Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.bedeutende Steuern der Einzelnen im "Speicher des Herrn" einen Schatz für Indeß erregte dieses Gedeihen und der Stolz der Mormonen auf dasselbe So sah Smith, der jetzt allein regierte, ein, daß auch Ohio noch nicht Die Colonie in Missouri gedieh anfangs ebenfalls nach Wunsch. Mit der bedeutende Steuern der Einzelnen im „Speicher des Herrn" einen Schatz für Indeß erregte dieses Gedeihen und der Stolz der Mormonen auf dasselbe So sah Smith, der jetzt allein regierte, ein, daß auch Ohio noch nicht Die Colonie in Missouri gedieh anfangs ebenfalls nach Wunsch. Mit der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0292" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192593"/> <p xml:id="ID_1105" prev="#ID_1104"> bedeutende Steuern der Einzelnen im „Speicher des Herrn" einen Schatz für<lb/> das Ganze sammelte, einige Jahre recht gut.</p><lb/> <p xml:id="ID_1106"> Indeß erregte dieses Gedeihen und der Stolz der Mormonen auf dasselbe<lb/> bald den Neid der Nachbarn und namentlich den Haß anderer Secten, Rings<lb/> um Kirtland, wo sich im Lauf der nächsten Jahre der erste Tempel der Lat-<lb/> terday-Saints erhob, empfand man die Mormonen als eine Unbequemlichkeit.<lb/> Drohungen erfolgten. Es kam zu Thätlichkeiten. Es geschah sogar, daß<lb/> Smith und Rigdon bei einer Bekehrungsreise von bösen Gesellen gefaßt und<lb/> der Procedur des Theerens und Feoerns unterworfen wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1107"> So sah Smith, der jetzt allein regierte, ein, daß auch Ohio noch nicht<lb/> die rechte Stelle für sein Zion sei und daß er, um mit den Seinen ungestört<lb/> zu wachsen und zu blühen, weiter nach Westen gehen müsse. Er schickte in¬<lb/> folge dessen Kundschafter nach Missouri aus, die dort nach einiger Zeit bei<lb/> dem Städtchen Jndependence eine Zweigniederlassung gründeten, welcher<lb/> nunmehr die von den Wanderpredigern der Secte gemachten Proselyten zu¬<lb/> strömten, während der Prophet, einige Besuchsreisen desselben bei den Brü¬<lb/> dern im neuen Zion abgerechnet, in Kirtland zurückblieb, um noch ein paar<lb/> Jahre mit den Geldern und dem Credit seiner Leute Geschäfte zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1108"> Die Colonie in Missouri gedieh anfangs ebenfalls nach Wunsch. Mit der<lb/> Zeit aber wurden die Nachbarn auch hier den „Heiligen" aufsässig. Man ärgerte<lb/> sich über das Selbstgefühl, welches sie gegenüber den „Heiden" zur Schau<lb/> trugen. Man beneidete sie. Man sagte ihnen nach, daß sie in Güter- und<lb/> Weibergemeinschaft lebten und Gauner und Viehdiebe unter sich hegten. Es<lb/> hieß, daß sie die Aufhebung der Sclaverei predigten und sich mit den India¬<lb/> nern verschworen hätten, um den ganzen Westen zu erobern. Manches von<lb/> diesen Anklagen war begründet, anderes Mißverständniß, Uebertreibung und<lb/> Erfindung. Die Scenen in Ohio wiederholten sich in Missouri in verstärk¬<lb/> tem Maße. Von Neckereien kam es zu Schlägereien. Eine Volksversamm¬<lb/> lung beschloß, die unliebsamen Gäste zum Abzug aus dem County bis zu<lb/> bestimmter Frist aufzufordern, und als diese verstrichen war, ohne daß die<lb/> Mormonen die Aufforderung erfüllt hatten, erfolgten zu Ende October 1833<lb/> verschiedene Angriffe von Pöbelrotten auf sie. Die „Heiligen" erwehrten sich<lb/> der „Heiden" zwar mit den Waffen, als aber dann die Miliz des Staats<lb/> gegen sie aufgeboten wurde, fahen sie ein, daß ihnen keine andere Wahl blieb,<lb/> als Nachgeben, und den 7. November verließen sie in Masse die Gegend von<lb/> Jndependence, um nach den auf dem andern Ufer des Mifsouriflusses gelegenen<lb/> Grafschaften, vorzüglich nach Clay- und Caldwell-County auszuwandern.<lb/> Hier wurde das Städtchen Far West ihr Hauptquartier, und wieder verhalf<lb/> ihnen ihre Rührigkeit und ihre wohlausgedachte Organisation zu Wohlstand<lb/> und Gedeihen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0292]
bedeutende Steuern der Einzelnen im „Speicher des Herrn" einen Schatz für
das Ganze sammelte, einige Jahre recht gut.
