Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.handelt mit Vieh. Orson Pratt ist Lehrer der Mathematik, Georg A. Smith Dabei sind die Mormonen nichts weniger als sauertöpfische Fromme. Die Wie jeder Mormone ein flotter Arbeiter und ein vergnügter Gesell sein handelt mit Vieh. Orson Pratt ist Lehrer der Mathematik, Georg A. Smith Dabei sind die Mormonen nichts weniger als sauertöpfische Fromme. Die Wie jeder Mormone ein flotter Arbeiter und ein vergnügter Gesell sein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0378" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192679"/> <p xml:id="ID_1388" prev="#ID_1387"> handelt mit Vieh. Orson Pratt ist Lehrer der Mathematik, Georg A. Smith<lb/> Landwirt!) und Müller, Orson Hyde Farmer, Wilfred Woodruff Viehhändler,<lb/> Georg Ccmnon Buchdrucker. Wieder andere Lichter der Kirche, z. B. der sehr<lb/> wohlhabende Aelteste Clawson, der Bourg's Schwiegersohn ist, halten Läden<lb/> mit Modewaaren und anderen Artikeln, noch andere sind Fuhrherren und<lb/> Spediteure oder Gastwirthe. Daneben hat jeder nach seinen Gaben für das<lb/> allgemeine Wohl zu arbeiten. Zahlreich sind die unbezahlten Obliegenheiten<lb/> der Bischöfe, die nicht so sehr auf das geistliche Befinden ihrer Heerde. als<lb/> darauf zu achten haben, daß die Glieder derselben ihre Aecker gut im Stande<lb/> und ihre Häuser sauber halten, daß sie ihre Kinder in die Schule schicken<lb/> und ihr Vieh gehörig füttern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1389"> Dabei sind die Mormonen nichts weniger als sauertöpfische Fromme. Die<lb/> Erde ist geschaffen, daß man auf ihr arbeite, aber auch, daß man sich auf ihr<lb/> der Früchte seiner Arbeit freue. Die Bienen von Deseret sind daher ebenso<lb/> vergnügte als fleißige Bienen, und zwar mit Gutheißung und auf eifrige<lb/> Anregung ihres Propheten. Wie er den Heiligen ein Theater verschafft hat,<lb/> so hat er ihnen auch einen großen Tanzsaal gebaut und das Beispiel zu<lb/> Bällen und Concerten in Privathäusern, zu Wasserpartien, Picknicks und<lb/> anderen Vergnügungen im Freien gegeben. Die Küche ist bei den Wohl¬<lb/> habenden vortrefflich bestellt, und wenn man keine öffentlichen Trinkhäuser<lb/> duldet, so scheinen nach Diron's Berichten die Privatkeller der vornehmeren größer<lb/> Heiligen recht gut, selbst mit Champagner, versehen zu sein. Nirgends wohl<lb/> wird unter gleichen Verhältnissen so viel musicirt, gesungen und getanzt, als<lb/> in der heiligen Stadt der Mormonen. Die „Evening Parties" derselben sind<lb/> äußerst heitere Versammlungen. Häufig werden sie von den obersten geist¬<lb/> lichen Würdenträgern mit ihrer Anwesenheit beehrt, die den unvermeidlichen<lb/> Walzer oder Hopser mit einem Gebet eröffnen und sich in der Regel dann<lb/> selbst am Tanze betheiligen, ein Verhalten, welches Niemand verwundern wird,<lb/> wenn wir hinzufügen, daß derartige Bälle dereinst, wenn der große Tempel<lb/> fertig sein wird, einen integrirenden Bestandtheil des mormonischen Gottes¬<lb/> dienstes bilden sollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1390" next="#ID_1391"> Wie jeder Mormone ein flotter Arbeiter und ein vergnügter Gesell sein<lb/> soll, so hat jeder auch die Pflicht, sich zum tapferen Soldaten auszubilden.<lb/> Die fleißige und lustige Biene trägt auch einen Stachel. Das Exerciren kann<lb/> fast als ein Theil des Rituals der Latterday-Saints betrachtet werden, da sie<lb/> ebenso verpflichtet sind, bei der Parade zu erscheinen, wie im Tabernakel, I"<lb/> jedem Hause finden wir Gewehre und Revolver, im Zimmer des Propheten<lb/> wie im Schuppen der Einwanderer, im Wohnzimmer wie in der SchlafkaM-<lb/> mer. ,.,Jn fünfzehn Minuten können wir." so rühmten sich die Führer der<lb/> Secte gegen Dixon, „dreitausend Büchsen um unsere Stadthalle versammeln,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0378]
