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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

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zahl seiner Werke vom "Nur^n as Unsinne" edirt zu sehen; für die Hand¬
lung selbst vielleicht nicht in allen, doch in sehr vielen Fällen auch lucrativ,
sich nur mit den besten Tonsetzern der Zeit in ununterbrochener Geschäftsver¬
verbindung zu wissen. So wurden denn die Kompositionen Spohr's, Fr.
Schneider's. Romberg's, Maurer's, Kalliwoda's, Rode's, Viotti's und viele
Werke von Beethoven, Ries, Weber, Cherubini, Hummel, Kuhlau, Hauptmann,
Klengel, Dancla, Jansen, Molique, Reißiger, Schumann u. s. f., sowie die
kostbaren Studienwerke von Bertini, Clementi, Cramer, A, F. Müller, Fio-
rillo, Kreutzer u. s. w, hier verlegt. Was aber dem Geschäfte zu ganz be¬
sonderer Ehre gereichte, das waren die großartigen Editionen der sämmtlichen
Jnstrumentalcomvositionen I. S. Bach's, der Quartette Haydn's, der Quin¬
tette, Quartette und Sonaten Mozart's, der Suiten Händel's und vieler Par¬
tituren bedeutender und umfangreicher Werke älterer und neuerer Zeit.

Das "Lüi-san 6v Nusique^, Hoffmeister und Kühnel, ging 1805 an
letzteren allein über, ward 1814 an C. F. Peters verkauft, gelangte nach
dessen Tode, 1828, in den Besitz von E. G. S. Böhme, ward von diesem
1866 der von ihm in Leipzig gegründeten Wohlthätigkeitsstiftung übergeben,
und von dieser 1860 von I. Friedländer in Berlin, der 1866 Dr.
M. Abraham als Theilnehmer aufnahm, erworben. Aus den vielen Wand¬
lungen, welche die Handlung im Hintergebäude des "Fürstenhauses" (Grim-
maische Straße 16, I.) in Leipzig in 70 Jahren erlebte, ist ihr schließlich die-
Verlagsbezeichnung Peters geblieben und unter derselben ist denn auch die
Edition Peters erschienen, die in jüngster Zeit so viel von sich reden machte.
Diese gegenwärtige Edition Peters ist nicht zu verwechseln mit den Editionen
des früheren "Lurean ac Unsinne." Sie ist vollständig eine Schöpfung der
etzigen sehr speculativen und thätigen Besitzer des Geschäftes. Die älteren
Verlagsartikel, so solid, gediegen und umfangreich, aber auch mit sehr ehren¬
werthen Preisen, werden gesondert behandelt und wohl kaum in neuerer Zeit
besonders vermehrt; wenigstens erhält jeder Tonsetzer der Gegenwart, sobald
er die Schwelle des Geschäftsheiligthums überschreitet, sofort die bündige Ver¬
sicherung, daß man vom Verlage moderner Werke längst vollständig abge¬
sehen habe. Die Hauptthätigkeit des Geschäftes wendet sich jetzt fast nur
solchen Tonsetzern zu, die vor mindestens 30 Jahren gestorben sind, und der
Herausgabe denkbar billigster Musikalien.

In einer Zeit, in der alle unabweisbaren Lebensbedürfnisse eine früher
ungeahnte Höhe erreicht haben, sind billige Bücher- und Notenausgaben
eine Nothwendigkeit geworden. Es hat lange gedauert, bis der Buchhandel
und gar erst der Musikalienhandel zu der Einsicht gelangten, daß wohlfeile
Bücher und Musikalien ein Bedürfniß sind, wie andere billige und wohlfeile
Dinge, und besonders in Leipzig hat man dies erst ziemlich spät erkannt.


zahl seiner Werke vom „Nur^n as Unsinne" edirt zu sehen; für die Hand¬
lung selbst vielleicht nicht in allen, doch in sehr vielen Fällen auch lucrativ,
sich nur mit den besten Tonsetzern der Zeit in ununterbrochener Geschäftsver¬
verbindung zu wissen. So wurden denn die Kompositionen Spohr's, Fr.
Schneider's. Romberg's, Maurer's, Kalliwoda's, Rode's, Viotti's und viele
Werke von Beethoven, Ries, Weber, Cherubini, Hummel, Kuhlau, Hauptmann,
Klengel, Dancla, Jansen, Molique, Reißiger, Schumann u. s. f., sowie die
kostbaren Studienwerke von Bertini, Clementi, Cramer, A, F. Müller, Fio-
rillo, Kreutzer u. s. w, hier verlegt. Was aber dem Geschäfte zu ganz be¬
sonderer Ehre gereichte, das waren die großartigen Editionen der sämmtlichen
Jnstrumentalcomvositionen I. S. Bach's, der Quartette Haydn's, der Quin¬
tette, Quartette und Sonaten Mozart's, der Suiten Händel's und vieler Par¬
tituren bedeutender und umfangreicher Werke älterer und neuerer Zeit.

Das „Lüi-san 6v Nusique^, Hoffmeister und Kühnel, ging 1805 an
letzteren allein über, ward 1814 an C. F. Peters verkauft, gelangte nach
dessen Tode, 1828, in den Besitz von E. G. S. Böhme, ward von diesem
1866 der von ihm in Leipzig gegründeten Wohlthätigkeitsstiftung übergeben,
und von dieser 1860 von I. Friedländer in Berlin, der 1866 Dr.
M. Abraham als Theilnehmer aufnahm, erworben. Aus den vielen Wand¬
lungen, welche die Handlung im Hintergebäude des „Fürstenhauses" (Grim-
maische Straße 16, I.) in Leipzig in 70 Jahren erlebte, ist ihr schließlich die-
Verlagsbezeichnung Peters geblieben und unter derselben ist denn auch die
Edition Peters erschienen, die in jüngster Zeit so viel von sich reden machte.
Diese gegenwärtige Edition Peters ist nicht zu verwechseln mit den Editionen
des früheren „Lurean ac Unsinne." Sie ist vollständig eine Schöpfung der
etzigen sehr speculativen und thätigen Besitzer des Geschäftes. Die älteren
Verlagsartikel, so solid, gediegen und umfangreich, aber auch mit sehr ehren¬
werthen Preisen, werden gesondert behandelt und wohl kaum in neuerer Zeit
besonders vermehrt; wenigstens erhält jeder Tonsetzer der Gegenwart, sobald
er die Schwelle des Geschäftsheiligthums überschreitet, sofort die bündige Ver¬
sicherung, daß man vom Verlage moderner Werke längst vollständig abge¬
sehen habe. Die Hauptthätigkeit des Geschäftes wendet sich jetzt fast nur
solchen Tonsetzern zu, die vor mindestens 30 Jahren gestorben sind, und der
Herausgabe denkbar billigster Musikalien.

In einer Zeit, in der alle unabweisbaren Lebensbedürfnisse eine früher
ungeahnte Höhe erreicht haben, sind billige Bücher- und Notenausgaben
eine Nothwendigkeit geworden. Es hat lange gedauert, bis der Buchhandel
und gar erst der Musikalienhandel zu der Einsicht gelangten, daß wohlfeile
Bücher und Musikalien ein Bedürfniß sind, wie andere billige und wohlfeile
Dinge, und besonders in Leipzig hat man dies erst ziemlich spät erkannt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/424>, abgerufen am 05.02.2025.