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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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Aus sämmtlichen Theilen des deutschen Reiches strömen die nach Frank¬
reich gerichteten Feldpostbriefe mit den gewöhnlichen Eisenbahnzügen und
Posten dem Ausgangspunkte Frankfurt a. M. zu; von hier nimmt ein be¬
sonderes Feldeisenbahnpostbureau seinen Anfang, welches die Feldpostsendungen
auf der Route Bingerbrück-Neunkirchen-Saarbrücken zunächst nach Metz be-
fördert. Letzterer Ort ist für den Postbetrieb der wichtigste Knotenpunkt:
denn es zweigen sich von demselben die drei hauptsächlichsten Postverkehrs-
routen ab, nämlich 1) über Diedenhofen, Longuyon, Charleville, Rethel nach
Reims; 2) über Frouard, Toul, Commercy, Bar-le-Duc, Blesme, Vitry-le-
Frcmeais, ClMons nach Epernay; 3) über Frouard, Nancy nach Epinal.
Die Posttransporte auf der ersten, hauptsächlich für die Beförderung der
weniger umfangreichen Postsendungen an die königlich bayrische 2. Division
benutzten Route werden von Postconducteuren begleitet, welche die bereits auf
der Tour bis Metz abgeschlossenen Briefbeutel für jede Station überbringen;
auf den beiden andern Routen dagegen, auf denen sich die an das Ober.
Commando, die 4., 6. und 19. Infanterie-Division gerichtete Correspondenz
bewegt, coursiren ambulante Eisenbahnpostbureaus, in welchen die Beamten
erst während der Fahrt die Briefe nach den Bestimmungsorten sortiren und
zur Abgabe für jede Station bereit machen. Außer den erwähnten Spedi¬
tionsrouten besteht noch eine vierte für die an die deutsche Besatzung von
Belfort gerichtete Correspondenz, welche -- wie die für Elsaß bestimmten
Postsendungen -- auf das Eisenbahnpostbureau Ur. 23 Straßburg-Basel zur
Abweisung in Mühlhausen geleitet wird.

Zur Richtschnur bei dem Sortirgeschäfte dienen den ambulanten Beamten
genaue Tabellen, welche das Cantonnementsquartier eines jeden Truppen¬
theils nachweisen und auf Grund deren es möglich ist, auch diejenigen Feld¬
postbriefe, auf denen ein Bestimmungsort von dem Absender nicht angegeben
sein sollte, richtig und unverzögert an die Adressaten gelangen zu lassen.

Wenn hiernach die Reichs-Postverwaltung mit allen Mitteln bemüht ist,
in geistiger Beziehung eine möglichst vollkommene Verbindung der noch in
Frankreich befindlichen deutschen Truppen mit den Angehörigen in der Hei¬
math herzustellen und zu erhalten, so trägt sie durch die Einrichtung des
Packetbeförderungsdienstes zur Occupations-Armee nicht wenig dazu bei, auch
die materiellen Bedürfnisse eines jeden einzelnen Soldaten zu befriedigen. Wie
sehr von dieser, von der Reichs-Postverwaltung freiwillig übernommenen,
durch die allgemeine Feldpostdienstordnung nicht vorgeschriebenen Einrichtung
Gebrauch gemacht wird, geht daraus hervor, daß seit dem Friedensschlüsse,
also nach der Herausziehung des bei weitem größeren Theils der deutschen
Armee aus Frankreich, ungefähr 900,000 Packete, im Ganzen aber seit dem


Aus sämmtlichen Theilen des deutschen Reiches strömen die nach Frank¬
reich gerichteten Feldpostbriefe mit den gewöhnlichen Eisenbahnzügen und
Posten dem Ausgangspunkte Frankfurt a. M. zu; von hier nimmt ein be¬
sonderes Feldeisenbahnpostbureau seinen Anfang, welches die Feldpostsendungen
auf der Route Bingerbrück-Neunkirchen-Saarbrücken zunächst nach Metz be-
fördert. Letzterer Ort ist für den Postbetrieb der wichtigste Knotenpunkt:
denn es zweigen sich von demselben die drei hauptsächlichsten Postverkehrs-
routen ab, nämlich 1) über Diedenhofen, Longuyon, Charleville, Rethel nach
Reims; 2) über Frouard, Toul, Commercy, Bar-le-Duc, Blesme, Vitry-le-
Frcmeais, ClMons nach Epernay; 3) über Frouard, Nancy nach Epinal.
Die Posttransporte auf der ersten, hauptsächlich für die Beförderung der
weniger umfangreichen Postsendungen an die königlich bayrische 2. Division
benutzten Route werden von Postconducteuren begleitet, welche die bereits auf
der Tour bis Metz abgeschlossenen Briefbeutel für jede Station überbringen;
auf den beiden andern Routen dagegen, auf denen sich die an das Ober.
Commando, die 4., 6. und 19. Infanterie-Division gerichtete Correspondenz
bewegt, coursiren ambulante Eisenbahnpostbureaus, in welchen die Beamten
erst während der Fahrt die Briefe nach den Bestimmungsorten sortiren und
zur Abgabe für jede Station bereit machen. Außer den erwähnten Spedi¬
tionsrouten besteht noch eine vierte für die an die deutsche Besatzung von
Belfort gerichtete Correspondenz, welche — wie die für Elsaß bestimmten
Postsendungen — auf das Eisenbahnpostbureau Ur. 23 Straßburg-Basel zur
Abweisung in Mühlhausen geleitet wird.

