Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.Zur Aesorm der Aechlstehre im deutschen Ueich. Bei der eminenten Wichtigkeit der unter diesem Titel angeregten Frage Längst ist zwar die Zeit vorüber, in welcher Bücher nur in Dom- oder Es giebt zunächst auch heute noch manche akademische Lehrer, welche, Grenzboten II. 1872. 26
Zur Aesorm der Aechlstehre im deutschen Ueich. Bei der eminenten Wichtigkeit der unter diesem Titel angeregten Frage Längst ist zwar die Zeit vorüber, in welcher Bücher nur in Dom- oder Es giebt zunächst auch heute noch manche akademische Lehrer, welche, Grenzboten II. 1872. 26
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Zur Aesorm der Aechlstehre im deutschen Ueich.
Bei der eminenten Wichtigkeit der unter diesem Titel angeregten Frage
hoffen wir auf Nachsicht, wenn wir uns noch einmal mit derselben beschäftigen.
Zwei Punkte möchten wir der Prüfung der Sachverständigen noch vorlegen:
die Einrichtung der juristischen Vorlesungen, und den Bildungs¬
grad der die Universität beziehenden Rechtshörer.
Längst ist zwar die Zeit vorüber, in welcher Bücher nur in Dom- oder
Kloster-Bibliotheken zu finden waren, wo die mündliche Lehre der nahezu
einzige Weg war, sich Bildung zu erwerben. Aber dennoch verräth die Ein¬
richtung unserer heutigen juristischen Vorlesungen kaum die Thatsache,
daß heutzutage eine unendliche Fülle gedruckter Bildungsmitrel Jedermann
zugänglich ist, vielmehr wird mit dem mündlichen Durchkauen von Unterrichts-
Material, welches dem Rechtshörer hundertmal besser gedruckt vorgelegt würde,
auf den Universitäten eine ungeheure Zeit verloren und tiefer gehenden di¬
daktischen Zwecken entzogen. Wir sind weit entfernt von der extremen An¬
sicht jener, welche seit Erfindung der Buchdruckerkunst die Universitäten über¬
haupt für überflüssig halten; denn kein Buch wird jemals die Macht des
freien Worts, den Einfluß der lebensvollen Individualität des Lehrers er¬
setzen, — aber andererseits darf man nicht die Unterstützung übersehen, welche
dem akademischen Lehrer durch die Buchdruckerkunst geboten wird. Wenn
wir, was wir beabsichtigen, in den kurzen Satz fassen: „Vieles druckt man
besser, als man sagt, und Vieles sagt man besser, als man druckt," so wird
uns gewiß jeder erfahrene Docent bestimmen. Auf eine richtige Combination
der Vortheile des gedruckten mit dem gesprochenen Worte kommt es an; wie
diese nun zu bewerkstelligen sei, finden wir auf dem Wege der Kritik der
üblichen Lehrmethoden. Wir haben uns also zu fragen, wie werden heute
die akademischen Vorträge auf den verschiedenen deutschen Universitäten ge¬
halten? Wir unterscheiden folgende Methoden.
Es giebt zunächst auch heute noch manche akademische Lehrer, welche,
abgesehen von hie und da eingestreuten Bemerkungen, Alles, was sie vorbringen,
in die Feder dictiren. Diese, in gleicher Meise die Vortheile der Buch¬
druckerkunst wie des lebendigen Wortes ignorirenden Vorträge sind die
Grenzboten II. 1872. 26
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