Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band."den zweiten Act in zehn Tagen geschrieben hatte, eine der vielen unseligen Zur Regelung früherer Theatergeschäfte ging hierauf Franz Anton Mächtig zog es beide Weber nach Wien, und zwar besonders Joseph „den zweiten Act in zehn Tagen geschrieben hatte, eine der vielen unseligen Zur Regelung früherer Theatergeschäfte ging hierauf Franz Anton Mächtig zog es beide Weber nach Wien, und zwar besonders Joseph <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0439" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127847"/> <p xml:id="ID_1432" prev="#ID_1431"> „den zweiten Act in zehn Tagen geschrieben hatte, eine der vielen unseligen<lb/> „Folgen der auf ein junges Gemüth so lebhaft einwirkenden Wunderanekdoten<lb/> „von hochverehrten Meistern, denen man nachstrebt."</p><lb/> <p xml:id="ID_1433"> Zur Regelung früherer Theatergeschäfte ging hierauf Franz Anton<lb/> wieder nach Salzburg, und auf's Neue wurde Carl Maria der musikalischen<lb/> Leitung Michael Haydn's übergeben. Hier nun schrieb 1801 der noch<lb/> nicht voll fünfzehnjährige Knabe seine dritt e zweiactige Oper „Peter Schmolk<lb/> und seine Nachbarn", die im Juni 1 802 zu Salzburg vor Michael<lb/> Haydn und dem Concertmeister Otter am Clavier aufgeführt wurde, welche<lb/> Beide dem jungen Componisten rühmliche Zeugnisse darüber aufstellten, von<lb/> denen das Otter's mit den Worten schließt: ,M'it matuio ut No/art.". —<lb/> In dieser Zeit entstanden nachweislich noch die „Fix?0titvL 1'iöoes Teiles" für<lb/> Pfte. zu vier Händen op. 3, die 12 Allemanden op. 4, einzelne Lieder und<lb/> 6 Ecossaisen. — Eines Ausfluges der beiden Weber im Herbste des Jahres<lb/> 1802 nach Hamburg sei nur gedacht, weil hier Carl Maria's erstes ein¬<lb/> stimmiges, übrigens ungedruckt gebliebenes Lied „Die Kerze" entstand und<lb/> er hiemit eine Bahn betrat, auf der er später so sehr Ausgezeichnetes leisten<lb/> sollte. Ende des Jahres gingen Vater und Sohn nach Augsburg, wo Anfangs<lb/> 1803 Peter Schmolk auf der Bühne erschien, jedoch, (wie Weber sagt) „ohne<lb/> „sonderlichen Erfolg, wie natürlich." Beiläufig entstand während dieses<lb/> Aufenthaltes eine frühreife Perle unter Weber's vierstimmigen Gesängen, sein<lb/> tiefschönes Grablied „Leis wandeln wir wie Geisterhauch" :c.</p><lb/> <p xml:id="ID_1434" next="#ID_1435"> Mächtig zog es beide Weber nach Wien, und zwar besonders Joseph<lb/> Haydn's wegen, dessen Schule der Jüngling übergeben werden sollte. Dies<lb/> aber gelang nicht, und statt dessen wurde der berühmte, damals in Wien<lb/> weilende Abt Vogler Carl Maria's Lehrer, ein Ereigniß, das als eines der<lb/> einflußreichsten auf den Entwickelungsgang des werdenden Künstlers zu be¬<lb/> trachten ist. Bald war er dem Meister in voller Begeisterung ergeben, welche<lb/> auch sein ganzes Leben hindurch nicht erloschen ist. Nach einem einjährigen<lb/> Lehrcursus bei Vogler, während dessen nur wenig (ox.5 und 6, Variationen,<lb/> diesem gewidmet) componirt, desto strenger aber studirt wurde, trat Carl<lb/> Maria im November 1804, durch Vogler empfohlen, die Capellmeisterstelle<lb/> am Breslauer Stadttheater an. Hier eröffnete sich dem Talente des acht¬<lb/> zehnjährigen Dirigenten als solchem ein weites Feld der Praxis; hier konnte<lb/> er, als Leiter eines schon bedeutenden Orchesters, die Wirkungen eines solchen<lb/> nach allen Richtungen tief eingehend beobachten, und dadurch zumal gestaltete<lb/> sich diese von ihm zwei Jahre innegehaltene Stellung als bedeutungsvolles<lb/> Moment für seine hohe Meisterschaft aus dem Gebiete orchestraler Kunst. Doch<lb/> wieder brachte diese Zeit nur weniges an eignen Schöpfungen. Das Be¬<lb/> deutendste davon waren: Ouvertüre, Quintett, eine Arie und ein Chor zu der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0439]
„den zweiten Act in zehn Tagen geschrieben hatte, eine der vielen unseligen
„Folgen der auf ein junges Gemüth so lebhaft einwirkenden Wunderanekdoten
„von hochverehrten Meistern, denen man nachstrebt."
