ältesten Original-Denkmälern der Druckerkunst aller Art, enthält an Zeug¬ drucken, Metallschnitten, Holzschnitten, Spielkarten, Schrotblättern, Teig¬ drucken, Kupferstichen und typographischen Werken zusammen 833 Nummern. Alles Aehnliche, was in den großen öffentlichen und Privat-Sammlungen Deutschlands und des Auslandes von derartigen Blättern vorhanden, ist -- wenngleich sehr wichtig und werthvoll -- nur klein im Verhältniß zu dieser Sammlung. T. O. Weigel wurde bei seinem Bestreben durch sein Berufsge¬ schäft, durch seine weit verbreiteten Verbindungen, durch glückliche Zufälle und den Umstand unterstützt, daß er nur sehr wenig Concurrenten hatte. Ueber- dies sammelt ein Privatmann, welcher über seine Entschließungen und Mittel völlig frei disponiren kann, stets viel leichter als Beamte von öffentlichen Sammlungen. Daher ist dem Besitzer gelungen zu erreichen, was vorher un¬ möglich schien. Weigel besitzt z. B. 149 Schrotblätter (Kravures en maniöriz eiidles), 19 verschiedene Ausgaben der ^rs moriönäi, ein vollständiges Exem¬ plar der ersten lateinischen Ausgabe der Biblia pauxerum von 40 Tafeln (Ur. 269), vier Spielkarten (Ur. 317) und mehrere andere Blätter vom Meister E. S., den Kupferstich Maria als Himmelskönigin vom Jahre 1451 vom Meister P. (Ur. 406), mehrere Blätter von Schongauer in vortrefflichen Ab¬ drücken, eine Passion in 30 Blättern vom Meister Johann v. Cöln (Ur. 425) und vieles Andere. Fast neun Zehntheile aller Blätter der ganzen Samm¬ lung dürften als Unica zu bezeichnen sein.
Die Sammlung beschränkt sich nur auf die älteste Zeit, geht im Allge¬ meinen nur bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, umfaßt also nur wenige Decennien. Sie enthält eben nur diejenigen Stücke, welche geeignet sind, über Erfindung, Ausbildung und Verbreitung der Druckerkunst Aufschluß zu geben, also die wichtigsten Bausteine für eine künftige auf Documente ge¬ gründete Geschichte der Druckerkunst. Daneben bietet sie aber auch viel werth¬ volles Material für die Ikonographie der Heiligen, Costümkunde, Kunstge¬ schichte und mehrere andere Gebiete der deutschen Culturgeschichte.
Der dermalige Besitzer wünscht lebhaft, daß seine Sammlung ungetheilt dem deutschen Vaterlande erhalten bleiben möchte. Er hat sie deshalb u. A. dem Berliner Museum um mäßigen Preis angeboten, ist damit jedoch abgewiesen worden.
Sie soll jetzt, wenn nicht eine andere öffentliche Sammlung oder, was kaum vorauszusehen ist, ein Privatmann sie im Ganzen erwerben sollte, am 27. Mai d. I. zur Auction kommen, und wird dann ohne Zweifel zum größten Theil ins Ausland gehen.
Die Verlagsbuchhandlung von T. O. Weigel hat einen sehr sauber aus¬ gestatteten 17 Bogen starken, mit 12 Facsimile-Abbildungen geschmückten höchst sorgfältig gearbeiteten Auctions-Eatalog ausgegeben, welcher, ein Aus-
ältesten Original-Denkmälern der Druckerkunst aller Art, enthält an Zeug¬ drucken, Metallschnitten, Holzschnitten, Spielkarten, Schrotblättern, Teig¬ drucken, Kupferstichen und typographischen Werken zusammen 833 Nummern. Alles Aehnliche, was in den großen öffentlichen und Privat-Sammlungen Deutschlands und des Auslandes von derartigen Blättern vorhanden, ist — wenngleich sehr wichtig und werthvoll — nur klein im Verhältniß zu dieser Sammlung. T. O. Weigel wurde bei seinem Bestreben durch sein Berufsge¬ schäft, durch seine weit verbreiteten Verbindungen, durch glückliche Zufälle und den Umstand unterstützt, daß er nur sehr wenig Concurrenten hatte. Ueber- dies sammelt ein Privatmann, welcher über seine Entschließungen und Mittel völlig frei disponiren kann, stets viel leichter als Beamte von öffentlichen Sammlungen. Daher ist dem Besitzer gelungen zu erreichen, was vorher un¬ möglich schien. Weigel besitzt z. B. 149 Schrotblätter (Kravures en maniöriz eiidles), 19 verschiedene Ausgaben der ^rs moriönäi, ein vollständiges Exem¬ plar der ersten lateinischen Ausgabe der Biblia pauxerum von 40 Tafeln (Ur. 269), vier Spielkarten (Ur. 317) und mehrere andere Blätter vom Meister E. S., den Kupferstich Maria als Himmelskönigin vom Jahre 1451 vom Meister P. (Ur. 406), mehrere Blätter von Schongauer in vortrefflichen Ab¬ drücken, eine Passion in 30 Blättern vom Meister Johann v. Cöln (Ur. 425) und vieles Andere. Fast neun Zehntheile aller Blätter der ganzen Samm¬ lung dürften als Unica zu bezeichnen sein.
