Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.lion des Landesrechtes angeordnet, und die Ausführung des Beschlusses Ju¬ In wenigen Jahren war der Zustand, wie er in Heinrichs IV. Zeiten Das Königthum fühlte sich sicher und stark durch die herzliche Zustim¬ Im 15. Jahrhundert war fast aller Besitz an den Adel verschleudert lion des Landesrechtes angeordnet, und die Ausführung des Beschlusses Ju¬ In wenigen Jahren war der Zustand, wie er in Heinrichs IV. Zeiten Das Königthum fühlte sich sicher und stark durch die herzliche Zustim¬ Im 15. Jahrhundert war fast aller Besitz an den Adel verschleudert <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0136" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192437"/> <p xml:id="ID_514" prev="#ID_513"> lion des Landesrechtes angeordnet, und die Ausführung des Beschlusses Ju¬<lb/> risten königlicher Ernennung übertragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_515"> In wenigen Jahren war der Zustand, wie er in Heinrichs IV. Zeiten<lb/> geblüht, vollständig getilgt. Zwar hatte noch einmal der Adel, vom Herzog<lb/> von Jnfantado geführt, die Unzufriedenheit mit der Negierung recht deutlich<lb/> an den Tag gelegt; in offenem Manifeste forderte die Opposition Abschaffung<lb/> der Hermandad, welche der Adel durchaus nicht billigen könne, dagegen Ein¬<lb/> setzung eines Adelsausschusfes, welcher der Regierung zur Seite stehen, ihre<lb/> Acte controliren und erst gutheißen sollte, ehe sie zur Ausführung kämen.<lb/> Vor solchem Proteste würden die früheren Könige gezittert haben : die Zeiten<lb/> waren vorbei. In sehr bestimmtem Tone erging die königliche Antwort: „Die<lb/> Hermandad ist eine heilsame Einrichtung für die gestimmte Nation und von<lb/> derselben gebilligt; des Königs Prärogative ist, zuzuziehen in seinen Rath<lb/> wen er will; gefällt dem Adel dies nicht, so mag er vom Hofe wegbleiben;<lb/> wir denken nicht daran, das Beispiel Heinrichs IV. zu erneuern und zum<lb/> Spielball des Adels zu werden." Diese königliche Erklärung hat ihre Wir¬<lb/> kung nicht verfehlt: Niemand wagte mehr, was früher an der Tages¬<lb/> ordnung gewesen, activen Widerstand zu leisten. Und von Jahr zu Jahr<lb/> befestigten sich diese Zustände. Die Hermandad hatte 1498 ihre Aufgabe er¬<lb/> füllt: da löste man sie auf und behielt nur wenige Polizisten bei, ein schwaches<lb/> Abbild der großen Bedeutung dieses mächtigen Körpers.</p><lb/> <p xml:id="ID_516"> Das Königthum fühlte sich sicher und stark durch die herzliche Zustim¬<lb/> mung der unteren Stände. Jeder Schritt der Negierung geschah in Ueber¬<lb/> einstimmung mit der gesetzlichen Landesvertretung der Cortes. Die Könige<lb/> sorgten aufmerksam dafür, daß jede bedeutendere Stadt ihre Vertreter zu den<lb/> Cortes sendete. Um die Unterstützung des Bürgerthums war es ihnen vor¬<lb/> nehmlich zu thun: auf die Mitwirkung des Adels legten sie weniger Gewicht;<lb/> ja, wiederholt beriefen sie die mächtigeren Herren gar nicht zu den Sitzungen<lb/> der Reichsstände. Es gab Mittel anderer Art, den Adel von dem Willen<lb/> der Krone abhängig zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_517" next="#ID_518"> Im 15. Jahrhundert war fast aller Besitz an den Adel verschleudert<lb/> worden; das Krongut war aufs äußerste reducirt; an Reichthum, Besitz und<lb/> materiellen Mitteln stand die Krone hinter dem Adel weit zurück. Nun<lb/> hatten fofort 1476 die Städte auf den Cortes verlangt, daß die Rechtstitel<lb/> der königlichen Verleihungen aus früherer Zeit untersucht würden. Der<lb/> große Kardinal Mendoza redete Jsabella zu, und 1480 ordnete sie Revision<lb/> dieser Verhältnisse und Rückgabe der in letzter Zeit verliehenen Güter an-<lb/> Der Adel weigerte sich anfangs. Daraus schritt man bei Einzelnen mit Ge¬<lb/> walt, bei Andern mit Ueberredung, bei Dritten mit Abfindungssummen für<lb/> nachweisbare Rechte ein. Mendoza und der Königin Beichtvater, Talavera,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0136]
lion des Landesrechtes angeordnet, und die Ausführung des Beschlusses Ju¬
risten königlicher Ernennung übertragen.
