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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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ihm abgehangen, sich zur Anwesenheit bei dieser Versammlung zu entschließen
oder nicht. Uebrigens wüßte er (merken wir uns, das für die Beurtheilung
ähnlicher Aeußerungen des Generalrathes), daß es für den Rath Regel sei,
alle Mitglieder als Unterzeichner seiner Erlasse zu betrachten, gleichviel ob sie
zugegen oder abwesend seien, und Herr Lueraft, weit entfernt davon, diese
Regel zu mißbilligen, habe bei andern Gelegenheiten sich eifrig bemüht, Ver¬
letzungen derselben zu hindern. In jener Sitzung vom 23. Mai habe er von
freien Stücken erklärt, daß "die Pariser Commune sich seine volle Sympathie
erworben." Endlich habe er sich in der Sitzung vom 25. Juni genöthigt ge¬
sehen, einzugestehen, daß er die Adresse, gegen die er protestirt, gar nicht nach
ihrem Wortlaute gelesen habe, und daß das, was ihn zur Ablehnung der¬
selben bewogen, einfach darin bestanden habe, was er von der Sache in ver¬
schiedenen Zeitungen gefunden.

Auch Odger hatte das Manifest getadelt, obwohl sein Name gleichfalls
sich unter den Unterzeichnern befand, und er hatte überdies wie Lueraft er¬
klärt, daß er aufgehört, zu dem Generalrathe zu zählen. Hales schloß seinen
Brief an die "Daily News" mit der Bemerkung, die beiden Austrittserklär¬
ungen seien einstimmig angenommen worden.

Dieser Zank dauerte dann noch eine Weile fort. Wir beschäftigen uns
aber mit demselben nicht weiter.

Es bleibt dabei, daß die obersten Chefs der Internationale die Grund¬
sätze der Pariser Commune entschieden, ja wir dürfen sagen, mit Leidenschaft
gutgeheißen, daß sie alle Verbrechen derselben gebilligt, daß sie es für nützlich
gehalten haben, durch ein officielles Schriftstück die Billigung ihres Bundes
kundzugeben. Als sie dann sahen, welchen tiefen Abscheu ihre Verherrlichung
von Mördern und ihre Heiligsprechung von Brandstiftern der ungeheuren
Mehrheit des Puvlicums einflößte, bedauerten einige von ihnen, ihrer ersten
Regung nachgegeben zu haben und suchten sich von einer Genossenschaft zu
trennen, die allerdings zahlreich und mächtig, aber fortan ein Gegenstand der
Verwünschung aller rechtschaffenen Leute war.

Wir haben, vorzugsweise nach Villetard, die Gefahren gezeigt, mit denen
die Internationale die Gesellschaft bedroht. Zum Schlüsse betrachten wir
mit demselben Schriftsteller in der Kürze die Widerstandsmittel, die sich gegen
diese Gefahren bieten.

Wir glauben hier zunächst vor Ueberschätzung der Gefahr warnen zu
müssen. Mit Recht sagt Villetard. daß es im Kriege nicht so sehr auf die
Zahl des Feindes, als auf die Tüchtigkeit seiner Soldaten und auf die Ge-
schicklichkeit der Führer derselben ankommt. Die zweite Hälfte des letzten
Krieges hat diese Wahrheit mit Beispielen belegt, die an Beweiskraft nichts
zu wünschen übrig lassen. Nun aber wollen die Soldaten der Internationale


ihm abgehangen, sich zur Anwesenheit bei dieser Versammlung zu entschließen
oder nicht. Uebrigens wüßte er (merken wir uns, das für die Beurtheilung
ähnlicher Aeußerungen des Generalrathes), daß es für den Rath Regel sei,
alle Mitglieder als Unterzeichner seiner Erlasse zu betrachten, gleichviel ob sie
zugegen oder abwesend seien, und Herr Lueraft, weit entfernt davon, diese
Regel zu mißbilligen, habe bei andern Gelegenheiten sich eifrig bemüht, Ver¬
letzungen derselben zu hindern. In jener Sitzung vom 23. Mai habe er von
freien Stücken erklärt, daß „die Pariser Commune sich seine volle Sympathie
erworben." Endlich habe er sich in der Sitzung vom 25. Juni genöthigt ge¬
sehen, einzugestehen, daß er die Adresse, gegen die er protestirt, gar nicht nach
ihrem Wortlaute gelesen habe, und daß das, was ihn zur Ablehnung der¬
selben bewogen, einfach darin bestanden habe, was er von der Sache in ver¬
schiedenen Zeitungen gefunden.

Auch Odger hatte das Manifest getadelt, obwohl sein Name gleichfalls
sich unter den Unterzeichnern befand, und er hatte überdies wie Lueraft er¬
klärt, daß er aufgehört, zu dem Generalrathe zu zählen. Hales schloß seinen
Brief an die „Daily News" mit der Bemerkung, die beiden Austrittserklär¬
ungen seien einstimmig angenommen worden.

Dieser Zank dauerte dann noch eine Weile fort. Wir beschäftigen uns
aber mit demselben nicht weiter.

Es bleibt dabei, daß die obersten Chefs der Internationale die Grund¬
sätze der Pariser Commune entschieden, ja wir dürfen sagen, mit Leidenschaft
gutgeheißen, daß sie alle Verbrechen derselben gebilligt, daß sie es für nützlich
gehalten haben, durch ein officielles Schriftstück die Billigung ihres Bundes
kundzugeben. Als sie dann sahen, welchen tiefen Abscheu ihre Verherrlichung
von Mördern und ihre Heiligsprechung von Brandstiftern der ungeheuren
Mehrheit des Puvlicums einflößte, bedauerten einige von ihnen, ihrer ersten
Regung nachgegeben zu haben und suchten sich von einer Genossenschaft zu
trennen, die allerdings zahlreich und mächtig, aber fortan ein Gegenstand der
Verwünschung aller rechtschaffenen Leute war.

Wir haben, vorzugsweise nach Villetard, die Gefahren gezeigt, mit denen
die Internationale die Gesellschaft bedroht. Zum Schlüsse betrachten wir
mit demselben Schriftsteller in der Kürze die Widerstandsmittel, die sich gegen
diese Gefahren bieten.

Wir glauben hier zunächst vor Ueberschätzung der Gefahr warnen zu
müssen. Mit Recht sagt Villetard. daß es im Kriege nicht so sehr auf die
Zahl des Feindes, als auf die Tüchtigkeit seiner Soldaten und auf die Ge-
schicklichkeit der Führer derselben ankommt. Die zweite Hälfte des letzten
Krieges hat diese Wahrheit mit Beispielen belegt, die an Beweiskraft nichts
zu wünschen übrig lassen. Nun aber wollen die Soldaten der Internationale


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/227>, abgerufen am 22.07.2024.