Zur Regelung früherer Theatergeschäfte ging hierauf Franz Anton
wieder nach Salzburg, und auf's Neue wurde Carl Maria der musikalischen
Leitung Michael Haydn's übergeben. Hier nun schrieb 1801 der noch
nicht voll fünfzehnjährige Knabe seine dritt e zweiactige Oper „Peter Schmolk
und seine Nachbarn", die im Juni 1 802 zu Salzburg vor Michael
Haydn und dem Concertmeister Otter am Clavier aufgeführt wurde, welche
Beide dem jungen Componisten rühmliche Zeugnisse darüber aufstellten, von
denen das Otter's mit den Worten schließt: ,M'it matuio ut No/art.". —
In dieser Zeit entstanden nachweislich noch die „Fix?0titvL 1'iöoes Teiles" für
Pfte. zu vier Händen op. 3, die 12 Allemanden op. 4, einzelne Lieder und
6 Ecossaisen. — Eines Ausfluges der beiden Weber im Herbste des Jahres
1802 nach Hamburg sei nur gedacht, weil hier Carl Maria's erstes ein¬
stimmiges, übrigens ungedruckt gebliebenes Lied „Die Kerze" entstand und
er hiemit eine Bahn betrat, auf der er später so sehr Ausgezeichnetes leisten
sollte. Ende des Jahres gingen Vater und Sohn nach Augsburg, wo Anfangs
1803 Peter Schmolk auf der Bühne erschien, jedoch, (wie Weber sagt) „ohne
„sonderlichen Erfolg, wie natürlich." Beiläufig entstand während dieses
Aufenthaltes eine frühreife Perle unter Weber's vierstimmigen Gesängen, sein
tiefschönes Grablied „Leis wandeln wir wie Geisterhauch" :c.
Mächtig zog es beide Weber nach Wien, und zwar besonders Joseph
Haydn's wegen, dessen Schule der Jüngling übergeben werden sollte. Dies
aber gelang nicht, und statt dessen wurde der berühmte, damals in Wien
weilende Abt Vogler Carl Maria's Lehrer, ein Ereigniß, das als eines der
einflußreichsten auf den Entwickelungsgang des werdenden Künstlers zu be¬
trachten ist. Bald war er dem Meister in voller Begeisterung ergeben, welche
auch sein ganzes Leben hindurch nicht erloschen ist. Nach einem einjährigen
Lehrcursus bei Vogler, während dessen nur wenig (ox.5 und 6, Variationen,
diesem gewidmet) componirt, desto strenger aber studirt wurde, trat Carl
Maria im November 1804, durch Vogler empfohlen, die Capellmeisterstelle
am Breslauer Stadttheater an. Hier eröffnete sich dem Talente des acht¬
zehnjährigen Dirigenten als solchem ein weites Feld der Praxis; hier konnte
er, als Leiter eines schon bedeutenden Orchesters, die Wirkungen eines solchen
nach allen Richtungen tief eingehend beobachten, und dadurch zumal gestaltete
sich diese von ihm zwei Jahre innegehaltene Stellung als bedeutungsvolles
Moment für seine hohe Meisterschaft aus dem Gebiete orchestraler Kunst. Doch
wieder brachte diese Zeit nur weniges an eignen Schöpfungen. Das Be¬
deutendste davon waren: Ouvertüre, Quintett, eine Arie und ein Chor zu der
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