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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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legen. Delfzyl ist ein artiger zur Seefahrt wohl gelegener und mit einem
hübschen Wall umgebener und mit lustigen Bäumen bepflanzter Ort.

Von Delfzyl gingen wir um 9 Uhr mit einer eigenen abgefeuerten schupt
nach dem einige Stunden entfernten Damm. Wir divertirten uns aus der
schupt mit Schießen nach den Vögeln, worin der Herr Lieutenant sehr fertig
war, welcher auch mit seinem polnischen Jungen viele Kurzweil machte. Die
Nacht um ein halb drei Uhr kamen wir vor Gronungen an und sobald
die Thore erschlossen waren, gingen wir alsbald durch und nachdem wir ein
Cop Caffee zu uns genommen, setzten wir unsere Reise auf den Strohbusch
fort und von da auf Dock um und Leuwarden. Daselbst füllten wir die
ledig gemachten Flaschen beim Wirth im Thurm von Babel mit Franzwein
voll und nachdem wir uns sonst noch verproviantiret, gingen wir des Abends
noch nach Btlewart und blieben die Nacht vor'in Thore, weil wir nichts
zu versäumen hatten und mit Eröffnung der Pforten gingen wir des Morgens
um 4 Uhr nach Borcum und nachdem wir zu guter Letzt noch einen Copper
Caffee getrunken und unser Gut nach dem Beurtmann hatten bringen lassen,
gingen wir um 9 Uhr unter Segel und weil uns der Wind sehr favorisirte,
gingen wir schon um 1 Uhr nach Enkhuysen und um 6 Uhr nach Am¬
sterdam, so daß wir noch desselben Abends nach Hause schreiben konnten.

Wir nahmen unser Logement bei Herrn Spiering in einem schönen großen
Saal, worin ein Bett stund, welches wohl ein paar tausend Thaler gekostet
haben mochte. Es waren auch überaus künstliche Schildereien darin aufge¬
hangen. Den Andern, die im Wappen von Deventer logireten, hatten wir
versprechen müssen, mit ihnen des Mittags zu speisen, und so konnten wir
solches auch nicht unterlassen, zumalen es sehr fa^onlich dabei zuginge und
der Herr Hospes mit seinen lustigen Einfällen, wenn Einem wegen der vielen
Affairen der Kopf ein wenig wunderlich war, sehr divertirte. Es waren des
Mittags allerhand hübsche Leute da, die daselbst speiseten, darunter Herr Ca-
pitain Letz aus Gelderland mit seiner Liebsten, welcher sonderlich höflich und
complaisant wär. Des Tages durchkreuzten wir mannigmal die Stadt.

Den 22. gingen wir nach Harlem und machten daselbst die Einkäufe
der nöthigsten Waaren. Den 23. begaben wir uns nach Leiden, den 24.
mit der schupt nach dem Haag und kehreten im newen Docken, an dem
Vyver hinter dem Haff, ein. Noch denselben Tag gaben wir dem Residenten
Huneken die Visite und eben so dem Herrn Envoyi von Boehmer, Mr. Neu-
bauer :c. und trafen auch Mr. F. von Pöllnitz, der mit Herrn Lieutenant
von Milkau bereits am 20. von Amsterdam abgereiset war. Mit diesem und
Mr. Ledebur nebst dem Herrn von Bülow fuhren wir in Compagnie nach
Scheveningen und uns da brav 'lustig machten. Wie wir wieder zurück¬
kamen, kam Jhro königliche Majestät von Preußen von Massenar wieder


legen. Delfzyl ist ein artiger zur Seefahrt wohl gelegener und mit einem
hübschen Wall umgebener und mit lustigen Bäumen bepflanzter Ort.

Von Delfzyl gingen wir um 9 Uhr mit einer eigenen abgefeuerten schupt
nach dem einige Stunden entfernten Damm. Wir divertirten uns aus der
schupt mit Schießen nach den Vögeln, worin der Herr Lieutenant sehr fertig
war, welcher auch mit seinem polnischen Jungen viele Kurzweil machte. Die
Nacht um ein halb drei Uhr kamen wir vor Gronungen an und sobald
die Thore erschlossen waren, gingen wir alsbald durch und nachdem wir ein
Cop Caffee zu uns genommen, setzten wir unsere Reise auf den Strohbusch
fort und von da auf Dock um und Leuwarden. Daselbst füllten wir die
ledig gemachten Flaschen beim Wirth im Thurm von Babel mit Franzwein
voll und nachdem wir uns sonst noch verproviantiret, gingen wir des Abends
noch nach Btlewart und blieben die Nacht vor'in Thore, weil wir nichts
zu versäumen hatten und mit Eröffnung der Pforten gingen wir des Morgens
um 4 Uhr nach Borcum und nachdem wir zu guter Letzt noch einen Copper
Caffee getrunken und unser Gut nach dem Beurtmann hatten bringen lassen,
gingen wir um 9 Uhr unter Segel und weil uns der Wind sehr favorisirte,
gingen wir schon um 1 Uhr nach Enkhuysen und um 6 Uhr nach Am¬
sterdam, so daß wir noch desselben Abends nach Hause schreiben konnten.