handelt mit Vieh. Orson Pratt ist Lehrer der Mathematik, Georg A. Smith
Landwirt!) und Müller, Orson Hyde Farmer, Wilfred Woodruff Viehhändler,
Georg Ccmnon Buchdrucker. Wieder andere Lichter der Kirche, z. B. der sehr
wohlhabende Aelteste Clawson, der Bourg's Schwiegersohn ist, halten Läden
mit Modewaaren und anderen Artikeln, noch andere sind Fuhrherren und
Spediteure oder Gastwirthe. Daneben hat jeder nach seinen Gaben für das
allgemeine Wohl zu arbeiten. Zahlreich sind die unbezahlten Obliegenheiten
der Bischöfe, die nicht so sehr auf das geistliche Befinden ihrer Heerde. als
darauf zu achten haben, daß die Glieder derselben ihre Aecker gut im Stande
und ihre Häuser sauber halten, daß sie ihre Kinder in die Schule schicken
und ihr Vieh gehörig füttern.
Dabei sind die Mormonen nichts weniger als sauertöpfische Fromme. Die
Erde ist geschaffen, daß man auf ihr arbeite, aber auch, daß man sich auf ihr
der Früchte seiner Arbeit freue. Die Bienen von Deseret sind daher ebenso
vergnügte als fleißige Bienen, und zwar mit Gutheißung und auf eifrige
Anregung ihres Propheten. Wie er den Heiligen ein Theater verschafft hat,
so hat er ihnen auch einen großen Tanzsaal gebaut und das Beispiel zu
Bällen und Concerten in Privathäusern, zu Wasserpartien, Picknicks und
anderen Vergnügungen im Freien gegeben. Die Küche ist bei den Wohl¬
habenden vortrefflich bestellt, und wenn man keine öffentlichen Trinkhäuser
duldet, so scheinen nach Diron's Berichten die Privatkeller der vornehmeren größer
Heiligen recht gut, selbst mit Champagner, versehen zu sein. Nirgends wohl
wird unter gleichen Verhältnissen so viel musicirt, gesungen und getanzt, als
in der heiligen Stadt der Mormonen. Die „Evening Parties" derselben sind
äußerst heitere Versammlungen. Häufig werden sie von den obersten geist¬
lichen Würdenträgern mit ihrer Anwesenheit beehrt, die den unvermeidlichen
Walzer oder Hopser mit einem Gebet eröffnen und sich in der Regel dann
selbst am Tanze betheiligen, ein Verhalten, welches Niemand verwundern wird,
wenn wir hinzufügen, daß derartige Bälle dereinst, wenn der große Tempel
fertig sein wird, einen integrirenden Bestandtheil des mormonischen Gottes¬
dienstes bilden sollen.
Wie jeder Mormone ein flotter Arbeiter und ein vergnügter Gesell sein
soll, so hat jeder auch die Pflicht, sich zum tapferen Soldaten auszubilden.
Die fleißige und lustige Biene trägt auch einen Stachel. Das Exerciren kann
fast als ein Theil des Rituals der Latterday-Saints betrachtet werden, da sie
ebenso verpflichtet sind, bei der Parade zu erscheinen, wie im Tabernakel, I"
jedem Hause finden wir Gewehre und Revolver, im Zimmer des Propheten
wie im Schuppen der Einwanderer, im Wohnzimmer wie in der SchlafkaM-
mer. ,.,Jn fünfzehn Minuten können wir." so rühmten sich die Führer der
Secte gegen Dixon, „dreitausend Büchsen um unsere Stadthalle versammeln,
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