In wenigen Jahren war der Zustand, wie er in Heinrichs IV. Zeiten
geblüht, vollständig getilgt. Zwar hatte noch einmal der Adel, vom Herzog
von Jnfantado geführt, die Unzufriedenheit mit der Negierung recht deutlich
an den Tag gelegt; in offenem Manifeste forderte die Opposition Abschaffung
der Hermandad, welche der Adel durchaus nicht billigen könne, dagegen Ein¬
setzung eines Adelsausschusfes, welcher der Regierung zur Seite stehen, ihre
Acte controliren und erst gutheißen sollte, ehe sie zur Ausführung kämen.
Vor solchem Proteste würden die früheren Könige gezittert haben : die Zeiten
waren vorbei. In sehr bestimmtem Tone erging die königliche Antwort: „Die
Hermandad ist eine heilsame Einrichtung für die gestimmte Nation und von
derselben gebilligt; des Königs Prärogative ist, zuzuziehen in seinen Rath
wen er will; gefällt dem Adel dies nicht, so mag er vom Hofe wegbleiben;
wir denken nicht daran, das Beispiel Heinrichs IV. zu erneuern und zum
Spielball des Adels zu werden." Diese königliche Erklärung hat ihre Wir¬
kung nicht verfehlt: Niemand wagte mehr, was früher an der Tages¬
ordnung gewesen, activen Widerstand zu leisten. Und von Jahr zu Jahr
befestigten sich diese Zustände. Die Hermandad hatte 1498 ihre Aufgabe er¬
füllt: da löste man sie auf und behielt nur wenige Polizisten bei, ein schwaches
Abbild der großen Bedeutung dieses mächtigen Körpers.
Das Königthum fühlte sich sicher und stark durch die herzliche Zustim¬
mung der unteren Stände. Jeder Schritt der Negierung geschah in Ueber¬
einstimmung mit der gesetzlichen Landesvertretung der Cortes. Die Könige
sorgten aufmerksam dafür, daß jede bedeutendere Stadt ihre Vertreter zu den
Cortes sendete. Um die Unterstützung des Bürgerthums war es ihnen vor¬
nehmlich zu thun: auf die Mitwirkung des Adels legten sie weniger Gewicht;
ja, wiederholt beriefen sie die mächtigeren Herren gar nicht zu den Sitzungen
der Reichsstände. Es gab Mittel anderer Art, den Adel von dem Willen
der Krone abhängig zu machen.
Im 15. Jahrhundert war fast aller Besitz an den Adel verschleudert
worden; das Krongut war aufs äußerste reducirt; an Reichthum, Besitz und
materiellen Mitteln stand die Krone hinter dem Adel weit zurück. Nun
hatten fofort 1476 die Städte auf den Cortes verlangt, daß die Rechtstitel
der königlichen Verleihungen aus früherer Zeit untersucht würden. Der
große Kardinal Mendoza redete Jsabella zu, und 1480 ordnete sie Revision
dieser Verhältnisse und Rückgabe der in letzter Zeit verliehenen Güter an-
Der Adel weigerte sich anfangs. Daraus schritt man bei Einzelnen mit Ge¬
walt, bei Andern mit Ueberredung, bei Dritten mit Abfindungssummen für
nachweisbare Rechte ein. Mendoza und der Königin Beichtvater, Talavera,
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