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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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kracht dessen ferner, daß die von der Pariser Commune vom ersten bis zum
letzten Tage ihrer Herrschaft vollzogenen Acte im eminenten Sinne politische
und sociale Acte sind, die theils die bis dahin existirenden Ungleichheiten be¬
seitigen, theils die Aera der Gerechtigkeit in die politische und sociale Orga¬
nisation einführen sollten, und daß, wenn zur Beseitigung dieser Ungleich¬
heiten und zur Geltendmachung des Rechtes die Pariser Commune an die
Gewalt appellirt, dies nur deshalb geschieht, weil die ewigen Feinde des
Rechts und der Gerechtigkeit selbst den Kampf auf das Gebiet der Gewalt
gespielt haben, und weil überdies nach wiederholten fruchtlosen Schritten
bei der angreifenden Macht es für Niemand einem Zweifel unterliegt, daß
allein die Gewalt die Reaction genöthigt haben würde, den gerechten An¬
sprüchen der Pariser Commune nachzugeben, in Anbetracht dessen endlich, daß
unter diesen Umständen die Meuchelmörder offenbar nicht auf Seiten derer
zu suchen sind, welche das Recht, die gesunden Grundsätze, die Gerechtigkeit
und die Freiheit vertheidigen, sondern auf Seiten derer, welche nicht anstehen,
sich zur Erstickung der Ansprüche auf Schadloshaltung der schändlichsten und
äußersten Mittel zu bedienen, protestirt der Congreß des internationalen Ar¬
beiterbundes auf das Entschiedenste gegen die verleumderischen Anschuldigungen
.und niederträchtigen Aufreizungen, die von dem Herrn Dumortier ausgehen,
ruft er feierlich der Pariser Commune, die für den Augenblick besiegt ist, Bei¬
fall zu und erkennt er an, daß sie sich um die ganze Menschheit wohlverdient
gemacht hat, und daß diejenigen, welche für sie gekämpft haben, ein Anrecht
auf die Hochachtung und das Mitgefühl aller Männer von Herz besitzen."

In Genf hatte zwei Tage vor dem Eindringen der Versailler Truppen
in Paris eine Versammlung von Anhängern der Internationale eine Adresse
an die Pariser Commune beschlossen, in welcher man erklärte, daß dieselbe
"die wirthschaftlichen Bestrebungen der Arbeiterclasse" ausdrücke, und daß,
"da die Arbeiter durch eine so weitverbreitete Organisation wie die Interna¬
tionale vereinigt seien, der Triumph ihrer Sache gesichert sei." Als Paris
wieder genommen war, verhehlte die "Egalite", das Organ der Unterzeichner
dieser Adresse, die Bewund/rung nicht, welche ihr die Verbrechen einflößten,
mit denen ihre Freunde ihr Werk gekrönt hatten. "Das Volk" habe, so ver¬
kündete dieses Blatt, mit der Verbrennung der Pariser Prachtbauten "die
Denkmale der Barbarei und die Heiligthümer der monarchischen Prostitution
vernichtet." Dann hieß es in dem Artikel weiter:

"In dem Augenblicke, wo unsere Brüder und Schwestern in den Flam¬
men umkommen, gezwungen, sich gegen die Raubgesellen von Versailles zu
vertheidigen und ihr Versprechen zu halten, lieber sich unter den Trümmern
ihrer Freiheit zu begraben als sich von den Chouans ermorden zu lassen, in
dem Augenblicke, wo die zu Grunde gehen, welche uns die Liebsten auf Erden


kracht dessen ferner, daß die von der Pariser Commune vom ersten bis zum
letzten Tage ihrer Herrschaft vollzogenen Acte im eminenten Sinne politische
und sociale Acte sind, die theils die bis dahin existirenden Ungleichheiten be¬
seitigen, theils die Aera der Gerechtigkeit in die politische und sociale Orga¬
nisation einführen sollten, und daß, wenn zur Beseitigung dieser Ungleich¬
heiten und zur Geltendmachung des Rechtes die Pariser Commune an die
Gewalt appellirt, dies nur deshalb geschieht, weil die ewigen Feinde des
Rechts und der Gerechtigkeit selbst den Kampf auf das Gebiet der Gewalt
gespielt haben, und weil überdies nach wiederholten fruchtlosen Schritten
bei der angreifenden Macht es für Niemand einem Zweifel unterliegt, daß
allein die Gewalt die Reaction genöthigt haben würde, den gerechten An¬
sprüchen der Pariser Commune nachzugeben, in Anbetracht dessen endlich, daß
unter diesen Umständen die Meuchelmörder offenbar nicht auf Seiten derer
zu suchen sind, welche das Recht, die gesunden Grundsätze, die Gerechtigkeit
und die Freiheit vertheidigen, sondern auf Seiten derer, welche nicht anstehen,
sich zur Erstickung der Ansprüche auf Schadloshaltung der schändlichsten und
äußersten Mittel zu bedienen, protestirt der Congreß des internationalen Ar¬
beiterbundes auf das Entschiedenste gegen die verleumderischen Anschuldigungen
.und niederträchtigen Aufreizungen, die von dem Herrn Dumortier ausgehen,
ruft er feierlich der Pariser Commune, die für den Augenblick besiegt ist, Bei¬
fall zu und erkennt er an, daß sie sich um die ganze Menschheit wohlverdient
gemacht hat, und daß diejenigen, welche für sie gekämpft haben, ein Anrecht
auf die Hochachtung und das Mitgefühl aller Männer von Herz besitzen."

In Genf hatte zwei Tage vor dem Eindringen der Versailler Truppen
in Paris eine Versammlung von Anhängern der Internationale eine Adresse
an die Pariser Commune beschlossen, in welcher man erklärte, daß dieselbe
„die wirthschaftlichen Bestrebungen der Arbeiterclasse" ausdrücke, und daß,
„da die Arbeiter durch eine so weitverbreitete Organisation wie die Interna¬
tionale vereinigt seien, der Triumph ihrer Sache gesichert sei." Als Paris
wieder genommen war, verhehlte die „Egalite", das Organ der Unterzeichner
dieser Adresse, die Bewund/rung nicht, welche ihr die Verbrechen einflößten,
mit denen ihre Freunde ihr Werk gekrönt hatten. „Das Volk" habe, so ver¬
kündete dieses Blatt, mit der Verbrennung der Pariser Prachtbauten „die
Denkmale der Barbarei und die Heiligthümer der monarchischen Prostitution
vernichtet." Dann hieß es in dem Artikel weiter:

„In dem Augenblicke, wo unsere Brüder und Schwestern in den Flam¬
men umkommen, gezwungen, sich gegen die Raubgesellen von Versailles zu
vertheidigen und ihr Versprechen zu halten, lieber sich unter den Trümmern
ihrer Freiheit zu begraben als sich von den Chouans ermorden zu lassen, in
dem Augenblicke, wo die zu Grunde gehen, welche uns die Liebsten auf Erden


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/222>, abgerufen am 22.07.2024.