Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.habe. Burton ging nach England, um sich hier, wie er erklärte, durch die Diesem Bestreben verdankt neben Anderem die erwähnte Broschüre, wenn Um nun auf den thatsächlichen Inhalt der Broschüre zu kommen, so Grenzboten II. 1872. 44
habe. Burton ging nach England, um sich hier, wie er erklärte, durch die Diesem Bestreben verdankt neben Anderem die erwähnte Broschüre, wenn Um nun auf den thatsächlichen Inhalt der Broschüre zu kommen, so Grenzboten II. 1872. 44
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habe. Burton ging nach England, um sich hier, wie er erklärte, durch die
Presse Recht zu verschaffen.
Diesem Bestreben verdankt neben Anderem die erwähnte Broschüre, wenn
wir nicht sehr irren, ihren Ursprung. Indem Burton darin als einziger Protector
des neu erwachenden Christenthums in Syrien, namentlich des römischen
Katholicismus, hingestellt und gepriesen wird, sollen wohl nicht blos seine Ver¬
dienste an sich hervorgehoben, sondern allem Anschein nach auch die Katholiken
Englands für seine Sache gewonnen werden; in der gleichzeitigen Verherrlichung
des römischen Katholicismus ist vielleicht auch die Hand der Frau Burton zu er-
kennen, die der extrem-ultramontanen Partei angehört. Wenn sonach diese englische
Schrift in erster Linie eine rein persönliche Tendenz hat und jedenfalls nur
Hand in Hand damit bezweckt, der römisch-katholischen Kirche förderlich zu
sein, so ist Letzteres ausschließlich der Fall bei der daraus extraHirten deutschen
Broschüre, welche ganz augenscheinlich lediglich der Absicht entsprungen ist,
für den Ultramontanismus zu wirken. Die Lobpreisungen Burtons finden
sich zwar auch in ihr wieder, allein sie sind gewiß nur als ein Theil des
Ganzen aus der fremden Schrift mit herübergenommen worden, ohne daß der
deutsche Bearbeiter damit einen bestimmten Zweck vor Augen gehabt hätte; denn
ich darf annehmen, daß die oben dargelegten Verhältnisse Burtons ihm fremd
gewesen sind. Und daß etwa Burton selbst die deutsche Arbeit hervorge¬
rufen, erscheint bei der Lage der Dinge nicht wohl denkbar.
Um nun auf den thatsächlichen Inhalt der Broschüre zu kommen, so
steht es außer Zweifel, daß seit etwa drei Jahren sich in Syrien Anfänge einer
Bewegung nach dem Christenthum hin unter den Muhamedanern gezeigt haben.
Das darf nicht Wunder nehmen. Denn die Zeit des Islam ist vorüber; er vermag
der Einwirkung der modernen christlichen Anschauungen, der christlichen Civili¬
sation des Occidents nicht zu widerstehen. Wie das Reich der Türken, sein be-
deutendster politischer Repräsentant, einem unheilbar „kranken Manne" gleich,
wenn auch langsam, dahin siecht, so geht er auch im Innern seiner Auflösung
entgegen; untrügliche Symptome zeigen dem aufmerksamen Beobachter den
Verfall der Religion des Propheten und nicht das schwächste dieser Symptome
ist das unter den Moslemin aufblühende Sectenwesen. Da es nun vorzugs¬
weise christliche Ideen sind, die sich auf diese Weise unter den Mohammedanern
Geltung zu verschaffen suchen, so kann es nicht befremden, wenn bei Manchen
derselben, bei den zum Extrem geneigten Naturen, auch der Gedanke Platz ge¬
griffen hat, direct zum Christenthum«! überzutreten. Diese Richtung har in¬
dessen bisher nur spärliche Vertreter gefunden. Förmliche Uebertritte zum
Christenthum sind, bis auf einen einzigen, auf welchen wir später zurückkommen,
in Syrien noch nicht erfolgt. Die christliche Bewegung im Lande ist über
die ersten Anfänge hinaus noch nicht gelangt. Von großartigen Dimensionen,
Grenzboten II. 1872. 44
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