Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

liebe werden später noch abseits haben sterben müssen. Dieselben Auftritte
erneuerten sich Tags darauf, sie sind mir von zwei Opfern erzählt worden."

Der Bund konnte sich eine so schöne Gelegenheit, neue Recrutirungen
anzustellen, nicht entgehen lassen. So häuft er denn alle Mittel auf, die ihm
zur Verfügung stehen-.

"Wir trafen", so erzählt Eugene Hins in seinem Bericht weiterhin, "zu
Lize die Gesellen Atrien und Varlet, die von Verviers angekommen waren
und ganz tapfer unter den Augen der Gendarmen Berichte über die Arbeits¬
einstellung von Hodimont verkauften. Sie glaubten mit Grund, daß die bei
dieser Gelegenheit von den Arbeitern in Verviers eingenommene würdige Hal¬
tung einen glücklichen Einfluß auf die Arbeiter von Seraing üben werde."

Die Delegirten der Internationale von Lüttich und Brüssel hielten Rath
mit denen von Seraing und kamen zu dem Beschluß, daß man sich beeilen
müsse, eine Versammlung zu berufen:

"Eine beträchtliche Menschenmenge entsprach dieser Einladung. Der
Saal, welcher tausend bis zwölfhundert Personen fassen konnte, war gefüllt.
Die Gesellen Lepourger von Seraing. Hins und Atrien ergriffen das Wort
und zeigten den versammelten Arbeitern, nachdem sie sie verpflichtet, sich vor
der Repressiv" keine Blöße zu geben, daß sie nicht unthätig bleiben dürften,
sondern arbeiten müßten, um im Schoße der Internationale die Zukunft vor¬
zubereiten."

Andere Gesellen ergriffen dann das Wort, um im gleichen Sinne zu
sprechen, worauf "die Gesellen Hins und Lepourger die Puddler anfeuerten,
nicht von ihren gerechten Forderungen zu lassen, sich aber bemühten, von den
Bergleuten das Versprechen zu erhalten, daß sie am nächsten Tage zur Arbeit
zurückkehren wollten, um sich Mittel zur Unterstützung ihrer Brüder zu ver¬
schaffen. Wenn sie dabei insofern nicht vollständigen Erfolg hatten, als die
Arbeiter der Cockerill'schen Gruben erklärten, bei der Arbeitseinstellung be¬
harren zu wollen, so verpflichteten sich wenigstens die Arbeiter der übrigen
Kohlenschächte, am folgenden Tage zur Arbeit zurückzukehren. Wir haben
seitdem erfahren, daß sie ihre Zusage gehalten haben, ein sehr wichtiges Er¬
gebniß, da es die Arbeitseinstellung in gewisse Grenzen bannt."

Schon aus diesem Bericht des officiellen Blattes der internationalen Ge¬
nossenschaft läßt sich die Wahrheit deutlich herausfinden.

Die Arbeitseinstellung, ohne Zweifel von der Internationale angeschürt
und angeordnet, aber mit dem entschiedenen Plan, sie zu localisiren, um sie
aus leichte Weise aufrecht erhalten zu können, bricht in den Cockerill'schen
Werkstätten aus. Die Arbeiter in verschiedenen Kohlengruben von Seraing
verlassen ihre Arbeit ebenfalls, trotz des Wunsches der Internationale, welche
nicht zu viel hungrige Seelen auf einmal ernähren mag, da sie fürchtet, daß


liebe werden später noch abseits haben sterben müssen. Dieselben Auftritte
erneuerten sich Tags darauf, sie sind mir von zwei Opfern erzählt worden."

Der Bund konnte sich eine so schöne Gelegenheit, neue Recrutirungen
anzustellen, nicht entgehen lassen. So häuft er denn alle Mittel auf, die ihm
zur Verfügung stehen-.

„Wir trafen", so erzählt Eugene Hins in seinem Bericht weiterhin, „zu
Lize die Gesellen Atrien und Varlet, die von Verviers angekommen waren
und ganz tapfer unter den Augen der Gendarmen Berichte über die Arbeits¬
einstellung von Hodimont verkauften. Sie glaubten mit Grund, daß die bei
dieser Gelegenheit von den Arbeitern in Verviers eingenommene würdige Hal¬
tung einen glücklichen Einfluß auf die Arbeiter von Seraing üben werde."

Die Delegirten der Internationale von Lüttich und Brüssel hielten Rath
mit denen von Seraing und kamen zu dem Beschluß, daß man sich beeilen
müsse, eine Versammlung zu berufen:

„Eine beträchtliche Menschenmenge entsprach dieser Einladung. Der
Saal, welcher tausend bis zwölfhundert Personen fassen konnte, war gefüllt.
Die Gesellen Lepourger von Seraing. Hins und Atrien ergriffen das Wort
und zeigten den versammelten Arbeitern, nachdem sie sie verpflichtet, sich vor
der Repressiv» keine Blöße zu geben, daß sie nicht unthätig bleiben dürften,
sondern arbeiten müßten, um im Schoße der Internationale die Zukunft vor¬
zubereiten."

