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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

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monenpapstes sind Schwester Lucy, von welcher er gleichfalls acht, Schwester
Eliza Nummer zwei, eine Engländerin, von der er fünf, Schwester Marga¬
ret, von der er 4 Kinder hat; ferner Schwester Amalia, eine frühere Dienerin
Joseph Smith's, die dein Nachfolger desselben ebenfalls vier, Schwester Zina,
die als Lehrerin und als Dichterin gefeiert wird, und die dem Propheten drei
Kinder geboren hat, endlich Schwester Clara, die ihm drei Sprößlinge schenkte.

Wie viel Familie die College", Houng's in der Präsidentschaft haben, ist
nicht genau bekannt. Heber Klubalk, der eine Mitregent, wird dem Pro¬
pheten an Weiber- und Kinderbesitz mehr weit nachstehen. Dagegen sind wir
in Betreff der zwölf Apostel der Kirche wieder bestimmter unterrichtet. Orson
Hyde, der erste derselben, hatte 1868 vier, Orson Pratt, der Dogmatiker,
gleichfalls vier, John Taylor sieben, Wilfred Woodruff drei, Georg A. Smith
fünf, Anasa Lyman vier, Ezra Benson ebenfalls vier, Charles Nich sieben,
Lorenzo Snow vier. Erastus Snow drei. Franklin Richards vier, Georg
Cannon endlich wieder drei Frauen.

Die Vielweiberei hat die Zahl der Mormonen unzweifelhaft wesentlich
vermehrt. Doch ist dies nur so zu verstehen, daß sie für die Missionär" unter
den "Heiden" in England und Dänemark, woher die Mehrzahl der Bewohner
Utah's stammt, ein guter Köder gewesen ist. Es leidet keinen Zweifel, daß
die "Predigt vom Evangelium" wesentlich leichter begriffen wurde und an¬
nehmbarer erschien, wenn sie den Bauern und Bergleuten von Wales, den
Webern von Lancashire und den Schneidern und Schustern von London und
Liverpool das Paradies am Salzsee als ein solches schilderten, wo ein Mann
nicht nur so viele Häuser haben kann, als er zu bauen vermag, sondern sich
auch so viele Frauen zulegen darf, als er zu ernähren und zu regieren im
Stande ist. Durch Geburten haben die Mormonen in Folge der Ein¬
führung der Polygamie ihre Zahl eher weniger als mehr verstärkt, als sie
gewachsen sein würde, wenn sie in Monogamie fortgelebt hätten.

Allerdings berichtet Diron, daß die Häuser in Utah von Kindern wim¬
meln. "Wo wir eine Frau sehen, säugt sie ein Kleines, wohin wir kommen,
zeigt man uns zwei oder drei. Dieses Thal ist in der That das Land der
Säuglinge. Es ist ganz gewöhnlich für einen Mann, zwanzig Knaben und
Mädchen in seinem Hause zu haben, die alle seine Sprößlinge sind. Ein
Kaufmann, bei dem wir gestern zu Tisch waren, konnte uns die Zahl seiner
Kinder nicht eher genau angeben, als bis er in einem Buche nachgeschlagen
hatte. Eine seiner Frauen, eine hübsche Engländerin mit dem landesüblichen
Säugling an der Brust, lächelte hold im Tadel über seine Vergeßlichkeit,
aber es war wirklich so, nur durch Zusammenzählen und Befragen kam er
dahin, uns jene Zahl genau sagen zu können. Dieser Patriarch ist erst
dreiunddreißig Jahre alt."


monenpapstes sind Schwester Lucy, von welcher er gleichfalls acht, Schwester
Eliza Nummer zwei, eine Engländerin, von der er fünf, Schwester Marga¬
ret, von der er 4 Kinder hat; ferner Schwester Amalia, eine frühere Dienerin
Joseph Smith's, die dein Nachfolger desselben ebenfalls vier, Schwester Zina,
die als Lehrerin und als Dichterin gefeiert wird, und die dem Propheten drei
Kinder geboren hat, endlich Schwester Clara, die ihm drei Sprößlinge schenkte.

Wie viel Familie die College«, Houng's in der Präsidentschaft haben, ist
nicht genau bekannt. Heber Klubalk, der eine Mitregent, wird dem Pro¬
pheten an Weiber- und Kinderbesitz mehr weit nachstehen. Dagegen sind wir
in Betreff der zwölf Apostel der Kirche wieder bestimmter unterrichtet. Orson
Hyde, der erste derselben, hatte 1868 vier, Orson Pratt, der Dogmatiker,
gleichfalls vier, John Taylor sieben, Wilfred Woodruff drei, Georg A. Smith
fünf, Anasa Lyman vier, Ezra Benson ebenfalls vier, Charles Nich sieben,
Lorenzo Snow vier. Erastus Snow drei. Franklin Richards vier, Georg
Cannon endlich wieder drei Frauen.

