Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.kennt und am Leben erhalten. Von nun an verwaltete der Sohn das Amt Auch die Tochter des Landmanns war unterdessen festgenommen worden. Zu des letzteren Hinrichtung wurde der Platz auf der Wiese bestimmt, Während dem war Rhodanes vom Garmos selbst zum Kreuz geführt Da erhielt er plötzlich einen Brief vom Scckas, daß Simonis nach Syrien Dies hatte eine Schwalbe vorher verkündet; denn diese wurde in Gegen- kennt und am Leben erhalten. Von nun an verwaltete der Sohn das Amt Auch die Tochter des Landmanns war unterdessen festgenommen worden. Zu des letzteren Hinrichtung wurde der Platz auf der Wiese bestimmt, Während dem war Rhodanes vom Garmos selbst zum Kreuz geführt Da erhielt er plötzlich einen Brief vom Scckas, daß Simonis nach Syrien Dies hatte eine Schwalbe vorher verkündet; denn diese wurde in Gegen- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0219" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192520"/> <p xml:id="ID_832" prev="#ID_831"> kennt und am Leben erhalten. Von nun an verwaltete der Sohn das Amt<lb/> seines Vaters, während letzterer sich nicht mehr mit Menschenblut besudelte,<lb/> und aus dem Scharfrichterhause glücklich entkam. —</p><lb/> <p xml:id="ID_833"> Auch die Tochter des Landmanns war unterdessen festgenommen worden.<lb/> Sie ward verurtheilt, bei dem Scharfrichter zu schlafen. Sie ging in die<lb/> Ummauerung der Scharfrichtern und schlief bei dem Scharfrichter — dem<lb/> Euphrates. Sie ließ darauf diesen in ihrem Anzug aus dem Gehege ent¬<lb/> kommen und verrichtete statt seiner das Scharfrichteramt. — Während so<lb/> Mesopotamia und Euphrates dem Tode glücklich entrannen, wurden Rhoda-<lb/> nes und Sorächos zum Tode geführt.</p><lb/> <p xml:id="ID_834"> Zu des letzteren Hinrichtung wurde der Platz auf der Wiese bestimmt,<lb/> wo Rhodanes und Simonis auf ihrer Flucht sich zum ersten Mal gelagert<lb/> hatten, in der Nähe der Löwensäule, wo Rhodanes damals das verborgene<lb/> Gold fand, von welchem er auch dem Sorächos erzählt hatte. Der Scharf¬<lb/> richter, welchem Sorächos zur Hinrichtung übergeben ward, war — die Toch¬<lb/> ter des Landmanns. Zufällig hielt sich in der Nähe des Platzes der Hinrich¬<lb/> tung ein alanisches Heer auf, welches vom Garmos keinen Sold erhalten<lb/> hatte und von ihm abgefallen war. Diese Alanen schlugen die Wächter des<lb/> Sorächos in die Flucht und befreiten ihn. Sorächos hob das Gold der<lb/> Löwensäule, erzählte den Alanen, daß er die Kunst, wodurch ihm dies mög¬<lb/> lich geworden und noch vieles andere von den Göttern erlernt habe, und zog<lb/> sie in kurzer Zeit durch tägliche Gewöhnung so an sich, daß sie ihn zu ihrem<lb/> Anführer erwählten. Darauf zog er gegen den Garmos zu Felde.</p><lb/> <p xml:id="ID_835"> Während dem war Rhodanes vom Garmos selbst zum Kreuz geführt<lb/> worden. Er wurde an demselben Kreuze befestigt, an dem er schon früher<lb/> gehangen hatte. Garmos hatte sich bekränzt und tanzte trunken und ausge¬<lb/> lassen mit seinen Flötenspielerinnen um das Kreuz herum.</p><lb/> <p xml:id="ID_836"> Da erhielt er plötzlich einen Brief vom Scckas, daß Simonis nach Syrien<lb/> geflohen sei und den jungen König von Syrien geheirathet habe. Rhodanes<lb/> äußerte vom Kreuz herab seine Freude. Garmos wollte sich selbst tödten; er<lb/> stand aber hiervon ab und ließ den Rhodanes wider dessen Willen vom Kreuze<lb/> herabnehmen und machte ihn — obwohl derselbe lieber sterben wollte — zum<lb/> Feldherrn, behandelte ihn mit großer Freundlichkeit und schickte ihn gegen<lb/> den König von Syrien in den Krieg: — einen Liebhaber gegen seinen Neben¬<lb/> buhler. Heimlich sandte er jedoch ein Schreiben an seine Unterseldherren, in<lb/> welchem er demselben befahl, den Rhodanes, wenn der Sieg erfochten und<lb/> Simonis wieder gewonnen sein würde, umzubringen. — Aber Rhodanes siegte,<lb/> erhielt die Simonis wieder und wurde -- da Garmos unterdeß von den Ala¬<lb/> nen und Sorächos besiegt worden war — König von Babylonien.</p><lb/> <p xml:id="ID_837" next="#ID_838"> Dies hatte eine Schwalbe vorher verkündet; denn diese wurde in Gegen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0219]
kennt und am Leben erhalten. Von nun an verwaltete der Sohn das Amt
seines Vaters, während letzterer sich nicht mehr mit Menschenblut besudelte,
und aus dem Scharfrichterhause glücklich entkam. —
Auch die Tochter des Landmanns war unterdessen festgenommen worden.
