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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

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schen Flüchtlinge traten dem Bunde in Masse bei und veröffentlichten in
ihren Journalen alle Manifeste desselben. Bei dem von der Internationale
veranstalteten zweiten großen Polenmeeting, welches am 28. September 1864
in der Se. Martins Hall zu London stattfand, faßte man unter andern Re¬
solutionen auch die folgende:

"In Anbetracht dessen, daß alle Regierungen Polen aufgegeben haben,
vertraut dieses sich durch die Stimme seiner im Ausland beglaubigten Ver¬
treter dem Schutze der Arbeiter der verschiedenen Länder an. Die polnische
Section hofft zuversichtlich, daß die Mitwirkung und die vollständige Befrei¬
ung der arbeitenden Klasse, die Wiederherstellung der polnischen Nationalität
zur Folge haben werden, die um so nothwendiger ist, als die Polen, an der
Spitze der slavischen Civilisation einherschreitend, allein die sociale Belehrung
der slavischen Völker bewirken, und das Proletariat in Rußland und in den
slavischen Ländern befreien können, welche in die Conföderation der Vereinig¬
ten Staaten von Europa eintreten werden."

Zabicki ließ von der polnischen Uebersetzung der bei diesem Meeting ge¬
haltenen Reden hunderttausend Exemplare abziehen und über die von Polen
bewohnten Landstriche vertheilen. Desgleichen besorgte man eine Uebertragung
derselben ins Russische, ins Tschechische und ins Ruthenische.

Einige Wochen nach dem Meeting vom 28. September verschickte das
polnische Centralcomite' (Ognisko) an seine Anhänger ein Manifest mit einem
rothen Stempel und dem Motto "I^doromus", in welchem es hieß:

"Indem wir uns der Internationale anschließen, geben wir unser Inter¬
esse an der uns so theuren Frage nicht auf. Wir haben erkannt, daß wir
zwei Aufstände, 1830 und 1831 und wiederum 1863 und 1864 unternommen
und daß dieselben nur deshalb keinen Erfolg gehabt haben, weil ihnen die
Stütze des Volkes fehlte. Wir müssen jetzt eine gründliche, nicht blos for¬
melle Revolution machen. Das wahre Gebiet, mit dem wir beginnen müssen,
ist die von der Internationale auf den Schild gehobene sociale Frage, die
uns so am Herzen liegt. Wir müssen zunächst die Geistlichkeit und den Adel
bekämpfen, welche die Hauptstützen der Tyrannei sind."

Die Mehrzahl der polnischen Mitglieder der Internationale wohnte dem
ersten Congreß derselben bei, welcher am 3. September 1866 zu Genf zu¬
sammentrat.*) Sie nahmen keinen Antheil an der Erörterung der rein socialen
Fragen, vertheidigten aber mit Entschiedenheit die von den französischen De-
legaten angefochtene Beibehaltung des achten Paragraphen des Programms
der Versammlung, der "von der Nothwendigkeit" handelte, "den Einfluß des



') Wir folgen von hier ob auszugsweise der soeben erschienenen Schrift: ,,l-v" ?vivu"i"
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schen Flüchtlinge traten dem Bunde in Masse bei und veröffentlichten in
ihren Journalen alle Manifeste desselben. Bei dem von der Internationale
veranstalteten zweiten großen Polenmeeting, welches am 28. September 1864
in der Se. Martins Hall zu London stattfand, faßte man unter andern Re¬
solutionen auch die folgende:

„In Anbetracht dessen, daß alle Regierungen Polen aufgegeben haben,
vertraut dieses sich durch die Stimme seiner im Ausland beglaubigten Ver¬
treter dem Schutze der Arbeiter der verschiedenen Länder an. Die polnische
Section hofft zuversichtlich, daß die Mitwirkung und die vollständige Befrei¬
ung der arbeitenden Klasse, die Wiederherstellung der polnischen Nationalität
zur Folge haben werden, die um so nothwendiger ist, als die Polen, an der
Spitze der slavischen Civilisation einherschreitend, allein die sociale Belehrung
der slavischen Völker bewirken, und das Proletariat in Rußland und in den
slavischen Ländern befreien können, welche in die Conföderation der Vereinig¬
ten Staaten von Europa eintreten werden."

Zabicki ließ von der polnischen Uebersetzung der bei diesem Meeting ge¬
haltenen Reden hunderttausend Exemplare abziehen und über die von Polen
bewohnten Landstriche vertheilen. Desgleichen besorgte man eine Uebertragung
derselben ins Russische, ins Tschechische und ins Ruthenische.

Einige Wochen nach dem Meeting vom 28. September verschickte das
polnische Centralcomite' (Ognisko) an seine Anhänger ein Manifest mit einem
rothen Stempel und dem Motto „I^doromus", in welchem es hieß:

„Indem wir uns der Internationale anschließen, geben wir unser Inter¬
esse an der uns so theuren Frage nicht auf. Wir haben erkannt, daß wir
zwei Aufstände, 1830 und 1831 und wiederum 1863 und 1864 unternommen
und daß dieselben nur deshalb keinen Erfolg gehabt haben, weil ihnen die
Stütze des Volkes fehlte. Wir müssen jetzt eine gründliche, nicht blos for¬
melle Revolution machen. Das wahre Gebiet, mit dem wir beginnen müssen,
ist die von der Internationale auf den Schild gehobene sociale Frage, die
uns so am Herzen liegt. Wir müssen zunächst die Geistlichkeit und den Adel
bekämpfen, welche die Hauptstützen der Tyrannei sind."

Die Mehrzahl der polnischen Mitglieder der Internationale wohnte dem
ersten Congreß derselben bei, welcher am 3. September 1866 zu Genf zu¬
sammentrat.*) Sie nahmen keinen Antheil an der Erörterung der rein socialen
Fragen, vertheidigten aber mit Entschiedenheit die von den französischen De-
legaten angefochtene Beibehaltung des achten Paragraphen des Programms
der Versammlung, der „von der Nothwendigkeit" handelte, „den Einfluß des



') Wir folgen von hier ob auszugsweise der soeben erschienenen Schrift: ,,l-v« ?vivu»i«
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/251>, abgerufen am 06.02.2025.