Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Als erste unbestritten der Gattung des Romans in dem eben festgestellten Aus dem wirklichen Alterthum (worunter wir hier nicht den mit dem Von den Lebensverhältnissen des Jamblichos (-- welcher mit keinem Er war aus Syrien gebürtig, gehörte aber nicht zu den zahlreichen, Sy¬ Später erhielt er einen Babylonier zum Pflegevater und dieser brachte Als erste unbestritten der Gattung des Romans in dem eben festgestellten Aus dem wirklichen Alterthum (worunter wir hier nicht den mit dem Von den Lebensverhältnissen des Jamblichos (— welcher mit keinem Er war aus Syrien gebürtig, gehörte aber nicht zu den zahlreichen, Sy¬ Später erhielt er einen Babylonier zum Pflegevater und dieser brachte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0210" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192511"/> <p xml:id="ID_777"> Als erste unbestritten der Gattung des Romans in dem eben festgestellten<lb/> Sinne angehörige Erscheinungen nennt die Literaturgeschichte bei den Römern<lb/> gegen Ende der Negierung Hadrians (117—138) den „Goldenen Esel" des<lb/> Apulejus, welcher vollständig erhalten ist, und bei den Griechen um die Zeit<lb/> von 100—180 nach Christus die „Babyloniakci" des Jamblichos, welche nur<lb/> in dem Myriobiblon des Photius (cod, 94) im Auszug erhalten sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_778"> Aus dem wirklichen Alterthum (worunter wir hier nicht den mit dem<lb/> Jahre 476 nach Christus traditionell abgegrenzten Zeitraum, sondern die noch<lb/> nicht vom Christenthum ergriffene Zeit der Geistesthütigkeit der Alten ver¬<lb/> stehen) ist von eigentlichen Romanen bei den Römern nur der Goldene Esel<lb/> des Apulejus, bei den Griechen vollständig gar keiner erhalten und von<lb/> den wenigen griechischen im Auszug geretteten Romanen ist der des Jam¬<lb/> blichos der älteste. >— Nach Photius waren das classische Dreigestirn griechi¬<lb/> scher Romandichtung: Heliodor, Jamblichos und Achilles Tatius. Da indessen<lb/> Heliodor und Achilles Tatius Christen waren, so bleibt Jamblichos von den<lb/> drei bedeutendsten Meistern seiner Kunst als der einzige übrig, welcher sowohl<lb/> der Zeit als der Religion nach dem wirklichen Alterthum angehört. Der im<lb/> Myriobiblon des Photius enthaltene Auszug seines Werkes ist daher nicht<lb/> blos der älteste aus dem wirklichen Alterthum erhaltene Rest eines griechischen<lb/> Romanes, sondern es ist auch der einzige Rest eines solchen von Bedeutung.</p><lb/> <p xml:id="ID_779"> Von den Lebensverhältnissen des Jamblichos (— welcher mit keinem<lb/> der beiden dem 4. Jahrhundert nach Chr. angehörigen Platoniker dieses Na¬<lb/> mens verwechselt werden darf —) ist Folgendes bekannt:</p><lb/> <p xml:id="ID_780"> Er war aus Syrien gebürtig, gehörte aber nicht zu den zahlreichen, Sy¬<lb/> rien bewohnenden Griechen, sondern war der Sohn eingeborner syrischer Ael-<lb/> tern, redete syrische Sprache und lebte nach syrischen Sitten.</p><lb/> <p xml:id="ID_781" next="#ID_782"> Später erhielt er einen Babylonier zum Pflegevater und dieser brachte<lb/> ihm babylonische Sprache, Sitten und Ueberlieferungen bei. Die Siege Tra-<lb/> jan's, welche um .113 nach Chr. Babylonien dem römischen Reiche unter¬<lb/> warfen, führten einen abermaligen Wechsel des Bildungsgangs unsres Autors<lb/> herbei. Sein Pflegevater ward gefangen, als Sclave verkauft, jedoch weil er<lb/> in asiatischer Weisheit wohl unterrichtet war. Secretär des Kaisers. Jam¬<lb/> blichos eignete sich nun, um Rhetor zu werden, neben der ihm bereits geläu¬<lb/> figen syrischen und babylonischen noch die griechische Sprache an. Neben den<lb/> Studien, deren Ergebniß sein Roman ward, hatte er sich unter Leitung seines<lb/> babylonischen Pflegevaters noch der Magie gewidmet und zwar mit solchem<lb/> Erfolg, daß er im Jahr 167 nach Chr. nicht blos einen abermaligen Krieg<lb/> zwischen den Römern und Parthern, sondern auch dessen Ausgang richtig<lb/> prophezeihte; er hatte den Sieg der Römer vorhergesagt, und in der That</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0210]
Als erste unbestritten der Gattung des Romans in dem eben festgestellten
Sinne angehörige Erscheinungen nennt die Literaturgeschichte bei den Römern
gegen Ende der Negierung Hadrians (117—138) den „Goldenen Esel" des
Apulejus, welcher vollständig erhalten ist, und bei den Griechen um die Zeit
von 100—180 nach Christus die „Babyloniakci" des Jamblichos, welche nur
in dem Myriobiblon des Photius (cod, 94) im Auszug erhalten sind.
