Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.steh tritt bei einzelnen Schülern mit zunehmenden Jahren ein Grad geistiger Kerder's Linwirliung aus die deutsche Lyrik von 177V--1775. Von E. Laas. (Schluß.) Ursprüngliche Klopstock'sche Odenform nach dem Vorbild des Horaz fin¬ Theilen kann ich auch nicht dieser Seele Gefühl, Diese Horazianische Poesie hatte durch Herder den Todesstoß erhalten; An die Stelle der letzteren trat auch bei Goethe seit Straßburg das Aber auch diese lyrische Form hat das tiefe, von selbsteigenem Leben steh tritt bei einzelnen Schülern mit zunehmenden Jahren ein Grad geistiger Kerder's Linwirliung aus die deutsche Lyrik von 177V—1775. Von E. Laas. (Schluß.) Ursprüngliche Klopstock'sche Odenform nach dem Vorbild des Horaz fin¬ Theilen kann ich auch nicht dieser Seele Gefühl, Diese Horazianische Poesie hatte durch Herder den Todesstoß erhalten; An die Stelle der letzteren trat auch bei Goethe seit Straßburg das Aber auch diese lyrische Form hat das tiefe, von selbsteigenem Leben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0102" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192402"/> <p xml:id="ID_383" prev="#ID_382"> steh tritt bei einzelnen Schülern mit zunehmenden Jahren ein Grad geistiger<lb/> Stumpfheit ein, der denn doch die Frage nahe legt, ob hier nicht ein ener¬<lb/> gisches „Halt" geboten erscheint. — Solche Zustände sind aber nur möglich,<lb/> wo das Schulwesen, wie in Sachsen, der fachmännischer Leitung ent¬<lb/> behrt, welche aus eigener Erfahrung überall das rechte Maß zu finden<lb/> weiß. (Schluß folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Kerder's Linwirliung aus die deutsche Lyrik von<lb/> 177V—1775.<lb/><note type="byline"> Von E. Laas.</note> (Schluß.)</head><lb/> <p xml:id="ID_384"> Ursprüngliche Klopstock'sche Odenform nach dem Vorbild des Horaz fin¬<lb/> det sich bei Goethe nur einmal verwerthet in dem choriambischen Hymnus am<lb/> Anfang des Mahomet:</p><lb/> <quote> Theilen kann ich auch nicht dieser Seele Gefühl,<lb/> Fühlen kann ich auch nicht allen ganzes Gefühl,<lb/> Wer, wer wendet dein Fied'n s^n Ohr?<lb/> Dem bittenden Auge den Blick?<lb/> Hebe, liebendes Herz, dem Erschaffenden dich!<lb/> Sei mein Herr du, mein Gott! Du alllicbender, du!<lb/> Der die Sonne, den Mond und die Stern'<lb/> schuf, Erde und Himmel und Dich.</quote><lb/> <p xml:id="ID_385"> Diese Horazianische Poesie hatte durch Herder den Todesstoß erhalten;<lb/> man fühlt selbst bei Goethe den Zwang und die Unnatur; sie mußte all-<lb/> mählig verbluten wie die Anakreontische Tändelei.</p><lb/> <p xml:id="ID_386"> An die Stelle der letzteren trat auch bei Goethe seit Straßburg das<lb/> volksthümliche Lied. Seit dem Umgang mit Herder lauschte er wie Bürger<lb/> auf die Weisen des Volkslieds, und lernte ihm den empfindungsvollen, ein¬<lb/> fachen echt deutschen Ton ab.</p><lb/> <p xml:id="ID_387" next="#ID_388"> Aber auch diese lyrische Form hat das tiefe, von selbsteigenem Leben<lb/> quellende edle Dichtergemüth über das, was er vorfand und was ihn zuerst</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0102]
steh tritt bei einzelnen Schülern mit zunehmenden Jahren ein Grad geistiger
Stumpfheit ein, der denn doch die Frage nahe legt, ob hier nicht ein ener¬
gisches „Halt" geboten erscheint. — Solche Zustände sind aber nur möglich,
wo das Schulwesen, wie in Sachsen, der fachmännischer Leitung ent¬
behrt, welche aus eigener Erfahrung überall das rechte Maß zu finden
weiß. (Schluß folgt.)
Kerder's Linwirliung aus die deutsche Lyrik von
177V—1775.
Von E. Laas. (Schluß.)
Ursprüngliche Klopstock'sche Odenform nach dem Vorbild des Horaz fin¬
det sich bei Goethe nur einmal verwerthet in dem choriambischen Hymnus am
Anfang des Mahomet:
Theilen kann ich auch nicht dieser Seele Gefühl,
Fühlen kann ich auch nicht allen ganzes Gefühl,
Wer, wer wendet dein Fied'n s^n Ohr?
Dem bittenden Auge den Blick?
Hebe, liebendes Herz, dem Erschaffenden dich!
Sei mein Herr du, mein Gott! Du alllicbender, du!
Der die Sonne, den Mond und die Stern'
schuf, Erde und Himmel und Dich.
Diese Horazianische Poesie hatte durch Herder den Todesstoß erhalten;
man fühlt selbst bei Goethe den Zwang und die Unnatur; sie mußte all-
mählig verbluten wie die Anakreontische Tändelei.
An die Stelle der letzteren trat auch bei Goethe seit Straßburg das
volksthümliche Lied. Seit dem Umgang mit Herder lauschte er wie Bürger
auf die Weisen des Volkslieds, und lernte ihm den empfindungsvollen, ein¬
fachen echt deutschen Ton ab.
Aber auch diese lyrische Form hat das tiefe, von selbsteigenem Leben
quellende edle Dichtergemüth über das, was er vorfand und was ihn zuerst
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