Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.Als im vergangenen Sommer urplötz¬ Wir unterlassen, hier die Stellen zu sammeln, in denen über Frank¬ Als im vergangenen Sommer urplötz¬ Wir unterlassen, hier die Stellen zu sammeln, in denen über Frank¬ <TEI> <text> <body> <div> <div type="corrigenda" n="1"> <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192411"/> <p xml:id="ID_432"> Als im vergangenen Sommer urplötz¬<lb/> lich über uns das französische Kriegswetter hereinbrach, hieß es ganz allge¬<lb/> mein, der französische Militärbevollmächtigte in Berlin habe durch seine Be¬<lb/> richte zum Ausbruch des Krieges nicht unwesentlich beigetragen. Nachher<lb/> sind einzelne dieser Berichte in Paris zur Veröffentlichung gelangt, sie haben<lb/> den Verfasser in ganz anderem Lichte gezeigt als wir in Deutschland ihn<lb/> uns gedacht hatten. Und feit jetzt eine vollständigere Publikation seiner mili¬<lb/> tärischen Berichte über das preußische und deutsche Heerwesen uns vorliegt,<lb/> (linWvrts annal'W Berief 6c; Berlin 18K6—1870 Mr le Lolonel lZ-non<lb/> Ltokkel, koeler aktuelle militaire en ?russe. ?g,riK, (?a,i'nor Irreres 1871)<lb/> erkennen wir in dem Baron stosset nicht allein einen verständigen, gewissen¬<lb/> haften Berichterstatter, sondern auch einen Beobachter und Beurtheiler unserer<lb/> deutschen Einrichtungen, der mit scharfem Blicke das Wesentliche gesehen und<lb/> verstanden und, wie man wohl sagen darf, den Nagel auf den Kopf getrof¬<lb/> fen hat. Ein einleitender Brief an einen Freund läßt sich über die französische<lb/> Gegenwart und über den Krieg selbst aus. Wir sehen einen Franzosen vor<lb/> uns, der von glühender Vaterlandsliebe beseelt ist, der aber nicht allein, wie<lb/> die Größen des Tages in Frankreich, wie jene Thiers, Favre, Gambetta<lb/> seinen Patriotismus vor der Welt paradirt, fondern auch voll Einsicht und<lb/> Muth geradezu ausspricht, daß er überall die Zeichen des sittlichen und<lb/> geistigen Verfalles Frankreichs gewahr wird; wir citiren den Satz wörtlich:<lb/> -/Vnjourä'Iiui es <M in^t-triste xreLliue a I'eMl ac nos äesastres, ce sont.<lb/> los L>invtüines si t'r g, x x g, n t s ac ig, cleeaäenee nor-ne et intel-<lb/> lectuelle on nous homines tombes et la, eiainte gue la, lormidg-dle<lb/> Je<M «z^ni vient ä'etrL inüigee ä. 1a I^ranee no lui g.it rien axpris. Ueber¬<lb/> haupt ein merkwürdiges Verhängniß! Ein Franzose, der ganz von dem Ge¬<lb/> fühle durchdrungen ist von der Unvermeidlichkeit des französisch-deutschen<lb/> Krieges, und der gleichzeitig immer mehr von der Ueberlegenheit des deutschen<lb/> über das französische Heer sich überzeugt! Unzweideutig spricht sich sein Haß<lb/> gegen Deutschland aus, aber nicht blind hat ihn dieser Haß gemacht, nein<lb/> sein Auge ist durch ihn geschärft worden: das unvermeidliche Geschick, das<lb/> in dem unvermeidlichen Kriege seinem Vaterlande von dem durch Preußen<lb/> disciplinirten und geführten Deutschland droht, — dies Bild ist ihm bei allen<lb/> seinen Ausführungen gegenwärtig.</p><lb/> <p xml:id="ID_433" next="#ID_434"> Wir unterlassen, hier die Stellen zu sammeln, in denen über Frank¬<lb/> reich sich der Autor ausspricht. Wir wünschten vielmehr auf die Charakteri¬<lb/> stik unseres Heerwesens die Aufmerksamkeit politischer Kreise zu lenken, auf</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
Als im vergangenen Sommer urplötz¬
lich über uns das französische Kriegswetter hereinbrach, hieß es ganz allge¬
mein, der französische Militärbevollmächtigte in Berlin habe durch seine Be¬
richte zum Ausbruch des Krieges nicht unwesentlich beigetragen. Nachher
sind einzelne dieser Berichte in Paris zur Veröffentlichung gelangt, sie haben
den Verfasser in ganz anderem Lichte gezeigt als wir in Deutschland ihn
uns gedacht hatten. Und feit jetzt eine vollständigere Publikation seiner mili¬
tärischen Berichte über das preußische und deutsche Heerwesen uns vorliegt,
(linWvrts annal'W Berief 6c; Berlin 18K6—1870 Mr le Lolonel lZ-non
Ltokkel, koeler aktuelle militaire en ?russe. ?g,riK, (?a,i'nor Irreres 1871)
erkennen wir in dem Baron stosset nicht allein einen verständigen, gewissen¬
haften Berichterstatter, sondern auch einen Beobachter und Beurtheiler unserer
deutschen Einrichtungen, der mit scharfem Blicke das Wesentliche gesehen und
verstanden und, wie man wohl sagen darf, den Nagel auf den Kopf getrof¬
fen hat. Ein einleitender Brief an einen Freund läßt sich über die französische
Gegenwart und über den Krieg selbst aus. Wir sehen einen Franzosen vor
uns, der von glühender Vaterlandsliebe beseelt ist, der aber nicht allein, wie
die Größen des Tages in Frankreich, wie jene Thiers, Favre, Gambetta
seinen Patriotismus vor der Welt paradirt, fondern auch voll Einsicht und
Muth geradezu ausspricht, daß er überall die Zeichen des sittlichen und
geistigen Verfalles Frankreichs gewahr wird; wir citiren den Satz wörtlich:
-/Vnjourä'Iiui es <M in^t-triste xreLliue a I'eMl ac nos äesastres, ce sont.
los L>invtüines si t'r g, x x g, n t s ac ig, cleeaäenee nor-ne et intel-
lectuelle on nous homines tombes et la, eiainte gue la, lormidg-dle
Je<M «z^ni vient ä'etrL inüigee ä. 1a I^ranee no lui g.it rien axpris. Ueber¬
haupt ein merkwürdiges Verhängniß! Ein Franzose, der ganz von dem Ge¬
fühle durchdrungen ist von der Unvermeidlichkeit des französisch-deutschen
Krieges, und der gleichzeitig immer mehr von der Ueberlegenheit des deutschen
über das französische Heer sich überzeugt! Unzweideutig spricht sich sein Haß
gegen Deutschland aus, aber nicht blind hat ihn dieser Haß gemacht, nein
sein Auge ist durch ihn geschärft worden: das unvermeidliche Geschick, das
in dem unvermeidlichen Kriege seinem Vaterlande von dem durch Preußen
disciplinirten und geführten Deutschland droht, — dies Bild ist ihm bei allen
seinen Ausführungen gegenwärtig.
Wir unterlassen, hier die Stellen zu sammeln, in denen über Frank¬
reich sich der Autor ausspricht. Wir wünschten vielmehr auf die Charakteri¬
stik unseres Heerwesens die Aufmerksamkeit politischer Kreise zu lenken, auf
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