Zur Richtschnur bei dem Sortirgeschäfte dienen den ambulanten Beamten
genaue Tabellen, welche das Cantonnementsquartier eines jeden Truppen¬
theils nachweisen und auf Grund deren es möglich ist, auch diejenigen Feld¬
postbriefe, auf denen ein Bestimmungsort von dem Absender nicht angegeben
sein sollte, richtig und unverzögert an die Adressaten gelangen zu lassen.

Wenn hiernach die Reichs-Postverwaltung mit allen Mitteln bemüht ist,
in geistiger Beziehung eine möglichst vollkommene Verbindung der noch in
Frankreich befindlichen deutschen Truppen mit den Angehörigen in der Hei¬
math herzustellen und zu erhalten, so trägt sie durch die Einrichtung des
Packetbeförderungsdienstes zur Occupations-Armee nicht wenig dazu bei, auch
die materiellen Bedürfnisse eines jeden einzelnen Soldaten zu befriedigen. Wie
sehr von dieser, von der Reichs-Postverwaltung freiwillig übernommenen,
durch die allgemeine Feldpostdienstordnung nicht vorgeschriebenen Einrichtung
Gebrauch gemacht wird, geht daraus hervor, daß seit dem Friedensschlüsse,
also nach der Herausziehung des bei weitem größeren Theils der deutschen
Armee aus Frankreich, ungefähr 900,000 Packete, im Ganzen aber seit dem


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[0360] Aus sämmtlichen Theilen des deutschen Reiches strömen die nach Frank¬ reich gerichteten Feldpostbriefe mit den gewöhnlichen Eisenbahnzügen und Posten dem Ausgangspunkte Frankfurt a. M. zu; von hier nimmt ein be¬ sonderes Feldeisenbahnpostbureau seinen Anfang, welches die Feldpostsendungen auf der Route Bingerbrück-Neunkirchen-Saarbrücken zunächst nach Metz be- fördert. Letzterer Ort ist für den Postbetrieb der wichtigste Knotenpunkt: denn es zweigen sich von demselben die drei hauptsächlichsten Postverkehrs- routen ab, nämlich 1) über Diedenhofen, Longuyon, Charleville, Rethel nach Reims; 2) über Frouard, Toul, Commercy, Bar-le-Duc, Blesme, Vitry-le- Frcmeais, ClMons nach Epernay; 3) über Frouard, Nancy nach Epinal. Die Posttransporte auf der ersten, hauptsächlich für die Beförderung der weniger umfangreichen Postsendungen an die königlich bayrische 2. Division benutzten Route werden von Postconducteuren begleitet, welche die bereits auf der Tour bis Metz abgeschlossenen Briefbeutel für jede Station überbringen; auf den beiden andern Routen dagegen, auf denen sich die an das Ober. Commando, die 4., 6. und 19. Infanterie-Division gerichtete Correspondenz bewegt, coursiren ambulante Eisenbahnpostbureaus, in welchen die Beamten erst während der Fahrt die Briefe nach den Bestimmungsorten sortiren und zur Abgabe für jede Station bereit machen. Außer den erwähnten Spedi¬ tionsrouten besteht noch eine vierte für die an die deutsche Besatzung von Belfort gerichtete Correspondenz, welche — wie die für Elsaß bestimmten Postsendungen — auf das Eisenbahnpostbureau Ur. 23 Straßburg-Basel zur Abweisung in Mühlhausen geleitet wird. Zur Richtschnur bei dem Sortirgeschäfte dienen den ambulanten Beamten genaue Tabellen, welche das Cantonnementsquartier eines jeden Truppen¬ theils nachweisen und auf Grund deren es möglich ist, auch diejenigen Feld¬ postbriefe, auf denen ein Bestimmungsort von dem Absender nicht angegeben sein sollte, richtig und unverzögert an die Adressaten gelangen zu lassen. Wenn hiernach die Reichs-Postverwaltung mit allen Mitteln bemüht ist, in geistiger Beziehung eine möglichst vollkommene Verbindung der noch in Frankreich befindlichen deutschen Truppen mit den Angehörigen in der Hei¬ math herzustellen und zu erhalten, so trägt sie durch die Einrichtung des Packetbeförderungsdienstes zur Occupations-Armee nicht wenig dazu bei, auch die materiellen Bedürfnisse eines jeden einzelnen Soldaten zu befriedigen. Wie sehr von dieser, von der Reichs-Postverwaltung freiwillig übernommenen, durch die allgemeine Feldpostdienstordnung nicht vorgeschriebenen Einrichtung Gebrauch gemacht wird, geht daraus hervor, daß seit dem Friedensschlüsse, also nach der Herausziehung des bei weitem größeren Theils der deutschen Armee aus Frankreich, ungefähr 900,000 Packete, im Ganzen aber seit dem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/360>, abgerufen am 22.07.2024.