Indeß erregte dieses Gedeihen und der Stolz der Mormonen auf dasselbe
bald den Neid der Nachbarn und namentlich den Haß anderer Secten, Rings
um Kirtland, wo sich im Lauf der nächsten Jahre der erste Tempel der Lat-
terday-Saints erhob, empfand man die Mormonen als eine Unbequemlichkeit.
Drohungen erfolgten. Es kam zu Thätlichkeiten. Es geschah sogar, daß
Smith und Rigdon bei einer Bekehrungsreise von bösen Gesellen gefaßt und
der Procedur des Theerens und Feoerns unterworfen wurden.
So sah Smith, der jetzt allein regierte, ein, daß auch Ohio noch nicht
die rechte Stelle für sein Zion sei und daß er, um mit den Seinen ungestört
zu wachsen und zu blühen, weiter nach Westen gehen müsse. Er schickte in¬
folge dessen Kundschafter nach Missouri aus, die dort nach einiger Zeit bei
dem Städtchen Jndependence eine Zweigniederlassung gründeten, welcher
nunmehr die von den Wanderpredigern der Secte gemachten Proselyten zu¬
strömten, während der Prophet, einige Besuchsreisen desselben bei den Brü¬
dern im neuen Zion abgerechnet, in Kirtland zurückblieb, um noch ein paar
Jahre mit den Geldern und dem Credit seiner Leute Geschäfte zu machen.
Die Colonie in Missouri gedieh anfangs ebenfalls nach Wunsch. Mit der
Zeit aber wurden die Nachbarn auch hier den „Heiligen" aufsässig. Man ärgerte
sich über das Selbstgefühl, welches sie gegenüber den „Heiden" zur Schau
trugen. Man beneidete sie. Man sagte ihnen nach, daß sie in Güter- und
Weibergemeinschaft lebten und Gauner und Viehdiebe unter sich hegten. Es
hieß, daß sie die Aufhebung der Sclaverei predigten und sich mit den India¬
nern verschworen hätten, um den ganzen Westen zu erobern. Manches von
diesen Anklagen war begründet, anderes Mißverständniß, Uebertreibung und
Erfindung. Die Scenen in Ohio wiederholten sich in Missouri in verstärk¬
tem Maße. Von Neckereien kam es zu Schlägereien. Eine Volksversamm¬
lung beschloß, die unliebsamen Gäste zum Abzug aus dem County bis zu
bestimmter Frist aufzufordern, und als diese verstrichen war, ohne daß die
Mormonen die Aufforderung erfüllt hatten, erfolgten zu Ende October 1833
verschiedene Angriffe von Pöbelrotten auf sie. Die „Heiligen" erwehrten sich
der „Heiden" zwar mit den Waffen, als aber dann die Miliz des Staats
gegen sie aufgeboten wurde, fahen sie ein, daß ihnen keine andere Wahl blieb,
als Nachgeben, und den 7. November verließen sie in Masse die Gegend von
Jndependence, um nach den auf dem andern Ufer des Mifsouriflusses gelegenen
Grafschaften, vorzüglich nach Clay- und Caldwell-County auszuwandern.
Hier wurde das Städtchen Far West ihr Hauptquartier, und wieder verhalf
ihnen ihre Rührigkeit und ihre wohlausgedachte Organisation zu Wohlstand
und Gedeihen.
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