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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.

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Creditzeichen, wenn auch das Metallgeld, in den feinen Sorten wenigstens,
dem Creditzeichen ein Faustpfand hinzufügt.

Im sechsten Kapitel wird der Preis behandelt. Der Preis entsteht aus
dem Werth. Bei dem Werth kommt es daraus an, die in die qualitativ
einheitlich gedachte Vermögenssudstanz aufgenommenen Bestandtheile quanti¬
tativ zu bestimmen. Hierbei machen sich zunächst individuelle Bedingungen
geltend. Kommt es aber daraus an, die Bestandtheile des gesellschaftlichen,
nicht blos des individuellen Vermögens nach ihrem quantitativen Verhältniß
zu bestimmen, so treten zahlreiche Momente socialer Natur hinzu, welche den
Preis als den social actuellen Werth bedingen. Das ganze Kapitel ist durch
Klarheit, Vollständigkeit und die richtige Stellung der in Betracht kommenden
Momente ganz besonders hervorzuheben.

Aus dem Preis folgt der Gewinn. Es gibt keinen Vermögenstausch,
der nicht gewinnbringend ist, und zwar für beide Theile. Wo dieser Erfolg
nicht eintritt, ist der Handel fehlerhaft gewesen. Daß im Tausch als solchem
der Gewinn, und zwar der redliche Gewinn gesucht werden kann und soll,
liegt darin, daß die vertauschten Vermögensbestandtheile neue Verbindungen
eingehen sollen, durch welche latente Kräfte der Vermögensbildung zur Wirk¬
samkeit gelangen.

Der Begriff des Gewinns führt auf den Begriff des Kapitals. Das
Kapital ist das Vermögen in seiner Function als Vermögen bildende Macht.
In diesem Kapitel, dem achten, sind die aus dem Kapitalbegriff sich ergeben¬
den Unterbegrisse, deren Auffassung so lange an Unklarheit gelitten hat, auf
das Überzeugendste erhellt und vereinfacht. Dasselbe gilt vom neunten Ka¬
pitel, welches den Credit behandelt. Hier ist besonders der Gedanke bemer¬
kenswerth durchgeführt, daß der Credit selbst eine Kapitalsform und folglich
eine bestimmte Art erlangten Vermögens ist. Ferner aber ist die Ausführung
hervorzuheben, daß alles Kapital nur im Creditverhältniß zur Wirksamkeit
gelangen kann. Das heißt, alle anderen Kapitalsformen suchen die Verbin¬
dung mit dem Credit, und die Kapitalkraft des Credites besteht darin, andere
Kapitalformen anzuziehen und dem Creditbesitzer dienstbar zu machen. Im
Zehnten Kapitel wird der Begriff des Geschäfts auseinandergesetzt, als die
Vereinigung von Geldkapital und Arbeitskraftkapital. Das erste vertritt hier
alle übrigen erforderlichen Kapitalsformen. Das Geschäft muß, wenn es die
ihm innewohnende Absicht erreicht, das angewendete Geldkapital sowohl als
die angewendete Arbeitskraft nach dem Marktpreis verzinsen, außerdem aber
einen Ueberschuß abwerfen, der als Rente bezeichnet wird, und als dessen Be¬
dingung das Glück, d. h. ein Zusammentreffen solcher Umstände anzusehen
ist, welche die Geschäftsbegründung herbeizuführen niemals in ihrer Gewalt


Creditzeichen, wenn auch das Metallgeld, in den feinen Sorten wenigstens,
dem Creditzeichen ein Faustpfand hinzufügt.

Im sechsten Kapitel wird der Preis behandelt. Der Preis entsteht aus
dem Werth. Bei dem Werth kommt es daraus an, die in die qualitativ
einheitlich gedachte Vermögenssudstanz aufgenommenen Bestandtheile quanti¬
tativ zu bestimmen. Hierbei machen sich zunächst individuelle Bedingungen
geltend. Kommt es aber daraus an, die Bestandtheile des gesellschaftlichen,
nicht blos des individuellen Vermögens nach ihrem quantitativen Verhältniß
zu bestimmen, so treten zahlreiche Momente socialer Natur hinzu, welche den
Preis als den social actuellen Werth bedingen. Das ganze Kapitel ist durch
Klarheit, Vollständigkeit und die richtige Stellung der in Betracht kommenden
Momente ganz besonders hervorzuheben.

Aus dem Preis folgt der Gewinn. Es gibt keinen Vermögenstausch,
der nicht gewinnbringend ist, und zwar für beide Theile. Wo dieser Erfolg
nicht eintritt, ist der Handel fehlerhaft gewesen. Daß im Tausch als solchem
der Gewinn, und zwar der redliche Gewinn gesucht werden kann und soll,
liegt darin, daß die vertauschten Vermögensbestandtheile neue Verbindungen
eingehen sollen, durch welche latente Kräfte der Vermögensbildung zur Wirk¬
samkeit gelangen.