Andere Gesellen ergriffen dann das Wort, um im gleichen Sinne zu
sprechen, worauf „die Gesellen Hins und Lepourger die Puddler anfeuerten,
nicht von ihren gerechten Forderungen zu lassen, sich aber bemühten, von den
Bergleuten das Versprechen zu erhalten, daß sie am nächsten Tage zur Arbeit
zurückkehren wollten, um sich Mittel zur Unterstützung ihrer Brüder zu ver¬
schaffen. Wenn sie dabei insofern nicht vollständigen Erfolg hatten, als die
Arbeiter der Cockerill'schen Gruben erklärten, bei der Arbeitseinstellung be¬
harren zu wollen, so verpflichteten sich wenigstens die Arbeiter der übrigen
Kohlenschächte, am folgenden Tage zur Arbeit zurückzukehren. Wir haben
seitdem erfahren, daß sie ihre Zusage gehalten haben, ein sehr wichtiges Er¬
gebniß, da es die Arbeitseinstellung in gewisse Grenzen bannt."

Schon aus diesem Bericht des officiellen Blattes der internationalen Ge¬
nossenschaft läßt sich die Wahrheit deutlich herausfinden.

Die Arbeitseinstellung, ohne Zweifel von der Internationale angeschürt
und angeordnet, aber mit dem entschiedenen Plan, sie zu localisiren, um sie
aus leichte Weise aufrecht erhalten zu können, bricht in den Cockerill'schen
Werkstätten aus. Die Arbeiter in verschiedenen Kohlengruben von Seraing
verlassen ihre Arbeit ebenfalls, trotz des Wunsches der Internationale, welche
nicht zu viel hungrige Seelen auf einmal ernähren mag, da sie fürchtet, daß


