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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

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packete, darunter die sehr voluminösen für Nußland ab; im Laufe des Vor¬
mittags folgen 25,000 weitere Sendungen; endlich am Abend wird die Haupt¬
masse, 93,000 erpedirt, im Ganzen also 171,000 Packete, eine wahre Herkules¬
arbeit! Punkt 0 Uhr muß das gesammte sortir- und Verpackungsgeschäft
vollendet fein, das nur von diesen fleißigen, zahlreicher traditioneller Hand¬
griffe kundigen Händen bewältigt werden kann. Denn die Geschichte des Post-
Zeitungsamts beginnt mit der Gründung der ersten Berliner Zeitung, der
"Vossischen Zeitung" (1722); die Anzahl der seitdem expedirten Packete ist
also Legion. An den übrigen Wochentagen werden 120--130,000 Sendungen
abgelassen, wöchentlich gehen etwa 900,000 Packete ab welche die Gesammt-
production der politischen Presse und eines großen Theils der nicht politischen
Presse der Residenz enthalten. In der neuesten Zeit ist der Verkehr des
Zeitungsamts noch im Steigen begriffen, da die Einrichtung der ertraordi-
nairen Zeitungsbeilagen mit ihrer der Verbreitung von Preßerzeugnissen so
ungemein günstigen Tendenz das Volumen der Zeitungspackete erheblich ver¬
größert. Das Post-Zeitungsamt ist, begünstigt durch Berlins Lage, zugleich
ein wichtiger Factor für die Vermittelung des internationalen geistigen Ver¬
kehrs ; seine Verbindungen erstrecken sich über das ganze Ausland, sodaß auch
die Abrechnungögeschäfte bei der Verschiedenartigkeit der Währungen, Tarife
in. von großem Belange sind. Außer den geschlossenen Zeitungspacketen gehen
noch zahlreiche Einzelsendungen unter Kreuzband ab. Wer vor den Schlu߬
zeilen die Brief-Annahme-Erpedition des Hof-Postamts besucht und die massen¬
haften Kreuzbandsendungen nach allen Welttheilen, namentlich nach America,
aber auch nach Asien, Africa, Australien, sich aufthürmen und unter der
Hand kundiger Erpedienten "ins Weite schweifen" sieht, wird die Verbrei¬
tung geistiger Erzeugnisse, die Macht des Gedankens, welcher Raum über¬
schreitend die Antipoden miteinander verbindet, in lebendiger Wirklichkeit
vollzogen sehen und die universelle Bedeutung des Postwesens würdigen, das
ein mächtiges Band um Welttheile schlingt.

Wir schließen diese Skizze des Berliner Postbetriebes, der vielleicht sehr
bald eine Erweiterung auf dem Gebiete atmosphärischer Posten, durch die
Luftballons, erfahren wird, mit der Zusammenstellung folgender statistischer
Daten, welche die Großartigkeit des Verkehrs der Hauptstadt in Zahlen dar¬
thun: Es sind im Jahre 1870 befördert: Stadtbriefe 7,414,624, in Berlin
eingetroffene Briefe distribuirt: 15,506,948, außerdem: 1,218,258 Drucksachen
und Kreuzbandsendungen; ca,. 3,400,000 Packete; 1,600,000 Werthsendungen.
Von Berlin wurden abgesandt Briefe ca. 18,000,000, Packete 2,189,232,
Werthsendungen 719,280. Der Betrag der Einzahlungen auf Postanweisun¬
gen belief sich auf 6,201.635 Thlr. die Summe der Aufzählungen auf


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packete, darunter die sehr voluminösen für Nußland ab; im Laufe des Vor¬
mittags folgen 25,000 weitere Sendungen; endlich am Abend wird die Haupt¬
masse, 93,000 erpedirt, im Ganzen also 171,000 Packete, eine wahre Herkules¬
arbeit! Punkt 0 Uhr muß das gesammte sortir- und Verpackungsgeschäft
vollendet fein, das nur von diesen fleißigen, zahlreicher traditioneller Hand¬
griffe kundigen Händen bewältigt werden kann. Denn die Geschichte des Post-
Zeitungsamts beginnt mit der Gründung der ersten Berliner Zeitung, der
„Vossischen Zeitung" (1722); die Anzahl der seitdem expedirten Packete ist
also Legion. An den übrigen Wochentagen werden 120—130,000 Sendungen
abgelassen, wöchentlich gehen etwa 900,000 Packete ab welche die Gesammt-
production der politischen Presse und eines großen Theils der nicht politischen
Presse der Residenz enthalten. In der neuesten Zeit ist der Verkehr des
Zeitungsamts noch im Steigen begriffen, da die Einrichtung der ertraordi-
nairen Zeitungsbeilagen mit ihrer der Verbreitung von Preßerzeugnissen so
ungemein günstigen Tendenz das Volumen der Zeitungspackete erheblich ver¬
größert. Das Post-Zeitungsamt ist, begünstigt durch Berlins Lage, zugleich
ein wichtiger Factor für die Vermittelung des internationalen geistigen Ver¬
kehrs ; seine Verbindungen erstrecken sich über das ganze Ausland, sodaß auch
die Abrechnungögeschäfte bei der Verschiedenartigkeit der Währungen, Tarife
in. von großem Belange sind. Außer den geschlossenen Zeitungspacketen gehen
noch zahlreiche Einzelsendungen unter Kreuzband ab. Wer vor den Schlu߬
zeilen die Brief-Annahme-Erpedition des Hof-Postamts besucht und die massen¬
haften Kreuzbandsendungen nach allen Welttheilen, namentlich nach America,
aber auch nach Asien, Africa, Australien, sich aufthürmen und unter der
Hand kundiger Erpedienten „ins Weite schweifen" sieht, wird die Verbrei¬
tung geistiger Erzeugnisse, die Macht des Gedankens, welcher Raum über¬
schreitend die Antipoden miteinander verbindet, in lebendiger Wirklichkeit
vollzogen sehen und die universelle Bedeutung des Postwesens würdigen, das
ein mächtiges Band um Welttheile schlingt.

