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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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LibliotKseg, Spandemiana ist auch zu besehen, darinnen all die Bücher in
Franzband gebunden.

Die Rüstkammer ist ein trefflich und berühmtes Werk. Zuvörderst gehet
man eine Treppe hinauf, die man auch mit Wagen und Pferden hinauf¬
fahren kann. Droben auf dem Saal stehen wohl 20 kostbare Schlitten, der
eine noch besser als der andere; item auch etzliche königliche Sänften. Aldann
sind 17 in Lebensgröße aus Holz gearbeitete Pferde, auf denen theils das
Glockengeschirr, das Alles von Silber, sowie auch allerhand kostbare Sattels,
Zaum und Alles, was zum Pferde gehöret, dabei auch vieles türkische, polnische,
ungarische erobertes Pferdezeug ist. Item die Positur und Couleur vom
Pferde mit Sattel, Zaum ?c., welches der vorige Churfürst in der Schlacht bei
Fehrbellin geritten. Das Pferd, welches der jetzige König in Preußen bei
seinem königlichen Einzug geritten, auf dem Pistolen. Schabraken, Zaum und
Peitsche mit den schönsten Diamanten, wobei nur die Pistolen allein 3000
Thaler, Alles zusammen aber 60,000 Thaler gekostet. Die Steigbügel waren
von purem Golde. Dann ist noch zu sehen allerhand Fahnen, türkisch Ge¬
wehr, Säbel, Bogen, Pfeile mit Gift, indianisch Gewehr, eine Pique von
Caneelholz, Muskowitisch Gewehr, indianisch Opfermesser, eine Büchse, daraus
10 Mal kann geschossen werden, Tamerlan seinen indianischen Rock und Säbel,
indianische Rosse und zwei bunte Esels, allerhand Scharfrichtergewehr, darunter
ein Schwert, womit allein 103 Menschen gerichtet worden. Eine Maschine,
um etzliche 100 Mal damit zu schießen, in der Zeit, daß man das Vaterunser
betet. Schwerter der alten Churfürsten. Ein Degen von 'WitsKinclo vor
900 Jahren, vor Zeiten Laroli NaZvi, worauf stehet: ^ViteKinäus irikgnus
nartoZ of,u LnZLru, korst to RüZeu Kars to ^lorlc, IconZ aer Lassen,
^uno Odristi 786. Dann allerhand Generalstabe (Marschallstäbe), ?usi-
ciinen. Churfürstliche Scepter, Pistolen, damascenische Klingen und Messer,
zwei Zwergs, der seeligen Königin Portrait, welches zwei in Wachs
poussirte Engel halten. Eine Flinte 5 Ellen lang und gezogene Büchse,
um SS Mal zu schießen. Türkische Fahnen aus Ofen, 12 silberne Harni¬
sche, welche Churfürst Georg Wilhelms vornehmste Bedienten, wie er
anno 1602 auf der Kaiserwahl gewesen, angehabt. Musqueten und Büchsen
des seeligen Churfürsten, Marschallsstab bei der Krönung des Königs.
Das Wahrzeichen von der Rüstkammer ist eine nakte Jungfer, der ein Fuchs
zwischen die Beine durchläuft, von dem sie den Schwanz in die Hand behält.
Der Schlüssel von Stettin, Begräbnißdecken, Rennthiere, allerhand schwedische
und polnische Fahnen, wie auch aus der Action bei Hochstedt französische und
bayrische. Ein gemeiner Sattel von einem brandenburgischen Reiter, welchem
beim Sitzen zu Pferde eine Kugel unter dem Sattelknopf eingegangen und
hinten hinausgefahren, und weder Kerl noch Pferd blessiret. An der einen


LibliotKseg, Spandemiana ist auch zu besehen, darinnen all die Bücher in
Franzband gebunden.

Die Rüstkammer ist ein trefflich und berühmtes Werk. Zuvörderst gehet
man eine Treppe hinauf, die man auch mit Wagen und Pferden hinauf¬
fahren kann. Droben auf dem Saal stehen wohl 20 kostbare Schlitten, der
eine noch besser als der andere; item auch etzliche königliche Sänften. Aldann
sind 17 in Lebensgröße aus Holz gearbeitete Pferde, auf denen theils das
Glockengeschirr, das Alles von Silber, sowie auch allerhand kostbare Sattels,
Zaum und Alles, was zum Pferde gehöret, dabei auch vieles türkische, polnische,
ungarische erobertes Pferdezeug ist. Item die Positur und Couleur vom
Pferde mit Sattel, Zaum ?c., welches der vorige Churfürst in der Schlacht bei
Fehrbellin geritten. Das Pferd, welches der jetzige König in Preußen bei
seinem königlichen Einzug geritten, auf dem Pistolen. Schabraken, Zaum und
Peitsche mit den schönsten Diamanten, wobei nur die Pistolen allein 3000
Thaler, Alles zusammen aber 60,000 Thaler gekostet. Die Steigbügel waren
von purem Golde. Dann ist noch zu sehen allerhand Fahnen, türkisch Ge¬
wehr, Säbel, Bogen, Pfeile mit Gift, indianisch Gewehr, eine Pique von
Caneelholz, Muskowitisch Gewehr, indianisch Opfermesser, eine Büchse, daraus
10 Mal kann geschossen werden, Tamerlan seinen indianischen Rock und Säbel,
indianische Rosse und zwei bunte Esels, allerhand Scharfrichtergewehr, darunter
ein Schwert, womit allein 103 Menschen gerichtet worden. Eine Maschine,
um etzliche 100 Mal damit zu schießen, in der Zeit, daß man das Vaterunser
betet. Schwerter der alten Churfürsten. Ein Degen von 'WitsKinclo vor
900 Jahren, vor Zeiten Laroli NaZvi, worauf stehet: ^ViteKinäus irikgnus
nartoZ of,u LnZLru, korst to RüZeu Kars to ^lorlc, IconZ aer Lassen,
^uno Odristi 786. Dann allerhand Generalstabe (Marschallstäbe), ?usi-
ciinen. Churfürstliche Scepter, Pistolen, damascenische Klingen und Messer,
zwei Zwergs, der seeligen Königin Portrait, welches zwei in Wachs
poussirte Engel halten. Eine Flinte 5 Ellen lang und gezogene Büchse,
um SS Mal zu schießen. Türkische Fahnen aus Ofen, 12 silberne Harni¬
sche, welche Churfürst Georg Wilhelms vornehmste Bedienten, wie er
anno 1602 auf der Kaiserwahl gewesen, angehabt. Musqueten und Büchsen
des seeligen Churfürsten, Marschallsstab bei der Krönung des Königs.
Das Wahrzeichen von der Rüstkammer ist eine nakte Jungfer, der ein Fuchs
zwischen die Beine durchläuft, von dem sie den Schwanz in die Hand behält.
Der Schlüssel von Stettin, Begräbnißdecken, Rennthiere, allerhand schwedische
und polnische Fahnen, wie auch aus der Action bei Hochstedt französische und
bayrische. Ein gemeiner Sattel von einem brandenburgischen Reiter, welchem
beim Sitzen zu Pferde eine Kugel unter dem Sattelknopf eingegangen und
hinten hinausgefahren, und weder Kerl noch Pferd blessiret. An der einen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/224>, abgerufen am 22.07.2024.