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127543"/>
            <p xml:id="ID_462" prev="#ID_461"> liebe werden später noch abseits haben sterben müssen. Dieselben Auftritte<lb/>
erneuerten sich Tags darauf, sie sind mir von zwei Opfern erzählt worden."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_463"> Der Bund konnte sich eine so schöne Gelegenheit, neue Recrutirungen<lb/>
anzustellen, nicht entgehen lassen. So häuft er denn alle Mittel auf, die ihm<lb/>
zur Verfügung stehen-.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_464"> &#x201E;Wir trafen", so erzählt Eugene Hins in seinem Bericht weiterhin, &#x201E;zu<lb/>
Lize die Gesellen Atrien und Varlet, die von Verviers angekommen waren<lb/>
und ganz tapfer unter den Augen der Gendarmen Berichte über die Arbeits¬<lb/>
einstellung von Hodimont verkauften. Sie glaubten mit Grund, daß die bei<lb/>
dieser Gelegenheit von den Arbeitern in Verviers eingenommene würdige Hal¬<lb/>
tung einen glücklichen Einfluß auf die Arbeiter von Seraing üben werde."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_465"> Die Delegirten der Internationale von Lüttich und Brüssel hielten Rath<lb/>
mit denen von Seraing und kamen zu dem Beschluß, daß man sich beeilen<lb/>
müsse, eine Versammlung zu berufen:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_466"> &#x201E;Eine beträchtliche Menschenmenge entsprach dieser Einladung. Der<lb/>
Saal, welcher tausend bis zwölfhundert Personen fassen konnte, war gefüllt.<lb/>
Die Gesellen Lepourger von Seraing. Hins und Atrien ergriffen das Wort<lb/>
und zeigten den versammelten Arbeitern, nachdem sie sie verpflichtet, sich vor<lb/>
der Repressiv» keine Blöße zu geben, daß sie nicht unthätig bleiben dürften,<lb/>
sondern arbeiten müßten, um im Schoße der Internationale die Zukunft vor¬<lb/>
zubereiten."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_467"> Andere Gesellen ergriffen dann das Wort, um im gleichen Sinne zu<lb/>
sprechen, worauf &#x201E;die Gesellen Hins und Lepourger die Puddler anfeuerten,<lb/>
nicht von ihren gerechten Forderungen zu lassen, sich aber bemühten, von den<lb/>
Bergleuten das Versprechen zu erhalten, daß sie am nächsten Tage zur Arbeit<lb/>
zurückkehren wollten, um sich Mittel zur Unterstützung ihrer Brüder zu ver¬<lb/>
schaffen. Wenn sie dabei insofern nicht vollständigen Erfolg hatten, als die<lb/>
Arbeiter der Cockerill'schen Gruben erklärten, bei der Arbeitseinstellung be¬<lb/>
harren zu wollen, so verpflichteten sich wenigstens die Arbeiter der übrigen<lb/>
Kohlenschächte, am folgenden Tage zur Arbeit zurückzukehren. Wir haben<lb/>
seitdem erfahren, daß sie ihre Zusage gehalten haben, ein sehr wichtiges Er¬<lb/>
gebniß, da es die Arbeitseinstellung in gewisse Grenzen bannt."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_468"> Schon aus diesem Bericht des officiellen Blattes der internationalen Ge¬<lb/>
nossenschaft läßt sich die Wahrheit deutlich herausfinden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_469" next="#ID_470"> Die Arbeitseinstellung, ohne Zweifel von der Internationale angeschürt<lb/>
und angeordnet, aber mit dem entschiedenen Plan, sie zu localisiren, um sie<lb/>
aus leichte Weise aufrecht erhalten zu können, bricht in den Cockerill'schen<lb/>
Werkstätten aus. Die Arbeiter in verschiedenen Kohlengruben von Seraing<lb/>
verlassen ihre Arbeit ebenfalls, trotz des Wunsches der Internationale, welche<lb/>
nicht zu viel hungrige Seelen auf einmal ernähren mag, da sie fürchtet, daß</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0147] liebe werden später noch abseits haben sterben müssen. Dieselben Auftritte erneuerten sich Tags darauf, sie sind mir von zwei Opfern erzählt worden." Der Bund konnte sich eine so schöne Gelegenheit, neue Recrutirungen anzustellen, nicht entgehen lassen. So häuft er denn alle Mittel auf, die ihm zur Verfügung stehen-. „Wir trafen", so erzählt Eugene Hins in seinem Bericht weiterhin, „zu Lize die Gesellen Atrien und Varlet, die von Verviers angekommen waren und ganz tapfer unter den Augen der Gendarmen Berichte über die Arbeits¬ einstellung von Hodimont verkauften. Sie glaubten mit Grund, daß die bei dieser Gelegenheit von den Arbeitern in Verviers eingenommene würdige Hal¬ tung einen glücklichen Einfluß auf die Arbeiter von Seraing üben werde." Die Delegirten der Internationale von Lüttich und Brüssel hielten Rath mit denen von Seraing und kamen zu dem Beschluß, daß man sich beeilen müsse, eine Versammlung zu berufen: „Eine beträchtliche Menschenmenge entsprach dieser Einladung. Der Saal, welcher tausend bis zwölfhundert Personen fassen konnte, war gefüllt. Die Gesellen Lepourger von Seraing. Hins und Atrien ergriffen das Wort und zeigten den versammelten Arbeitern, nachdem sie sie verpflichtet, sich vor der Repressiv» keine Blöße zu geben, daß sie nicht unthätig bleiben dürften, sondern arbeiten müßten, um im Schoße der Internationale die Zukunft vor¬ zubereiten." Andere Gesellen ergriffen dann das Wort, um im gleichen Sinne zu sprechen, worauf „die Gesellen Hins und Lepourger die Puddler anfeuerten, nicht von ihren gerechten Forderungen zu lassen, sich aber bemühten, von den Bergleuten das Versprechen zu erhalten, daß sie am nächsten Tage zur Arbeit zurückkehren wollten, um sich Mittel zur Unterstützung ihrer Brüder zu ver¬ schaffen. Wenn sie dabei insofern nicht vollständigen Erfolg hatten, als die Arbeiter der Cockerill'schen Gruben erklärten, bei der Arbeitseinstellung be¬ harren zu wollen, so verpflichteten sich wenigstens die Arbeiter der übrigen Kohlenschächte, am folgenden Tage zur Arbeit zurückzukehren. Wir haben seitdem erfahren, daß sie ihre Zusage gehalten haben, ein sehr wichtiges Er¬ gebniß, da es die Arbeitseinstellung in gewisse Grenzen bannt." Schon aus diesem Bericht des officiellen Blattes der internationalen Ge¬ nossenschaft läßt sich die Wahrheit deutlich herausfinden. Die Arbeitseinstellung, ohne Zweifel von der Internationale angeschürt und angeordnet, aber mit dem entschiedenen Plan, sie zu localisiren, um sie aus leichte Weise aufrecht erhalten zu können, bricht in den Cockerill'schen Werkstätten aus. Die Arbeiter in verschiedenen Kohlengruben von Seraing verlassen ihre Arbeit ebenfalls, trotz des Wunsches der Internationale, welche nicht zu viel hungrige Seelen auf einmal ernähren mag, da sie fürchtet, daß

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/147
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/147>, abgerufen am 04.11.2024.