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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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der Vendome-Säule betrifft, so hoffe ich sehr, einmal selbst Handreichung thun
zu können bei dem Umsturz gewisser Denkmäler, welche eine Schmach des
Westends von London sind. Ich werde die Paläste nicht zerstören, nein, son¬
dern möchte sie in Wohnungen für die Armen verwandeln. Es gibt der Art
noch mehr zu thun, ich würde z. B. die Kirchen in Clubhäuser für die So¬
cialdemokraten verwandeln."

Die Citate, welche wir gebracht haben, und denen wir noch eine große
Anzahl anderer folgen lassen könnten, werden hinreichen, den wahren inner¬
sten Gedanken der Internationale in Bezug auf die Pariser Commune zu
zeigen. Wir dürfen nach denselben mit aller Bestimmtheit annehmen, daß
der Bund auch die Verbrechen in der Ordnung fand, mit welcher die Com¬
mune ihre Herrschaft begann und beschloß. Indeß dürfte man uns einwerfen,
daß die oder jene Section, das oder jenes Blatt des Bundes nicht berechtigt
gewesen, im Namen des ganzen internationalen Arbeiterbundes zu sprechen.
Man könnte sagen, die Redaction der "Egalite'" allein ist verantwortlich für
das, was sie in ihrem Blatte druckt, und es ist die höchste Ungerechtigkeit,
eine Gesellschaft von mehreren Hunderttausenden von Mitgliedern für die Aus¬
lassungen von Rednern verantwortlich machen zu wollen, die nichts als Indi¬
vidualitäten ohne Mandat sind. Aber unglücklicherweise kann die Interna¬
tionale derartige Argumente nicht für sich ins Feld führen; denn ihre aller-
legitimsten Vertreter, die Mitglieder des Generalrathes in London, die, wie
wir wissen, von den Delegirten aller auf dem letzten Congreß vertretenen
Sectionen des Bundes erwählt sind, haben in einer gemeinsamen Ansprache
ihre Meinung über die Ereignisse, die vom März bis zum Mai 1871 in
Paris stattfanden, kundgemacht, und diese Meinung ist eine durchgehende
Billigung der Mordbrennerei und der Niedermetzelung der Geißeln, mit denen
die Commune ihr Treiben krönte.

Wir haben in Ur. 30 des vor. Jahrgangs dieses Blattes eine ausführ¬
liche Analyse dieses lehrreichen Actenstückes gegeben. Es sei gestattet, aus
demselben, welches offenbar aus der Feder von Marx geflossen ist, zwei be¬
zeichnende Stellen wörtlich mitzutheilen.

"Das Paris der Arbeiter hat in dem Act seiner Selbstopferung im Feuer
auch seine Monumente und Paläste in Flammen aufgehen lassen, damit seine
Besieger, welche den lebendigen Leib des Proletariats zerfleischt haben, nicht
mehr die Hoffnung hätten, triumphirend einzuziehen in die unversehrte Archi¬
tektur ihrer Wohnungen. Wenn die Handlungen der Pariser Arbeiter Van-
dalismus gewesen sind, so war es der Wandalismus der Verzweiflung und
nicht der des Triumphs, nicht der, dessen sich die Christen in Betreff der un¬
schätzbaren Schätze des heidnischen Alterthums schuldig gemacht haben." --
"Der wahre Mörder des Erzbischofs Darboy ist Thiers. Die Commune


Gmizbotm I. 1872. 28

der Vendome-Säule betrifft, so hoffe ich sehr, einmal selbst Handreichung thun
zu können bei dem Umsturz gewisser Denkmäler, welche eine Schmach des
Westends von London sind. Ich werde die Paläste nicht zerstören, nein, son¬
dern möchte sie in Wohnungen für die Armen verwandeln. Es gibt der Art
noch mehr zu thun, ich würde z. B. die Kirchen in Clubhäuser für die So¬
cialdemokraten verwandeln."

Die Citate, welche wir gebracht haben, und denen wir noch eine große
Anzahl anderer folgen lassen könnten, werden hinreichen, den wahren inner¬
sten Gedanken der Internationale in Bezug auf die Pariser Commune zu
zeigen. Wir dürfen nach denselben mit aller Bestimmtheit annehmen, daß
der Bund auch die Verbrechen in der Ordnung fand, mit welcher die Com¬
mune ihre Herrschaft begann und beschloß. Indeß dürfte man uns einwerfen,
daß die oder jene Section, das oder jenes Blatt des Bundes nicht berechtigt
gewesen, im Namen des ganzen internationalen Arbeiterbundes zu sprechen.
Man könnte sagen, die Redaction der „Egalite'" allein ist verantwortlich für
das, was sie in ihrem Blatte druckt, und es ist die höchste Ungerechtigkeit,
eine Gesellschaft von mehreren Hunderttausenden von Mitgliedern für die Aus¬
lassungen von Rednern verantwortlich machen zu wollen, die nichts als Indi¬
vidualitäten ohne Mandat sind. Aber unglücklicherweise kann die Interna¬
tionale derartige Argumente nicht für sich ins Feld führen; denn ihre aller-
legitimsten Vertreter, die Mitglieder des Generalrathes in London, die, wie
wir wissen, von den Delegirten aller auf dem letzten Congreß vertretenen
Sectionen des Bundes erwählt sind, haben in einer gemeinsamen Ansprache
ihre Meinung über die Ereignisse, die vom März bis zum Mai 1871 in
Paris stattfanden, kundgemacht, und diese Meinung ist eine durchgehende
Billigung der Mordbrennerei und der Niedermetzelung der Geißeln, mit denen
die Commune ihr Treiben krönte.