Die Vielweiberei hat die Zahl der Mormonen unzweifelhaft wesentlich
vermehrt. Doch ist dies nur so zu verstehen, daß sie für die Missionär« unter
den „Heiden" in England und Dänemark, woher die Mehrzahl der Bewohner
Utah's stammt, ein guter Köder gewesen ist. Es leidet keinen Zweifel, daß
die „Predigt vom Evangelium" wesentlich leichter begriffen wurde und an¬
nehmbarer erschien, wenn sie den Bauern und Bergleuten von Wales, den
Webern von Lancashire und den Schneidern und Schustern von London und
Liverpool das Paradies am Salzsee als ein solches schilderten, wo ein Mann
nicht nur so viele Häuser haben kann, als er zu bauen vermag, sondern sich
auch so viele Frauen zulegen darf, als er zu ernähren und zu regieren im
Stande ist. Durch Geburten haben die Mormonen in Folge der Ein¬
führung der Polygamie ihre Zahl eher weniger als mehr verstärkt, als sie
gewachsen sein würde, wenn sie in Monogamie fortgelebt hätten.

Allerdings berichtet Diron, daß die Häuser in Utah von Kindern wim¬
meln. „Wo wir eine Frau sehen, säugt sie ein Kleines, wohin wir kommen,
zeigt man uns zwei oder drei. Dieses Thal ist in der That das Land der
Säuglinge. Es ist ganz gewöhnlich für einen Mann, zwanzig Knaben und
Mädchen in seinem Hause zu haben, die alle seine Sprößlinge sind. Ein
Kaufmann, bei dem wir gestern zu Tisch waren, konnte uns die Zahl seiner
Kinder nicht eher genau angeben, als bis er in einem Buche nachgeschlagen
hatte. Eine seiner Frauen, eine hübsche Engländerin mit dem landesüblichen
Säugling an der Brust, lächelte hold im Tadel über seine Vergeßlichkeit,
aber es war wirklich so, nur durch Zusammenzählen und Befragen kam er
dahin, uns jene Zahl genau sagen zu können. Dieser Patriarch ist erst
dreiunddreißig Jahre alt."


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[0380] monenpapstes sind Schwester Lucy, von welcher er gleichfalls acht, Schwester Eliza Nummer zwei, eine Engländerin, von der er fünf, Schwester Marga¬ ret, von der er 4 Kinder hat; ferner Schwester Amalia, eine frühere Dienerin Joseph Smith's, die dein Nachfolger desselben ebenfalls vier, Schwester Zina, die als Lehrerin und als Dichterin gefeiert wird, und die dem Propheten drei Kinder geboren hat, endlich Schwester Clara, die ihm drei Sprößlinge schenkte. Wie viel Familie die College«, Houng's in der Präsidentschaft haben, ist nicht genau bekannt. Heber Klubalk, der eine Mitregent, wird dem Pro¬ pheten an Weiber- und Kinderbesitz mehr weit nachstehen. Dagegen sind wir in Betreff der zwölf Apostel der Kirche wieder bestimmter unterrichtet. Orson Hyde, der erste derselben, hatte 1868 vier, Orson Pratt, der Dogmatiker, gleichfalls vier, John Taylor sieben, Wilfred Woodruff drei, Georg A. Smith fünf, Anasa Lyman vier, Ezra Benson ebenfalls vier, Charles Nich sieben, Lorenzo Snow vier. Erastus Snow drei. Franklin Richards vier, Georg Cannon endlich wieder drei Frauen. Die Vielweiberei hat die Zahl der Mormonen unzweifelhaft wesentlich vermehrt. Doch ist dies nur so zu verstehen, daß sie für die Missionär« unter den „Heiden" in England und Dänemark, woher die Mehrzahl der Bewohner Utah's stammt, ein guter Köder gewesen ist. Es leidet keinen Zweifel, daß die „Predigt vom Evangelium" wesentlich leichter begriffen wurde und an¬ nehmbarer erschien, wenn sie den Bauern und Bergleuten von Wales, den Webern von Lancashire und den Schneidern und Schustern von London und Liverpool das Paradies am Salzsee als ein solches schilderten, wo ein Mann nicht nur so viele Häuser haben kann, als er zu bauen vermag, sondern sich auch so viele Frauen zulegen darf, als er zu ernähren und zu regieren im Stande ist. Durch Geburten haben die Mormonen in Folge der Ein¬ führung der Polygamie ihre Zahl eher weniger als mehr verstärkt, als sie gewachsen sein würde, wenn sie in Monogamie fortgelebt hätten. Allerdings berichtet Diron, daß die Häuser in Utah von Kindern wim¬ meln. „Wo wir eine Frau sehen, säugt sie ein Kleines, wohin wir kommen, zeigt man uns zwei oder drei. Dieses Thal ist in der That das Land der Säuglinge. Es ist ganz gewöhnlich für einen Mann, zwanzig Knaben und Mädchen in seinem Hause zu haben, die alle seine Sprößlinge sind. Ein Kaufmann, bei dem wir gestern zu Tisch waren, konnte uns die Zahl seiner Kinder nicht eher genau angeben, als bis er in einem Buche nachgeschlagen hatte. Eine seiner Frauen, eine hübsche Engländerin mit dem landesüblichen Säugling an der Brust, lächelte hold im Tadel über seine Vergeßlichkeit, aber es war wirklich so, nur durch Zusammenzählen und Befragen kam er dahin, uns jene Zahl genau sagen zu können. Dieser Patriarch ist erst dreiunddreißig Jahre alt."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/380>, abgerufen am 06.02.2025.