Der Begriff des Gewinns führt auf den Begriff des Kapitals. Das
Kapital ist das Vermögen in seiner Function als Vermögen bildende Macht.
In diesem Kapitel, dem achten, sind die aus dem Kapitalbegriff sich ergeben¬
den Unterbegrisse, deren Auffassung so lange an Unklarheit gelitten hat, auf
das Überzeugendste erhellt und vereinfacht. Dasselbe gilt vom neunten Ka¬
pitel, welches den Credit behandelt. Hier ist besonders der Gedanke bemer¬
kenswerth durchgeführt, daß der Credit selbst eine Kapitalsform und folglich
eine bestimmte Art erlangten Vermögens ist. Ferner aber ist die Ausführung
hervorzuheben, daß alles Kapital nur im Creditverhältniß zur Wirksamkeit
gelangen kann. Das heißt, alle anderen Kapitalsformen suchen die Verbin¬
dung mit dem Credit, und die Kapitalkraft des Credites besteht darin, andere
Kapitalformen anzuziehen und dem Creditbesitzer dienstbar zu machen. Im
Zehnten Kapitel wird der Begriff des Geschäfts auseinandergesetzt, als die
Vereinigung von Geldkapital und Arbeitskraftkapital. Das erste vertritt hier
alle übrigen erforderlichen Kapitalsformen. Das Geschäft muß, wenn es die
ihm innewohnende Absicht erreicht, das angewendete Geldkapital sowohl als
die angewendete Arbeitskraft nach dem Marktpreis verzinsen, außerdem aber
einen Ueberschuß abwerfen, der als Rente bezeichnet wird, und als dessen Be¬
dingung das Glück, d. h. ein Zusammentreffen solcher Umstände anzusehen
ist, welche die Geschäftsbegründung herbeizuführen niemals in ihrer Gewalt


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[0119] Creditzeichen, wenn auch das Metallgeld, in den feinen Sorten wenigstens, dem Creditzeichen ein Faustpfand hinzufügt. Im sechsten Kapitel wird der Preis behandelt. Der Preis entsteht aus dem Werth. Bei dem Werth kommt es daraus an, die in die qualitativ einheitlich gedachte Vermögenssudstanz aufgenommenen Bestandtheile quanti¬ tativ zu bestimmen. Hierbei machen sich zunächst individuelle Bedingungen geltend. Kommt es aber daraus an, die Bestandtheile des gesellschaftlichen, nicht blos des individuellen Vermögens nach ihrem quantitativen Verhältniß zu bestimmen, so treten zahlreiche Momente socialer Natur hinzu, welche den Preis als den social actuellen Werth bedingen. Das ganze Kapitel ist durch Klarheit, Vollständigkeit und die richtige Stellung der in Betracht kommenden Momente ganz besonders hervorzuheben. Aus dem Preis folgt der Gewinn. Es gibt keinen Vermögenstausch, der nicht gewinnbringend ist, und zwar für beide Theile. Wo dieser Erfolg nicht eintritt, ist der Handel fehlerhaft gewesen. Daß im Tausch als solchem der Gewinn, und zwar der redliche Gewinn gesucht werden kann und soll, liegt darin, daß die vertauschten Vermögensbestandtheile neue Verbindungen eingehen sollen, durch welche latente Kräfte der Vermögensbildung zur Wirk¬ samkeit gelangen. Der Begriff des Gewinns führt auf den Begriff des Kapitals. Das Kapital ist das Vermögen in seiner Function als Vermögen bildende Macht. In diesem Kapitel, dem achten, sind die aus dem Kapitalbegriff sich ergeben¬ den Unterbegrisse, deren Auffassung so lange an Unklarheit gelitten hat, auf das Überzeugendste erhellt und vereinfacht. Dasselbe gilt vom neunten Ka¬ pitel, welches den Credit behandelt. Hier ist besonders der Gedanke bemer¬ kenswerth durchgeführt, daß der Credit selbst eine Kapitalsform und folglich eine bestimmte Art erlangten Vermögens ist. Ferner aber ist die Ausführung hervorzuheben, daß alles Kapital nur im Creditverhältniß zur Wirksamkeit gelangen kann. Das heißt, alle anderen Kapitalsformen suchen die Verbin¬ dung mit dem Credit, und die Kapitalkraft des Credites besteht darin, andere Kapitalformen anzuziehen und dem Creditbesitzer dienstbar zu machen. Im Zehnten Kapitel wird der Begriff des Geschäfts auseinandergesetzt, als die Vereinigung von Geldkapital und Arbeitskraftkapital. Das erste vertritt hier alle übrigen erforderlichen Kapitalsformen. Das Geschäft muß, wenn es die ihm innewohnende Absicht erreicht, das angewendete Geldkapital sowohl als die angewendete Arbeitskraft nach dem Marktpreis verzinsen, außerdem aber einen Ueberschuß abwerfen, der als Rente bezeichnet wird, und als dessen Be¬ dingung das Glück, d. h. ein Zusammentreffen solcher Umstände anzusehen ist, welche die Geschäftsbegründung herbeizuführen niemals in ihrer Gewalt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_192299/119>, abgerufen am 11.02.2025.