Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.jenige aller deutschen Staaten. Mit dem Verschwinden des preußischen Papier¬ Mit dieser Aussicht müssen wir uns für jetzt beruhigen. Sie hebt noch So hat die Berathung vom 23, November ein Gesetz zum Abschluß ge¬ Von allen Seiten drängen sich die schweren Aufgaben an unsere Nation jenige aller deutschen Staaten. Mit dem Verschwinden des preußischen Papier¬ Mit dieser Aussicht müssen wir uns für jetzt beruhigen. Sie hebt noch So hat die Berathung vom 23, November ein Gesetz zum Abschluß ge¬ Von allen Seiten drängen sich die schweren Aufgaben an unsere Nation <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0364" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192665"/> <p xml:id="ID_1341" prev="#ID_1340"> jenige aller deutschen Staaten. Mit dem Verschwinden des preußischen Papier¬<lb/> geldes dürfte darin eine große und wohlthätige Aenderung eintreten. Den<lb/> Bundesrath über eine Einziehung alles deutschen Papiergeldes zu einigen,<lb/> wäre vermuthlich nur mit der größten Anstrengung möglich gewesen und hätte<lb/> dabei die heftigsten Klagen über Eingriffe in die innere Landeshoheit hervor¬<lb/> gerufen. Nach dem Verschwinden des preußischen Papiergeldes werden die<lb/> übrigen Mitglieder des Reiches für's erste Papiergeld auszugeben nach wie<lb/> vor berechtigt sein; wie weit sie aber noch Abnehmer dieses Geldes finden,<lb/> ist die Frage.</p><lb/> <p xml:id="ID_1342"> Mit dieser Aussicht müssen wir uns für jetzt beruhigen. Sie hebt noch<lb/> keineswegs jede Besorgniß. Aber die Aussicht auf Regelung des Bankwesens<lb/> tritt hinzu, und sollte das kleinstaatliche Papiergeld die Wege der Goldcircu-<lb/> lation für sich allein in erheblichem Maße zu stören und zu beeinträchtigen<lb/> im Stande sein, so bleiben nachträgliche Maßregeln nicht ausgeschlossen.<lb/> Jedenfalls kann die rasche Einziehung des preußischen Papiergeldes die Ein¬<lb/> bürgerung der deutschen Goldcircülation in hohem Grade schützen, wenn sie<lb/> auch allein das völlige Gelingen der Maßregel nicht zu verbürgen vermag.</p><lb/> <p xml:id="ID_1343"> So hat die Berathung vom 23, November ein Gesetz zum Abschluß ge¬<lb/> bracht, das eine der größten materiellen Folgen der Gründung des deutschen<lb/> Reiches bezeichnet, dessen Wirkungen sich auf das Wohl und Wehe einer<lb/> langen Folge von Generationen erstrecken mögen. Die Natur des Gegen¬<lb/> standes bringt mit sich, daß die allseitig eingreifende Wichtigkeit desselben<lb/> nur wenigen Personen vor Augen liegen kann- Vielleicht einigen sachkun¬<lb/> digen Theoretikern und einigen aus der Routine sich erhebenden Geschäfts¬<lb/> männern, vor allen aber den Staatsmännern, die wir als die Gründer des<lb/> Werkes anzusehen haben. Wer diese Wichtigkeit ermißt, der wird die Nation<lb/> beglückwünschen, daß sie, in ihrem größten Theil ohne es zu wissen, die halt¬<lb/> baren Grundlagen zur Vollbringung eines ebenso schwierigen als nachhaltigen<lb/> Werkes unter seltener Gunst, aber auch unter einsichtiger Benutzung der Um¬<lb/> stände gewonnen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1344" next="#ID_1345"> Von allen Seiten drängen sich die schweren Aufgaben an unsere Nation<lb/> heran. Eine solche Aufgabe ist so eben auf dem Verkehrsgebiet gelöst, sofort<lb/> kommt eine schwerere aus dem idealen Lebensgebiet. Das Verhältniß des<lb/> Staates zur Kirche, dessen ältere Grundlagen, seit lange zweifelhaft, in