Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Frankreich knüpfen, Interessen, deren Verletzung als ein Attentat gegen die Hoffen wir, daß die Erkenntniß der Wichtigkeit der modernen Verkehrs¬ Angesichts dieser Transactionen und zur Charakterisirung des Unter¬ Frankreich knüpfen, Interessen, deren Verletzung als ein Attentat gegen die Hoffen wir, daß die Erkenntniß der Wichtigkeit der modernen Verkehrs¬ Angesichts dieser Transactionen und zur Charakterisirung des Unter¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0443" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192744"/> <p xml:id="ID_1622" prev="#ID_1621"> Frankreich knüpfen, Interessen, deren Verletzung als ein Attentat gegen die<lb/> Wohlfahrt der Völker, ja gegen den allgemeinen Culturfortschritt zu erachten<lb/> ist. Wie wir hören, hat die oberste Reichs-Postbehörde in B erim<lb/> den unberechtigten französischen Forderungen gegenüber Deutschlands Würde<lb/> mit enrschiedener Festigkeit gewahrt; sie hat Frankreichs Ansinnen: von dem<lb/> zu 40 Centimes projectirten Gesammtporto für die deutsch-französische Corre-<lb/> spondenz den Löwenantheil, nämlich 25 Centimes, an die französische Post,<lb/> aber nur 15 Centimes an Deutschland zu überweisen, als einen mit<lb/> dem völkerrechtlichen Grundsatze der Reciprocität unvereinbarer unbedingt<lb/> abgelehnt; und es fragt sich setzt, ob in dem acuten Stadium, in das die<lb/> Angelegenheit gelangt ist, ein den Anforderungen des Verkehrs entsprechender<lb/> moäus vivvnili sich noch wird vereinbaren lassen. Unzweifelhaft konnte die Reichs¬<lb/> post nicht zugeben, daß Frankreich sich aus den Taschen deutscher Korrespon¬<lb/> denten bereichere; die ultima, iativ, welche das General-Postamt in Berlin den<lb/> französischen Machthabern bereits entgegengehalten hat, würde schließlich nur<lb/> die sein: daß die für Frankreich bestimmte Post bis zur französischen Grenze<lb/> geschafft und, unter Abbruch der directen postalischen Beziehungen zwischen<lb/> Deutschland und Frankreich, letzterem überlassen würde, die Post weiterzube-<lb/> fördern; eine Situation, welche freilich an die dunkelsten Zeiten antediluvia-<lb/> nischer Verkehrspolitik erinnern würde, und welche offenbar Frankreichs unwür¬<lb/> dig ist. Iliaeos iutr» muros pvee^tur se «zxtr»,! Bei den jetzt in Paris durch<lb/> den Reichs-General-Postdirector Stephan fortgesetzten Verhandlungen soll<lb/> dem Vernehmen nach eine Einigung auf der Grundlage versucht werden, daß<lb/> man die Feststellung eines gemeinsamen internationalen Portosatzes und dessen<lb/> Theilung unter die Vertragsmächte aufgiebt und statt dessen jedem Staate<lb/> überläßt, seinen Postantheil selbst einzuziehen. Principiell hat die deutsche<lb/> PostVerwaltung hiergegen einen Einwand nicht erhoben; wie aber die fran¬<lb/> zösischen Correspondenten dabei fahren werden, ist unschwer zu errathen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1623"> Hoffen wir, daß die Erkenntniß der Wichtigkeit der modernen Verkehrs¬<lb/> bewegung und ihres Einflusses auf den nationalen Wohlstand gegenüber den<lb/> auf finanzielle Ausbeutung, d h. auf Verschlechterung eines so unentbehrlichen<lb/> Culturmittels, wie die Post, gerichteten Rückschrittsneigungen der französischen<lb/> Staatsmänner schließlich doch den Sieg davontrage. Den letzteren aber mag<lb/> das Wort ihres berühmten Landsmanns Renan zugerufen werden, der in<lb/> dem offenen Briefe an Strauß die beiden Nationen mahnt: leprenons<lb/> KouL öllLLmblö 1«s gi'Atlas 6t vrais vroolömös, los prodlömes<lb/> soeiaux, gut rösumvnt a-iusi: trouver uns Organisation i'ä.-<lb/> Uonölle et ÄUösi ^usto sue possible as 1'liumg,uit6!</p><lb/> <p xml:id="ID_1624" next="#ID_1625"> Angesichts dieser Transactionen und zur Charakterisirung des Unter¬<lb/> schiedes, welcher die deutschen und die französischen Bestrebungen kennzeichnet,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0443]