Wir nahmen unser Logement bei Herrn Spiering in einem schönen großen
Saal, worin ein Bett stund, welches wohl ein paar tausend Thaler gekostet
haben mochte. Es waren auch überaus künstliche Schildereien darin aufge¬
hangen. Den Andern, die im Wappen von Deventer logireten, hatten wir
versprechen müssen, mit ihnen des Mittags zu speisen, und so konnten wir
solches auch nicht unterlassen, zumalen es sehr fa^onlich dabei zuginge und
der Herr Hospes mit seinen lustigen Einfällen, wenn Einem wegen der vielen
Affairen der Kopf ein wenig wunderlich war, sehr divertirte. Es waren des
Mittags allerhand hübsche Leute da, die daselbst speiseten, darunter Herr Ca-
pitain Letz aus Gelderland mit seiner Liebsten, welcher sonderlich höflich und
complaisant wär. Des Tages durchkreuzten wir mannigmal die Stadt.

Den 22. gingen wir nach Harlem und machten daselbst die Einkäufe
der nöthigsten Waaren. Den 23. begaben wir uns nach Leiden, den 24.
mit der schupt nach dem Haag und kehreten im newen Docken, an dem
Vyver hinter dem Haff, ein. Noch denselben Tag gaben wir dem Residenten
Huneken die Visite und eben so dem Herrn Envoyi von Boehmer, Mr. Neu-
bauer :c. und trafen auch Mr. F. von Pöllnitz, der mit Herrn Lieutenant
von Milkau bereits am 20. von Amsterdam abgereiset war. Mit diesem und
Mr. Ledebur nebst dem Herrn von Bülow fuhren wir in Compagnie nach
Scheveningen und uns da brav 'lustig machten. Wie wir wieder zurück¬
kamen, kam Jhro königliche Majestät von Preußen von Massenar wieder


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[0263] legen. Delfzyl ist ein artiger zur Seefahrt wohl gelegener und mit einem hübschen Wall umgebener und mit lustigen Bäumen bepflanzter Ort. Von Delfzyl gingen wir um 9 Uhr mit einer eigenen abgefeuerten schupt nach dem einige Stunden entfernten Damm. Wir divertirten uns aus der schupt mit Schießen nach den Vögeln, worin der Herr Lieutenant sehr fertig war, welcher auch mit seinem polnischen Jungen viele Kurzweil machte. Die Nacht um ein halb drei Uhr kamen wir vor Gronungen an und sobald die Thore erschlossen waren, gingen wir alsbald durch und nachdem wir ein Cop Caffee zu uns genommen, setzten wir unsere Reise auf den Strohbusch fort und von da auf Dock um und Leuwarden. Daselbst füllten wir die ledig gemachten Flaschen beim Wirth im Thurm von Babel mit Franzwein voll und nachdem wir uns sonst noch verproviantiret, gingen wir des Abends noch nach Btlewart und blieben die Nacht vor'in Thore, weil wir nichts zu versäumen hatten und mit Eröffnung der Pforten gingen wir des Morgens um 4 Uhr nach Borcum und nachdem wir zu guter Letzt noch einen Copper Caffee getrunken und unser Gut nach dem Beurtmann hatten bringen lassen, gingen wir um 9 Uhr unter Segel und weil uns der Wind sehr favorisirte, gingen wir schon um 1 Uhr nach Enkhuysen und um 6 Uhr nach Am¬ sterdam, so daß wir noch desselben Abends nach Hause schreiben konnten. Wir nahmen unser Logement bei Herrn Spiering in einem schönen großen Saal, worin ein Bett stund, welches wohl ein paar tausend Thaler gekostet haben mochte. Es waren auch überaus künstliche Schildereien darin aufge¬ hangen. Den Andern, die im Wappen von Deventer logireten, hatten wir versprechen müssen, mit ihnen des Mittags zu speisen, und so konnten wir solches auch nicht unterlassen, zumalen es sehr fa^onlich dabei zuginge und der Herr Hospes mit seinen lustigen Einfällen, wenn Einem wegen der vielen Affairen der Kopf ein wenig wunderlich war, sehr divertirte. Es waren des Mittags allerhand hübsche Leute da, die daselbst speiseten, darunter Herr Ca- pitain Letz aus Gelderland mit seiner Liebsten, welcher sonderlich höflich und complaisant wär. Des Tages durchkreuzten wir mannigmal die Stadt. Den 22. gingen wir nach Harlem und machten daselbst die Einkäufe der nöthigsten Waaren. Den 23. begaben wir uns nach Leiden, den 24. mit der schupt nach dem Haag und kehreten im newen Docken, an dem Vyver hinter dem Haff, ein. Noch denselben Tag gaben wir dem Residenten Huneken die Visite und eben so dem Herrn Envoyi von Boehmer, Mr. Neu- bauer :c. und trafen auch Mr. F. von Pöllnitz, der mit Herrn Lieutenant von Milkau bereits am 20. von Amsterdam abgereiset war. Mit diesem und Mr. Ledebur nebst dem Herrn von Bülow fuhren wir in Compagnie nach Scheveningen und uns da brav 'lustig machten. Wie wir wieder zurück¬ kamen, kam Jhro königliche Majestät von Preußen von Massenar wieder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/263>, abgerufen am 22.12.2024.