Wir schließen diese Skizze des Berliner Postbetriebes, der vielleicht sehr
bald eine Erweiterung auf dem Gebiete atmosphärischer Posten, durch die
Luftballons, erfahren wird, mit der Zusammenstellung folgender statistischer
Daten, welche die Großartigkeit des Verkehrs der Hauptstadt in Zahlen dar¬
thun: Es sind im Jahre 1870 befördert: Stadtbriefe 7,414,624, in Berlin
eingetroffene Briefe distribuirt: 15,506,948, außerdem: 1,218,258 Drucksachen
und Kreuzbandsendungen; ca,. 3,400,000 Packete; 1,600,000 Werthsendungen.
Von Berlin wurden abgesandt Briefe ca. 18,000,000, Packete 2,189,232,
Werthsendungen 719,280. Der Betrag der Einzahlungen auf Postanweisun¬
gen belief sich auf 6,201.635 Thlr. die Summe der Aufzählungen auf


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[0241] packete, darunter die sehr voluminösen für Nußland ab; im Laufe des Vor¬ mittags folgen 25,000 weitere Sendungen; endlich am Abend wird die Haupt¬ masse, 93,000 erpedirt, im Ganzen also 171,000 Packete, eine wahre Herkules¬ arbeit! Punkt 0 Uhr muß das gesammte sortir- und Verpackungsgeschäft vollendet fein, das nur von diesen fleißigen, zahlreicher traditioneller Hand¬ griffe kundigen Händen bewältigt werden kann. Denn die Geschichte des Post- Zeitungsamts beginnt mit der Gründung der ersten Berliner Zeitung, der „Vossischen Zeitung" (1722); die Anzahl der seitdem expedirten Packete ist also Legion. An den übrigen Wochentagen werden 120—130,000 Sendungen abgelassen, wöchentlich gehen etwa 900,000 Packete ab welche die Gesammt- production der politischen Presse und eines großen Theils der nicht politischen Presse der Residenz enthalten. In der neuesten Zeit ist der Verkehr des Zeitungsamts noch im Steigen begriffen, da die Einrichtung der ertraordi- nairen Zeitungsbeilagen mit ihrer der Verbreitung von Preßerzeugnissen so ungemein günstigen Tendenz das Volumen der Zeitungspackete erheblich ver¬ größert. Das Post-Zeitungsamt ist, begünstigt durch Berlins Lage, zugleich ein wichtiger Factor für die Vermittelung des internationalen geistigen Ver¬ kehrs ; seine Verbindungen erstrecken sich über das ganze Ausland, sodaß auch die Abrechnungögeschäfte bei der Verschiedenartigkeit der Währungen, Tarife in. von großem Belange sind. Außer den geschlossenen Zeitungspacketen gehen noch zahlreiche Einzelsendungen unter Kreuzband ab. Wer vor den Schlu߬ zeilen die Brief-Annahme-Erpedition des Hof-Postamts besucht und die massen¬ haften Kreuzbandsendungen nach allen Welttheilen, namentlich nach America, aber auch nach Asien, Africa, Australien, sich aufthürmen und unter der Hand kundiger Erpedienten „ins Weite schweifen" sieht, wird die Verbrei¬ tung geistiger Erzeugnisse, die Macht des Gedankens, welcher Raum über¬ schreitend die Antipoden miteinander verbindet, in lebendiger Wirklichkeit vollzogen sehen und die universelle Bedeutung des Postwesens würdigen, das ein mächtiges Band um Welttheile schlingt. Wir schließen diese Skizze des Berliner Postbetriebes, der vielleicht sehr bald eine Erweiterung auf dem Gebiete atmosphärischer Posten, durch die Luftballons, erfahren wird, mit der Zusammenstellung folgender statistischer Daten, welche die Großartigkeit des Verkehrs der Hauptstadt in Zahlen dar¬ thun: Es sind im Jahre 1870 befördert: Stadtbriefe 7,414,624, in Berlin eingetroffene Briefe distribuirt: 15,506,948, außerdem: 1,218,258 Drucksachen und Kreuzbandsendungen; ca,. 3,400,000 Packete; 1,600,000 Werthsendungen. Von Berlin wurden abgesandt Briefe ca. 18,000,000, Packete 2,189,232, Werthsendungen 719,280. Der Betrag der Einzahlungen auf Postanweisun¬ gen belief sich auf 6,201.635 Thlr. die Summe der Aufzählungen auf Grcnzblite» II. 1^7 >. lyy

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/241>, abgerufen am 05.02.2025.