Frankreich knüpfen, Interessen, deren Verletzung als ein Attentat gegen die
Wohlfahrt der Völker, ja gegen den allgemeinen Culturfortschritt zu erachten
ist. Wie wir hören, hat die oberste Reichs-Postbehörde in B erim
den unberechtigten französischen Forderungen gegenüber Deutschlands Würde
mit enrschiedener Festigkeit gewahrt; sie hat Frankreichs Ansinnen: von dem
zu 40 Centimes projectirten Gesammtporto für die deutsch-französische Corre-
spondenz den Löwenantheil, nämlich 25 Centimes, an die französische Post,
aber nur 15 Centimes an Deutschland zu überweisen, als einen mit
dem völkerrechtlichen Grundsatze der Reciprocität unvereinbarer unbedingt
abgelehnt; und es fragt sich setzt, ob in dem acuten Stadium, in das die
Angelegenheit gelangt ist, ein den Anforderungen des Verkehrs entsprechender
moäus vivvnili sich noch wird vereinbaren lassen. Unzweifelhaft konnte die Reichs¬
post nicht zugeben, daß Frankreich sich aus den Taschen deutscher Korrespon¬
denten bereichere; die ultima, iativ, welche das General-Postamt in Berlin den
französischen Machthabern bereits entgegengehalten hat, würde schließlich nur
die sein: daß die für Frankreich bestimmte Post bis zur französischen Grenze
geschafft und, unter Abbruch der directen postalischen Beziehungen zwischen
Deutschland und Frankreich, letzterem überlassen würde, die Post weiterzube-
fördern; eine Situation, welche freilich an die dunkelsten Zeiten antediluvia-
nischer Verkehrspolitik erinnern würde, und welche offenbar Frankreichs unwür¬
dig ist. Iliaeos iutr» muros pvee^tur se «zxtr»,! Bei den jetzt in Paris durch
den Reichs-General-Postdirector Stephan fortgesetzten Verhandlungen soll
dem Vernehmen nach eine Einigung auf der Grundlage versucht werden, daß
man die Feststellung eines gemeinsamen internationalen Portosatzes und dessen
Theilung unter die Vertragsmächte aufgiebt und statt dessen jedem Staate
überläßt, seinen Postantheil selbst einzuziehen. Principiell hat die deutsche
PostVerwaltung hiergegen einen Einwand nicht erhoben; wie aber die fran¬
zösischen Correspondenten dabei fahren werden, ist unschwer zu errathen.
Hoffen wir, daß die Erkenntniß der Wichtigkeit der modernen Verkehrs¬
bewegung und ihres Einflusses auf den nationalen Wohlstand gegenüber den
auf finanzielle Ausbeutung, d h. auf Verschlechterung eines so unentbehrlichen
Culturmittels, wie die Post, gerichteten Rückschrittsneigungen der französischen
Staatsmänner schließlich doch den Sieg davontrage. Den letzteren aber mag
das Wort ihres berühmten Landsmanns Renan zugerufen werden, der in
dem offenen Briefe an Strauß die beiden Nationen mahnt: leprenons
KouL öllLLmblö 1«s gi'Atlas 6t vrais vroolömös, los prodlömes
soeiaux, gut rösumvnt a-iusi: trouver uns Organisation i'ä.-
Uonölle et ÄUösi ^usto sue possible as 1'liumg,uit6!
Angesichts dieser Transactionen und zur Charakterisirung des Unter¬
schiedes, welcher die deutschen und die französischen Bestrebungen kennzeichnet,
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