Die Sammlung beschränkt sich nur auf die älteste Zeit, geht im Allge¬ meinen nur bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, umfaßt also nur wenige Decennien. Sie enthält eben nur diejenigen Stücke, welche geeignet sind, über Erfindung, Ausbildung und Verbreitung der Druckerkunst Aufschluß zu geben, also die wichtigsten Bausteine für eine künftige auf Documente ge¬ gründete Geschichte der Druckerkunst. Daneben bietet sie aber auch viel werth¬ volles Material für die Ikonographie der Heiligen, Costümkunde, Kunstge¬ schichte und mehrere andere Gebiete der deutschen Culturgeschichte.
Der dermalige Besitzer wünscht lebhaft, daß seine Sammlung ungetheilt dem deutschen Vaterlande erhalten bleiben möchte. Er hat sie deshalb u. A. dem Berliner Museum um mäßigen Preis angeboten, ist damit jedoch abgewiesen worden.
Sie soll jetzt, wenn nicht eine andere öffentliche Sammlung oder, was kaum vorauszusehen ist, ein Privatmann sie im Ganzen erwerben sollte, am 27. Mai d. I. zur Auction kommen, und wird dann ohne Zweifel zum größten Theil ins Ausland gehen.
Die Verlagsbuchhandlung von T. O. Weigel hat einen sehr sauber aus¬ gestatteten 17 Bogen starken, mit 12 Facsimile-Abbildungen geschmückten höchst sorgfältig gearbeiteten Auctions-Eatalog ausgegeben, welcher, ein Aus-
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ältesten Original-Denkmälern der Druckerkunst aller Art, enthält an Zeug¬
drucken, Metallschnitten, Holzschnitten, Spielkarten, Schrotblättern, Teig¬
drucken, Kupferstichen und typographischen Werken zusammen 833 Nummern.
Alles Aehnliche, was in den großen öffentlichen und Privat-Sammlungen
Deutschlands und des Auslandes von derartigen Blättern vorhanden, ist —
wenngleich sehr wichtig und werthvoll — nur klein im Verhältniß zu dieser
Sammlung. T. O. Weigel wurde bei seinem Bestreben durch sein Berufsge¬
schäft, durch seine weit verbreiteten Verbindungen, durch glückliche Zufälle und
den Umstand unterstützt, daß er nur sehr wenig Concurrenten hatte. Ueber-
dies sammelt ein Privatmann, welcher über seine Entschließungen und Mittel
völlig frei disponiren kann, stets viel leichter als Beamte von öffentlichen
Sammlungen. Daher ist dem Besitzer gelungen zu erreichen, was vorher un¬
möglich schien. Weigel besitzt z. B. 149 Schrotblätter (Kravures en maniöriz
eiidles), 19 verschiedene Ausgaben der ^rs moriönäi, ein vollständiges Exem¬
plar der ersten lateinischen Ausgabe der Biblia pauxerum von 40 Tafeln (Ur.
269), vier Spielkarten (Ur. 317) und mehrere andere Blätter vom Meister
E. S., den Kupferstich Maria als Himmelskönigin vom Jahre 1451 vom
Meister P. (Ur. 406), mehrere Blätter von Schongauer in vortrefflichen Ab¬
drücken, eine Passion in 30 Blättern vom Meister Johann v. Cöln (Ur. 425)
und vieles Andere. Fast neun Zehntheile aller Blätter der ganzen Samm¬
lung dürften als Unica zu bezeichnen sein.
Die Sammlung beschränkt sich nur auf die älteste Zeit, geht im Allge¬
meinen nur bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, umfaßt also nur
wenige Decennien. Sie enthält eben nur diejenigen Stücke, welche geeignet
sind, über Erfindung, Ausbildung und Verbreitung der Druckerkunst Aufschluß
zu geben, also die wichtigsten Bausteine für eine künftige auf Documente ge¬
gründete Geschichte der Druckerkunst. Daneben bietet sie aber auch viel werth¬
volles Material für die Ikonographie der Heiligen, Costümkunde, Kunstge¬
schichte und mehrere andere Gebiete der deutschen Culturgeschichte.
Der dermalige Besitzer wünscht lebhaft, daß seine Sammlung ungetheilt dem
deutschen Vaterlande erhalten bleiben möchte. Er hat sie deshalb u. A. dem
Berliner Museum um mäßigen Preis angeboten, ist damit jedoch abgewiesen
worden.
Sie soll jetzt, wenn nicht eine andere öffentliche Sammlung oder, was
kaum vorauszusehen ist, ein Privatmann sie im Ganzen erwerben sollte, am
27. Mai d. I. zur Auction kommen, und wird dann ohne Zweifel zum
größten Theil ins Ausland gehen.
Die Verlagsbuchhandlung von T. O. Weigel hat einen sehr sauber aus¬
gestatteten 17 Bogen starken, mit 12 Facsimile-Abbildungen geschmückten
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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/200>, abgerufen am 01.01.2025.
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