Wir haben in Ur. 30 des vor. Jahrgangs dieses Blattes eine ausführ¬
liche Analyse dieses lehrreichen Actenstückes gegeben. Es sei gestattet, aus
demselben, welches offenbar aus der Feder von Marx geflossen ist, zwei be¬
zeichnende Stellen wörtlich mitzutheilen.

„Das Paris der Arbeiter hat in dem Act seiner Selbstopferung im Feuer
auch seine Monumente und Paläste in Flammen aufgehen lassen, damit seine
Besieger, welche den lebendigen Leib des Proletariats zerfleischt haben, nicht
mehr die Hoffnung hätten, triumphirend einzuziehen in die unversehrte Archi¬
tektur ihrer Wohnungen. Wenn die Handlungen der Pariser Arbeiter Van-
dalismus gewesen sind, so war es der Wandalismus der Verzweiflung und
nicht der des Triumphs, nicht der, dessen sich die Christen in Betreff der un¬
schätzbaren Schätze des heidnischen Alterthums schuldig gemacht haben." —
„Der wahre Mörder des Erzbischofs Darboy ist Thiers. Die Commune


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[0225] der Vendome-Säule betrifft, so hoffe ich sehr, einmal selbst Handreichung thun zu können bei dem Umsturz gewisser Denkmäler, welche eine Schmach des Westends von London sind. Ich werde die Paläste nicht zerstören, nein, son¬ dern möchte sie in Wohnungen für die Armen verwandeln. Es gibt der Art noch mehr zu thun, ich würde z. B. die Kirchen in Clubhäuser für die So¬ cialdemokraten verwandeln." Die Citate, welche wir gebracht haben, und denen wir noch eine große Anzahl anderer folgen lassen könnten, werden hinreichen, den wahren inner¬ sten Gedanken der Internationale in Bezug auf die Pariser Commune zu zeigen. Wir dürfen nach denselben mit aller Bestimmtheit annehmen, daß der Bund auch die Verbrechen in der Ordnung fand, mit welcher die Com¬ mune ihre Herrschaft begann und beschloß. Indeß dürfte man uns einwerfen, daß die oder jene Section, das oder jenes Blatt des Bundes nicht berechtigt gewesen, im Namen des ganzen internationalen Arbeiterbundes zu sprechen. Man könnte sagen, die Redaction der „Egalite'" allein ist verantwortlich für das, was sie in ihrem Blatte druckt, und es ist die höchste Ungerechtigkeit, eine Gesellschaft von mehreren Hunderttausenden von Mitgliedern für die Aus¬ lassungen von Rednern verantwortlich machen zu wollen, die nichts als Indi¬ vidualitäten ohne Mandat sind. Aber unglücklicherweise kann die Interna¬ tionale derartige Argumente nicht für sich ins Feld führen; denn ihre aller- legitimsten Vertreter, die Mitglieder des Generalrathes in London, die, wie wir wissen, von den Delegirten aller auf dem letzten Congreß vertretenen Sectionen des Bundes erwählt sind, haben in einer gemeinsamen Ansprache ihre Meinung über die Ereignisse, die vom März bis zum Mai 1871 in Paris stattfanden, kundgemacht, und diese Meinung ist eine durchgehende Billigung der Mordbrennerei und der Niedermetzelung der Geißeln, mit denen die Commune ihr Treiben krönte. Wir haben in Ur. 30 des vor. Jahrgangs dieses Blattes eine ausführ¬ liche Analyse dieses lehrreichen Actenstückes gegeben. Es sei gestattet, aus demselben, welches offenbar aus der Feder von Marx geflossen ist, zwei be¬ zeichnende Stellen wörtlich mitzutheilen. „Das Paris der Arbeiter hat in dem Act seiner Selbstopferung im Feuer auch seine Monumente und Paläste in Flammen aufgehen lassen, damit seine Besieger, welche den lebendigen Leib des Proletariats zerfleischt haben, nicht mehr die Hoffnung hätten, triumphirend einzuziehen in die unversehrte Archi¬ tektur ihrer Wohnungen. Wenn die Handlungen der Pariser Arbeiter Van- dalismus gewesen sind, so war es der Wandalismus der Verzweiflung und nicht der des Triumphs, nicht der, dessen sich die Christen in Betreff der un¬ schätzbaren Schätze des heidnischen Alterthums schuldig gemacht haben." — „Der wahre Mörder des Erzbischofs Darboy ist Thiers. Die Commune Gmizbotm I. 1872. 28

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/225>, abgerufen am 22.07.2024.