Sie ward verurtheilt, bei dem Scharfrichter zu schlafen. Sie ging in die
Ummauerung der Scharfrichtern und schlief bei dem Scharfrichter — dem
Euphrates. Sie ließ darauf diesen in ihrem Anzug aus dem Gehege ent¬
kommen und verrichtete statt seiner das Scharfrichteramt. — Während so
Mesopotamia und Euphrates dem Tode glücklich entrannen, wurden Rhoda-
nes und Sorächos zum Tode geführt.
Zu des letzteren Hinrichtung wurde der Platz auf der Wiese bestimmt,
wo Rhodanes und Simonis auf ihrer Flucht sich zum ersten Mal gelagert
hatten, in der Nähe der Löwensäule, wo Rhodanes damals das verborgene
Gold fand, von welchem er auch dem Sorächos erzählt hatte. Der Scharf¬
richter, welchem Sorächos zur Hinrichtung übergeben ward, war — die Toch¬
ter des Landmanns. Zufällig hielt sich in der Nähe des Platzes der Hinrich¬
tung ein alanisches Heer auf, welches vom Garmos keinen Sold erhalten
hatte und von ihm abgefallen war. Diese Alanen schlugen die Wächter des
Sorächos in die Flucht und befreiten ihn. Sorächos hob das Gold der
Löwensäule, erzählte den Alanen, daß er die Kunst, wodurch ihm dies mög¬
lich geworden und noch vieles andere von den Göttern erlernt habe, und zog
sie in kurzer Zeit durch tägliche Gewöhnung so an sich, daß sie ihn zu ihrem
Anführer erwählten. Darauf zog er gegen den Garmos zu Felde.
Während dem war Rhodanes vom Garmos selbst zum Kreuz geführt
worden. Er wurde an demselben Kreuze befestigt, an dem er schon früher
gehangen hatte. Garmos hatte sich bekränzt und tanzte trunken und ausge¬
lassen mit seinen Flötenspielerinnen um das Kreuz herum.
Da erhielt er plötzlich einen Brief vom Scckas, daß Simonis nach Syrien
geflohen sei und den jungen König von Syrien geheirathet habe. Rhodanes
äußerte vom Kreuz herab seine Freude. Garmos wollte sich selbst tödten; er
stand aber hiervon ab und ließ den Rhodanes wider dessen Willen vom Kreuze
herabnehmen und machte ihn — obwohl derselbe lieber sterben wollte — zum
Feldherrn, behandelte ihn mit großer Freundlichkeit und schickte ihn gegen
den König von Syrien in den Krieg: — einen Liebhaber gegen seinen Neben¬
buhler. Heimlich sandte er jedoch ein Schreiben an seine Unterseldherren, in
welchem er demselben befahl, den Rhodanes, wenn der Sieg erfochten und
Simonis wieder gewonnen sein würde, umzubringen. — Aber Rhodanes siegte,
erhielt die Simonis wieder und wurde -- da Garmos unterdeß von den Ala¬
nen und Sorächos besiegt worden war — König von Babylonien.
Dies hatte eine Schwalbe vorher verkündet; denn diese wurde in Gegen-
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