühjahre, für<lb/> nachtheilig gehalten wird. Die Bearbeitung und Bebauung ist im allgemei¬<lb/> nen die am wenigsten mühsame von allen Feldfrüchten, denn man wählt dazu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0312]
auch sie ist reich und weist eine Menge neuer auf den Bergen im Osten ge¬
fundener, werthvoller Pflanzen auf. Weizen und Gerste werden in Hülle und
Fülle gebaut; Reis wächst in großer Menge, in einer Qualität, welche dem
ägyptischen Reise gleich ist; als in Europa unbekanntes Getraide kommt dazu
noch eine Hirsenart, Dschügeri, (Holcus Vor^nun); der Scham liefert das Oel
zum Brennen und für die Küche. Ungemein viel Werth legen die Russen
auf den Kender-Hanf, den die Kirgisen bauen, und dessen Fasern in Stärke,
Elasticität und Menge den gewöhnlichen, aber doch schon berühmten russischen
Hanf übertreffen sollen. Unter den Farbepflanzen erregen in der Ausstellung
allgemeine Aufmerksamkeit der Sachverständigen: der Krapp, Rujan oder
Bojak genannt, von dem schon große Quantitäten in die russischen Färbereien
ausgeführt werden; Jsbarak, die Blume des DelMmum Kxbriäum, welche
ein unübertroffenes Gelb liefert. Die Asafoetidapflanze, die Ammoniakgum¬
mipflanze, der Opiummohn. Ricinus, Rhabarber und andere Medicinalpflanzen
kommen in großer Fülle vor. Was das Obst betrifft, so sind, Südfrüchte
ausgenommen, beinahe alle Gattungen desselben vertreten und zwar in so
großer Menge und so vorzüglicher Qualität, daß damit schon ein Erporthandel
nach Rußland und dem obstreichen Indien getrieben wird. Der Mittelasiate
ist nicht wenig stolz auf die Vorzüge seiner Obstgattungen, da in Asien die
Herrlichkeit und der Werth eines Landes nach der Art seines Wassers, seiner
Luft und seines Obstes bestimmt werden. Melonen und Aepfel, Trauben
und Pfirsiche sind der Stolz der Turkestaner.
Eine ganz besondere Erwähnung bedarf die Baumwolle; neben der
heimischen findet sich bereits die vom Russen Rajewski bei Taschkand aus
amerikanischer Sea-Jsland gezogene und doch kann nicht gesagt werden, daß
das amerikanische Product das turkestanische übertreffe. Die Baumwolle Mittel¬
asiens ist ein Artikel von großer Zukunft, schon der Qualität halber, denn
sie übertrifft die indische, persische, ägyptische und concurrirt mit der amerika¬
nischen. In den großen Fabriken zu Moskau, Wladimir, Twerskoi u. s. w.
wird fast nur turkestanische Baumwolle verarbeitet und zwar in überraschend
wachsender Menge. Wäsche, Bettzeug und Tücher der Turkestaner zeichneten
sich immer durch Feinheit und Weiße aus, weil sie aus der guten heimischen
Baumwolle gewoben waren und dieselben Vorzüge zeigt nun das russische
Baumwollengewebe. Die Klagen der Fabrikanten über das mangelhafte Ver¬
fahren der Pflanzer, die schlechte Reinigung der Baumwolle, haben in letzter
Zeit etwas nachgelassen. Die Cultur der Baumwolle hat in Mittelasien ein
um so bequemeres und leichteres Gebiet, als die Baumwollfelder keine Be¬
wässerung nöthig haben und der Regen auch immer, selbst im Frühjahre, für
nachtheilig gehalten wird. Die Bearbeitung und Bebauung ist im allgemei¬
nen die am wenigsten mühsame von allen Feldfrüchten, denn man wählt dazu
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