un¬<lb/> seren Tagen durch die Vorgänge in der katholischen Kirche endlich vollkommen<lb/> unhaltbar geworden sind, fordert gebieterisch den ersten Schritt auf einem<lb/> neuen, in seinem weiteren Lauf und endlichen Ziel noch unbekannten Wege><lb/> Der Bundesrath hat in dieser Woche die Vorlage eingebracht, betreffend einen<lb/> neuen Paragraphen des Strafgesetzbuches gegen den Mißbrauch der Kanzel zur Ge¬<lb/> fährdung des staatlichen Friedens. Wir wollen jedoch den Bericht über diese</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0364]
jenige aller deutschen Staaten. Mit dem Verschwinden des preußischen Papier¬
geldes dürfte darin eine große und wohlthätige Aenderung eintreten. Den
Bundesrath über eine Einziehung alles deutschen Papiergeldes zu einigen,
wäre vermuthlich nur mit der größten Anstrengung möglich gewesen und hätte
dabei die heftigsten Klagen über Eingriffe in die innere Landeshoheit hervor¬
gerufen. Nach dem Verschwinden des preußischen Papiergeldes werden die
übrigen Mitglieder des Reiches für's erste Papiergeld auszugeben nach wie
vor berechtigt sein; wie weit sie aber noch Abnehmer dieses Geldes finden,
ist die Frage.
Mit dieser Aussicht müssen wir uns für jetzt beruhigen. Sie hebt noch
keineswegs jede Besorgniß. Aber die Aussicht auf Regelung des Bankwesens
tritt hinzu, und sollte das kleinstaatliche Papiergeld die Wege der Goldcircu-
lation für sich allein in erheblichem Maße zu stören und zu beeinträchtigen
im Stande sein, so bleiben nachträgliche Maßregeln nicht ausgeschlossen.
Jedenfalls kann die rasche Einziehung des preußischen Papiergeldes die Ein¬
bürgerung der deutschen Goldcircülation in hohem Grade schützen, wenn sie
auch allein das völlige Gelingen der Maßregel nicht zu verbürgen vermag.
So hat die Berathung vom 23, November ein Gesetz zum Abschluß ge¬
bracht, das eine der größten materiellen Folgen der Gründung des deutschen
Reiches bezeichnet, dessen Wirkungen sich auf das Wohl und Wehe einer
langen Folge von Generationen erstrecken mögen. Die Natur des Gegen¬
standes bringt mit sich, daß die allseitig eingreifende Wichtigkeit desselben
nur wenigen Personen vor Augen liegen kann- Vielleicht einigen sachkun¬
digen Theoretikern und einigen aus der Routine sich erhebenden Geschäfts¬
männern, vor allen aber den Staatsmännern, die wir als die Gründer des
Werkes anzusehen haben. Wer diese Wichtigkeit ermißt, der wird die Nation
beglückwünschen, daß sie, in ihrem größten Theil ohne es zu wissen, die halt¬
baren Grundlagen zur Vollbringung eines ebenso schwierigen als nachhaltigen
Werkes unter seltener Gunst, aber auch unter einsichtiger Benutzung der Um¬
stände gewonnen hat.
Von allen Seiten drängen sich die schweren Aufgaben an unsere Nation
heran. Eine solche Aufgabe ist so eben auf dem Verkehrsgebiet gelöst, sofort
kommt eine schwerere aus dem idealen Lebensgebiet. Das Verhältniß des
Staates zur Kirche, dessen ältere Grundlagen, seit lange zweifelhaft, in un¬
seren Tagen durch die Vorgänge in der katholischen Kirche endlich vollkommen
unhaltbar geworden sind, fordert gebieterisch den ersten Schritt auf einem
neuen, in seinem weiteren Lauf und endlichen Ziel noch unbekannten Wege>
Der Bundesrath hat in dieser Woche die Vorlage eingebracht, betreffend einen
neuen Paragraphen des Strafgesetzbuches gegen den Mißbrauch der Kanzel zur Ge¬
fährdung des staatlichen Friedens. Wir wollen jedoch den Bericht über diese
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