Aus dem wirklichen Alterthum (worunter wir hier nicht den mit dem
Jahre 476 nach Christus traditionell abgegrenzten Zeitraum, sondern die noch
nicht vom Christenthum ergriffene Zeit der Geistesthütigkeit der Alten ver¬
stehen) ist von eigentlichen Romanen bei den Römern nur der Goldene Esel
des Apulejus, bei den Griechen vollständig gar keiner erhalten und von
den wenigen griechischen im Auszug geretteten Romanen ist der des Jam¬
blichos der älteste. >— Nach Photius waren das classische Dreigestirn griechi¬
scher Romandichtung: Heliodor, Jamblichos und Achilles Tatius. Da indessen
Heliodor und Achilles Tatius Christen waren, so bleibt Jamblichos von den
drei bedeutendsten Meistern seiner Kunst als der einzige übrig, welcher sowohl
der Zeit als der Religion nach dem wirklichen Alterthum angehört. Der im
Myriobiblon des Photius enthaltene Auszug seines Werkes ist daher nicht
blos der älteste aus dem wirklichen Alterthum erhaltene Rest eines griechischen
Romanes, sondern es ist auch der einzige Rest eines solchen von Bedeutung.
Von den Lebensverhältnissen des Jamblichos (— welcher mit keinem
der beiden dem 4. Jahrhundert nach Chr. angehörigen Platoniker dieses Na¬
mens verwechselt werden darf —) ist Folgendes bekannt:
Er war aus Syrien gebürtig, gehörte aber nicht zu den zahlreichen, Sy¬
rien bewohnenden Griechen, sondern war der Sohn eingeborner syrischer Ael-
tern, redete syrische Sprache und lebte nach syrischen Sitten.
Später erhielt er einen Babylonier zum Pflegevater und dieser brachte
ihm babylonische Sprache, Sitten und Ueberlieferungen bei. Die Siege Tra-
jan's, welche um .113 nach Chr. Babylonien dem römischen Reiche unter¬
warfen, führten einen abermaligen Wechsel des Bildungsgangs unsres Autors
herbei. Sein Pflegevater ward gefangen, als Sclave verkauft, jedoch weil er
in asiatischer Weisheit wohl unterrichtet war. Secretär des Kaisers. Jam¬
blichos eignete sich nun, um Rhetor zu werden, neben der ihm bereits geläu¬
figen syrischen und babylonischen noch die griechische Sprache an. Neben den
Studien, deren Ergebniß sein Roman ward, hatte er sich unter Leitung seines
babylonischen Pflegevaters noch der Magie gewidmet und zwar mit solchem
Erfolg, daß er im Jahr 167 nach Chr. nicht blos einen abermaligen Krieg
zwischen den Römern und Parthern, sondern auch dessen Ausgang richtig
prophezeihte; er hatte den Sieg der Römer vorhergesagt, und in der That
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